Die Arbeitszeit-Diskussion nimmt wieder Fahrt auf. In Zeiten von Rezession, anhaltend hoher Inflation und massiven Staatsschulden schlägt die Industrie jetzt Alarm: Wenn nicht mehr Menschen wieder Vollzeit arbeiten, drohen langfristig wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen.
"Österreich muss wieder auf die Überholspur", sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) am Samstag im "Journal zu Gast". Durch hohe Bürokratie, teure Energie und geringe Produktivitätszuwächse ist Österreich im EU-Vergleich weit abgerutscht. "Es kann nicht sein, dass Österreich unter dem EU-Schnitt ist", so der Minister.
Die Regierung wolle mit einem "Leistungspaket" gegensteuern. Dazu zählen Maßnahmen wie die Abschaffung der Bildungskarenz, steuerfreie Mitarbeiterprämien und Steuererleichterungen für Arbeiten im Alter.
Ein wirtschaftspolitischer Schwerpunkt der Bundesregierung liegt auf der Stärkung der Industrie. "Wir brauchen langfristige Strategien für den Industriestandort Österreich, die über die Legislaturperiode hinaus reichen", betonte Hattmannsdorfer. Es brauche ein "Bekenntnis, Österreich als Industrieland zu positionieren". Ziel sei es, durch strategische Standortpolitik und eine stärkere Kapitalmarktentwicklung Investoren mehr Verlässlichkeit zu bieten.
Laut Eurostat beträgt die durchschnittliche Arbeitszeit in Österreich 35,7 Stunden, nur in Deutschland, Dänemark und den Niederlanden arbeitet man im EU-Vergleich weniger. Für den Wirtschaftsminister ist das Grund zur Sorge: "Wir sind europäischer Rekordhalter in der Reduktion der Arbeitsstunden. Es wird sich auf Dauer nicht ausgehen." Geht die Babyboomer-Generation in Pension, werde es am Arbeitsmarkt ein strukturelles Defizit von 500.000 Personen geben, rechnete der VP-Politiker vor.
„Im Teilzeitmodus gibt es keine Spitäler, keine Altersheime und kein Schnitzel beim Wirten.“Wolfgang Hattmannsdorferfordert Bereitschaft zu mehr Arbeit
Im Interview plädierte er für eine Bereitschaft zu mehr Arbeit, Teilzeit sei "zu attraktiv". Er habe Verständnis, wenn Personen aufgrund von Verpflichtungen gegenüber Kindern oder Eltern Teilzeit arbeiten müssen. "Ich habe aber überhaupt kein Verständnis, wenn man gesund ist, keine Verpflichtungen hat und trotzdem Teilzeit arbeitet", so Hattmannsdorfer. "Im Teilzeitmodus gibt es keine Spitäler, keine Altersheime und auch kein Schnitzel beim Wirten."