Alarmierende Zahlen

Aggressiver Brustkrebs bei jungen Frauen nimmt zu

Neue europäische Daten zeigen: Bei Unter-40-Jährigen treten Tumore häufiger besonders aggressiv auf.
Heute Life
02.12.2025, 22:53
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Immer mehr junge Frauen erkranken an Brustkrebs – und die Tumore verlaufen bei ihnen oft aggressiver als bei älteren Patientinnen. Darauf weisen mehrere Studien hin, die internationale Krebsregister ausgewertet haben. Eine globale Analyse aus dem Jahr 2025 zeigt etwa, dass die Inzidenz bei Frauen unter 40 zwischen 1990 und 2021 von 8,9 auf 11,7 Fälle pro 100.000 Frauen gestiegen ist.

Auch die größere Aggressivität der Tumoren bei jungen Frauen fällt in Studien auf. Eine französische Untersuchung von 2022 zeigte, dass die Häufigkeit von invasivem Brustkrebs bei jüngeren Frauen zwischen 1990 und 2018 im Schnitt um rund 2,1 Prozent pro Jahr zugenommen hat. "Invasiv" heißt, dass der Tumor nicht mehr auf sein ursprüngliches Gewebe begrenzt ist, sondern bereits in umliegende Strukturen hineinwächst – häufig zunächst in Milchgänge und Drüsenläppchen und später auch in Lymphknoten sowie Blutgefäße.

Junge Frauen fallen durchs Screening-Raster

Grundsätzlich ist das Risiko für größere und schneller wachsende Tumore bei Frauen vor der Menopause höher als nach der Menopause. Doch die meisten Screening-Programme (Mammografie) richten sich primär an ältere Altersgruppen. Junge Frauen fallen oft durchs Raster – und ihre Tumoren werden daher nicht selten erst entdeckt, wenn sie bereits gestreut haben. Hinzu kommt: Die Überlebensraten sind bei Jüngeren niedriger – vor allem bei fortgeschritteneren Stadien.
Fachleute sehen deshalb eine wachsende Lücke in der Früherkennung und fordern mehr Aufmerksamkeit für Warnzeichen auch unter 50.

In Österreich wird die Teilnahme am Brustkrebs-Früherkennungsprogramm vor allem Frauen zwischen 45 und 74 Jahren empfohlen, möglich ist sie aber bereits ab 40. Für noch jüngere Frauen existieren derzeit keine offiziellen Richtlinien.

Neue Erkenntnisse präsentiert

US-Wissenschafter haben in einer kleineren Auswertung genauer untersucht, wie oft Brustkrebs bei jungen Frauen vorkommt, in welchen Stadien er entdeckt wird und auf welchem Weg die Diagnose erfolgt. Dafür wertete das Team Daten von sieben ambulanten Zentren im Raum New York aus. Zwischen 2014 und 2024 wurden dort fast 1.800 Brustkrebsfälle bei Frauen im Alter von 18 bis 49 Jahren registriert. Damit machten diese Patientinnen pro Jahr rund 20 bis 24 Prozent aller diagnostizierten Brustkrebsfälle aus. Die Ergebnisse wurden kürzlich bei der Jahrestagung der Radiological Society of North America (RSNA) präsentiert.

Durchschnittliches Erkrankungsalter: 42,6 Jahre

Die US-Auswertung zeigt, dass das durchschnittliche Diagnosealter bei 42,6 Jahren lag. 41 Prozent der Tumoren wurden im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen entdeckt, 59 Prozent dagegen erst bei diagnostischen Abklärungen. Besonders auffällig – und besorgniserregend – war der hohe Anteil fortgeschrittener Erkrankungen: In 80,7 Prozent der Fälle handelte es sich um invasiven Brustkrebs.

"Der Großteil dieser Tumoren war invasiv, konnte sich also über die Brust hinaus ausbreiten, und viele verliefen aggressiv – vor allem bei Frauen unter 40", erklärte Radiologin Stamatia Destounis. Einige Fälle seien zudem triple-negativ gewesen, eine schwerer behandelbare Form, weil sie nicht auf die üblichen hormonbasierten Therapien anspricht.
Destounis betont außerdem, dass die Ergebnisse über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg auffallend konstant geblieben seien. Obwohl insgesamt weniger junge Frauen untersucht wurden, sank die absolute Zahl der Brustkrebsdiagnosen in dieser Altersgruppe nicht.

"Die Studie zeigt, dass ein relevanter Anteil der Erkrankungen bei Frauen unter 40 festgestellt wird – also in einer Altersgruppe, für die es bislang keine Vorsorgeleitlinien gibt", betonte Radiologin Stamatia Destounis. Ärztinnen und Ärzte sollten daher bei Patientinnen in diesem Alter eine individuelle Risikoeinschätzung vornehmen, um jene mit erhöhtem Risiko zu erkennen, die von intensiveren Früherkennungsmaßnahmen profitieren könnten.

Gründe für die steigende Betroffenenzahl

Warum aber nehmen Brustkrebsfälle bei jungen Frauen seit Jahrzehnten zu? Fachleute vermuten eine Mischung aus Umwelt- und Lebensstilfaktoren. Zusätzlich dürften hormonelle Veränderungen mit hineinspielen. Eine frühere erste Regelblutung, weniger Schwangerschaften und späteres Kinderkriegen verlängern die Zeit, in der Frauen Östrogen und Progesteron ausgesetzt sind. Das kann laut einer Studie der Harvard Medical School das Risiko für hormonrezeptorpositiven Brustkrebs erhöhen. Weil Schwangerschaften und Stillzeiten als hormonelle "Pausen" fehlen, bleiben diese Hormone länger wirksam – und das Zeitfenster, in dem sie die Krebsentstehung begünstigen könnten, wird größer.

{title && {title} } red, {title && {title} } 02.12.2025, 22:53
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