"Am ersten Tag masturbiert man mit rund 20 Personen im Raum. Am zweiten Tag berührt man gegenseitig die Genitalien und am dritten Tag folgen anale Berührungen." Dies berichtet eine ehemalige Studentin über das, was sie am Zürcher Bodywork Center bei der Ausbildung zum Sexological Bodyworker bzw. zur Tantra-Masseurin erlebte. SRF Impact hat mit Betroffenen gesprochen, die über unangenehme Erfahrungen am Center sprechen.
Eine andere Absolventin berichtet, dass am letzten Tag das sogenannte Analfisting (also das Einführen einer Hand in den Anus) auf dem Ausbildungsprogramm stand. "Ich wollte das nicht. Ich habe angefangen zu weinen und wollte den Raum verlassen. Man bat mich, im Raum zu bleiben – das sei gut für mich. Erst nach 15 Minuten verließ ich schluchzend den Raum."
Ein ehemaliger Schüler und selbst Lehrer spricht von Machtdynamiken am Center: Viele hätten den Schulleiter oder seine Partnerin massieren müssen, ohne dass eine Drittperson zur Beurteilung anwesend gewesen sei.
Viele der Teilnehmenden empfanden das Kursprogramm als "überfordernd" und sprachen von starkem Gruppendruck. Es seien persönliche Grenzen nicht respektiert worden: "Wenn jemand etwas nicht machen wollte, wurde das fast nicht akzeptiert. Es hieß, man habe dort ein Thema, bei dem man erst recht hineingehen solle", wird eine Teilnehmerin zitiert. Weitere Vorwürfe sind, dass Schülerinnen, die zuvor sexualisierte Gewalt erlebt hatten, durch die Ausbildung retraumatisiert worden seien.
Die Leitung des Bodywork Center, das nach eigenen Angaben 95 Prozent zufriedene Absolventen hat, nahm gegenüber SRF schriftlich Stellung. Sie gibt an, es hätten bereits Zehntausende dort Kurse besucht. Man arbeite nach einem "umfassenden ethischen Regelwerk". Zudem gibt der Schulleiter an, er habe anfänglich Fehler gemacht, sich nun aber "einem strukturierten Accountability-Prozess" unterzogen.
"In gewissen Kursen werden die Partner zunächst per Los ausgewählt, anschließend entscheiden beide frei, ob und in welcher Form sie zusammenarbeiten möchten", heißt es. Freiwilligkeit sei das oberste Prinzip: "Wer Übungen nicht machen möchte, kann jederzeit seine Grenzen mitteilen und sich enthalten." Das Credo der Schule ist laut SRF allerdings Selbsterfahrung: Wer später im Beruf etwas weitergebe, solle es zuerst am eigenen Körper erlebt haben.
Zur Episode mit dem Fisting sagt die Schulleitung, dies sei kein Bestandteil des Ausbildungsangebots. Allerdings würden "Übungen mit analen Berührungen" durchgeführt.