Der letzte Winter war in Österreich ausgesprochen schneearm. Allerdings waren April und Mai auch sehr kühle Monate. Und so kam es in den letzten Wochen noch zu neuen Schneefällen. Kommt die Sonne heraus, schmelzen die Schneefelder im Gebirge an, gefrieren in der Nacht dann aber wieder. Die Massen verdichten sich dadurch und werden so für Wanderer zur tückischen Gefahr, die im schlimmsten Fall zum Absturz führen kann.
"Auch wenn wir in den Ostalpen insgesamt einen schneearmen Winter hatten, darf man sich davon nicht täuschen lassen. Auch dieses Jahr sind Altschneefelder im Gebirge eine nicht zu unterschätzende Gefahr", warnt Jörg Randl, Leiter der Abteilung Bergsport im Alpenverein. Die kühlen Temperaturen im Mai haben laut Randl dafür gesorgt, dass die Altschneefelder noch länger ein Thema sein werden.
Bis weit in den Sommer hinein können sich diese noch halten, in hohen schattigen Lagen sogar das ganze Jahr über. "Wer unüberlegt versucht, mit wenigen wackeligen Schritten über ein Schneefeld zu kommen, riskiert unter Umständen schwere oder sogar tödliche Abstürze", so Randl.
Abhilfe schafft klarerweise die richtige Ausrüstung. "Wichtig sind Bergwanderschuhe mit einer harten, steifen Profilsohle, mit denen ich im Sichelschlag Stufen schlagen kann. Außerdem sollten Spikes bei jeder Bergtour dabei sein, zudem geben Wanderstöcke zusätzliche Sicherheit und helfen beim Gleichgewicht." Und: Die obersten zehn Zentimeter sollten spürbar aufgeweicht sein. Bei Unsicherheit sollte die Tour sicherheitshalber abgebrochen werden.
Weitere Tipps des Alpenvereins
Die richtige Technik kann entscheidend sein: Eine aufrechte Körperhaltung, mit leicht nach innen geneigten Hüften und dem Körperschwerpunkt über dem talseitigen Schuh. Wanderstöcke helfen, das Gleichgewicht zu halten, verhindern ein Ausrutschen jedoch nicht zuverlässig. Aus diesem Grund empfiehlt Jörg Randl sogenannte Snowspikes: "Spikes funktionieren wie Schneeketten für die Wanderschuhe. Sie sind schnell angelegt und sorgen für deutlich besseren Halt auf hartem Schnee. Schade, dass diese wichtige Sicherheitsausrüstung noch zu wenig genutzt wird."
Vollständige Bekleidung und Handschuhe sind auf kritischen Schneepassagen unverzichtbar. Verliert jemand trotz aller Vorsicht den Halt, zählt jede Sekunde. Jörg Randl dazu: "Wer wegrutscht, muss sich blitzartig auf den Bauch werfen und mit Armen und Beinen bremsen – wie bei einem Liegestütz. Diese Reaktion kann über Leben und Tod entscheiden, bevor die Rutschgeschwindigkeit unbeherrschbar wird."
Je nach Ausrichtung variieren auch die Bedingungen an den Berghängen. Daher rät der Alpenverein den Wanderern, sich vor jeder Tour genau über die aktuellen Bedingungen zu informieren. Einen tagesaktuellen Überblick über die Schneeverhältnisse auf der geplanten Tour bieten lokale Webcams und spezialisierte Tourenplanungs-Apps wie alpenvereinaktiv.com, die seit dieser Saison eine digitale Schneehöhenkarte anbietet. Bei Ausflügen mit Kindern ist besondere Vorsicht geboten: Nur mit moderater Neigung und einem sanften, steinlosen Auslauf sind Schneefelder ein geeigneter Spielplatz.