Seit diesem Schuljahr ist Schießen in Polen Teil des obligatorischen Unterrichts – alle Schüler ab der neunten Klasse müssen daran teilnehmen. Hintergrund ist die russische Invasion in der Ukraine am 24. Februar 2022 und die späteren Drohungen von führenden Kreml-Propagandisten wie Dmitri Medwedew ("Polen wird verschwinden") oder Wladimir Solowjow ("Wir greifen Polen an").
Im August 2022 brachte der damalige Bildungsminister Przemysław Czarnek einen Erlass, laut dem die polnische Jugend ab der neunten Klasse im Schießen und dem sicheren Umgang mit der Waffe ausgebildet werden soll. Dabei können Schulen selbst entscheiden, ob sie Druckluftgewehre, Softair- oder Laserwaffen verwenden oder ob sie auf eine virtuelle Simulation zurückgreifen. Seit diesem Schuljahr ist der Schussunterricht Realität, eine Schulstunde ist dafür im Lehrplan vorgesehen.
"20 Minuten" begleitete in Łódź eine Gruppe von Teenagern, die im Rahmen des Schussunterrichts erstmals eine Waffe in der Hand hatten. "Ich habe noch nie geschossen und bin nervös", sagte Maja (14). "Wenn der Krieg kommt, muss man bereit sein und sich verteidigen", betonte hingegen Ilia (15). "Ich denke, es ist eine gute Vorbereitung für junge Menschen, von klein auf mit Waffen in Berührung zu kommen. Je früher, desto besser, damit die Kinder keine Angst vor Waffen haben", so die 19-jährige Kornelia.
Nach ihrem Schusstraining ging Maja nochmal vors Mikro: "Ich finde, es ist ein guter Grund. Man weiß ja, was in der Welt passiert. Und man weiß nicht, was in der Zukunft noch geschehen kann. So werden die Leute in den Schulen für solche Situationen vorbereitet."
Jan Opielka ist Journalist in Polen, seit 20 Jahren arbeitet er für deutschsprachige Medien und beschäftigt sich intensiv mit der polnischen Politik. "Das Ziel der Regierung ist es, dass man Jugendliche an den Umgang mit Waffen heranführt. Das wurde eingeführt, weil in der Gesellschaft eine bestimmte Stimmung vorherrscht, die durch Angst, dass der Krieg in der Ukraine in Zukunft auf Polen übergreifen könnten, geprägt ist", erklärte er zu "20 Minuten".