Er ist der Leiter des Lehrstuhls für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft an der Montanuniversität Leoben. Roland Pomberger, der in seinem früheren Berufsleben abfallrechtlicher Geschäftsführers bei der Saubermacher Dienstleistungs AG war, soll nun widerlegt haben, dass von der Deponie "Am Ziegelofen" westlich St. Pölten eine größere Gefahr ausgeht.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte Ende letzten Jahres aufgedeckt, dass dort über Jahre hinweg tausende Tonnen Müll, ohne Aufarbeitung, illegal verscharrt worden waren und sprach vom "größten Deponie-Skandal in Österreichs jüngerer Geschichte". Es folgte eine Anzeige wegen Umweltgefährdung bei der Staatsanwaltschaft – "Heute" berichtete.
In einer aktuellen Aussendung schreibt die Betreiberfirma, die Zöchling Abfallverwertungs GmbH, dass sie Pomberger als unabhängigen Experten beauftragt habe, ein Gutachten zu erstellen. Es soll jetzt die anhaltenden "Vorwürfe der Umweltgefährdung gegen das Unternehmen" entkräften.
Der Professor für Abfallverwertungstechnik, "kommt in seinem umfassenden Gutachten zu einem klaren Schluss: Von der Deponie 'Am Ziegelofen' in St. Pölten geht weder eine akute Gefahr, noch eine generelle Umweltgefährdung aus", heißt es von der Zöchling GmbH.
Eine unangemeldete Razzia durch die Behörden führte letzten Dezember zur Sperre der Deponie. Auf dem 17,2 Hektar große Areal lagern der Umweltschutzorganisation Greenpeace zufolge mindestens zwei Millionen Tonnen Müll – wie viel davon unbehandelt, klammheimlich verscharrt wurde, untersuchte zuletzt die Abteilung für Umwelt- und Anlagenrecht des Landes Niederösterreich. Die Behörde veranlasste Probeschürfe mit anschließenden Untersuchungen, an insgesamt 22 Stellen.
2019: Die Zöchling Abfallverwertungs GmbH kauft die Deponie "Am Ziegelofen" von der Stadt St. Pölten. Das Unternehmen importiert tausende Tonnen Müll aus Italien. Behörden verdreifachten die zulässigen Müllarten und erhöhen die Grenzwerte für Geruchsbelastung. 2021: Laut Greenpeace, vermuteter Beginn der illegalen Deponierungen. Dezember 2024: Behörden-Razzia auf "Am Ziegelofen", weitere Ablagerungen werden gestoppt. Jänner 2025: Greenpeace spricht vom "größten Deponie-Skandal in Österreichs jüngerer Geschichte" und forderte eine Ausweitung der Untersuchungen. Februar 2025: Greenpeace-Vorwürfe zu weiterer Deponie in Pyhra, Anrainer sammeln 600 Unterschriften – Warnung vor Trinkwassergefährdung. März 2025: Greenpeace erstattet Anzeige wegen vorsätzlicher Umweltgefährdung durch die Deponie "Am Ziegelofen". Probeschürfungen bestätigen jahrelange illegale Ablagerungen. Die Zöchling GmbH wird von der zuständigen Behörde zur Räumung aufgefordert. Mai2025: Brand auf der behördlich gesperrten Deponie. Die Polizei geht von Selbstentzündung aus. Es folgen zwei weitere Brände. Juli 2025: Die ursprüngliche Frist zur Räumung verstreicht. Die Zöchling GmbH legt ein Gutachten vor, das beweisen soll, dass keine Umweltgefahr besteht.
Danach war klar, dass es sich nicht um einen "kurzfristigen Logistikfehler" handelt, wie der Leiter der Behörde, Leopold Schalhas, gegenüber der APA klarstellte. Wenige Wochen später steht fest: Die Zöchling GmbH muss das Areal räumen. Das Unternehmen wehrt sich seither dagegen und sprach von einem "unverhältnismäßigen Schritt". Bereits am 3. Juli endete die Ursprüngliche Frist für die Räumung.
Die Zöchling GmbH bat um eine Verlängerung und argumentierte, dass man ein Sanierungskonzept vorlegen werde. Seitens der Behörde hieß es dann, man wolle auf die Vorschläge des Unternehmens warten. Jetzt liegen der Behörde die Dokumente vor.
"Das Gutachten, das mit Ende Juli 2025 fristgerecht an das Amt der niederösterreichischen Landesregierung übermittelt wurde, beinhaltet Maßnahmen zur weiteren Vorgehensweise", schreibt die Zöchling GmbH.
"Die Zöchling Abfallverwertung GmbH, die seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner bei der Entsorgung und Verwertung von Abfällen sowie beim Recycling von Baurestmassen in Niederösterreich ist, sichert der zuständigen Behörde volle Kooperation zu und strebt im Einvernehmen mit dem Land Niederösterreich eine gemeinsame Lösung an", heißt es weiter.
"Heute" wollte von der Abteilung für Umwelt- und Anlagenrecht wissen, ob sie nun ihre Aufforderung zur Räumung zurückzieht. Vom Leiter der niederösterreichischen Behörde, Leopold Schalhas heißt es dazu: "Die Sache ist glasklar. Die Zöchling GmbH widerlegt einen Vorwurf, der nie von uns erhoben wurde. Unser Vorwurf war immer, dass das Material einfach unbearbeitet deponiert wurde."
Man sei jetzt Monate hingehalten worden, bis letzte Woche Donnerstag das besagte Dokument inklusive Begleitschreiben vom Anwalt eintrudelte. "Dort steht im wesentlichen, dass keine akute Umweltgefährdung besteht, aber das wussten wir auch schon vorher. Der Punkt ist: Die Gesetze wurden nicht eingehalten. Daran ändert auch das Gutachten nichts." Trotzdem werde man es prüfen.
Ein brisantes Detail zum Schluss: Erst kürzlich verhängte das Kartellgericht wegen illegalen Absprachen eine Geldbuße von 7,085 Millionen Euro gegen die Saubermacher Dienstleistungs AG – ausgerechnet jenes Unternehmen, wo Gutachter Roland Pomberger im betreffenden Zeitraum Geschäftsführer war.
"Die Zöchling GmbH strebt eine gemeinsame Lösung an und möchte kooperativ sein", rekapituliert Schalhas: "Das kann das Unternehmen zeigen, wenn wir demnächst die Frist für die Räumung aussprechen."