Gabi S. (Name geändert) hat es satt: Seit Ende 2024 benutzen Essenslieferanten auf ihren E-Mopeds und (E-)Bikes verstärkt den Gehweg einer Wohnsiedlung in der Donaustadt – trotz Fahrverbot: "Die fahren überall – am Gehsteig, durch die Siedlung, die sch**ßen sich einfach nix", meint die 58-jährige Anrainerin zu "Heute".
Konkret geht es um einen Gehweg, der zwischen der Langobardenstraße 170 bis zur Bergengasse 6 verläuft. Für die Essenslieferanten – überwiegend von Foodora, aber auch von Wolt und Lieferando – auf ihren E-Mopeds und E-Bikes ist dies eine willkommene Abkürzung zu einem Lokal in der Bergengasse.
„Selbst dem Dümmsten müsste klar sein, dass bei einem Radverbotsschild nicht mit E-Mopeds gefahren werden darf“Gabi S.verärgerte Anrainerin
Beim "Heute"-Lokalaugenschein zeigt sich, dass die Fahrer den Gehweg (an beiden Seiten ist ein Radfahrverbots-Schild montiert) als Durchfahrt benützen – von beiden Seiten und teilweise auch mit erhöhter Geschwindigkeit. Betroffen sind vor allem Stiege 1 und 2, dort befindet sich zudem ein Kindergarten.
Neben der Geschwindigkeit gibt es aber noch weitere Probleme: "Die Fahrer können fast nie Deutsch, die wenigsten Englisch. Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass viele keinen Führerschein haben bzw. die Straßenverkehrsordnung gar nicht kennen. Aber selbst dem Dümmsten müsste klar sein, dass bei einem Fahrradverbotsschild auch nicht mit E-Bikes und E-Mopeds gefahren werden darf", meint Gabi S.
Auch Anrainer Alex B. (Name geändert) stoßen die Fahrer sauer auf: "Ich halte sie oft auf. Manche werden aggressiv, manche reden sich auf das GPS aus, das den Gehweg als Straße anzeigt. Die Stoßzeit ist vor allem am Sonntag – mittags und abends – aber auch an anderen Tagen ist viel los", meint der 67-Jährige.
Sowohl Alex B. als auch Gabi S. stellen klar: "Es geht hier nicht nur um unsere Siedlung. Die Essenslieferanten auf den E-Fahrzeugen sind ein allgemeines Problem. Wir wollen, dass die von den Geh- und Radwegen wegkommen und dass sie Nummerntaferl bekommen."
„Ein Foodora-Fahrer ist mir am Zebrastreifen fast über die Zehen gefahren“Gabi S.weist auf die Gefährlichkeit der E-Mopeds hin
Immer wieder komme es durch die Fahrer in der Stadt zu gefährlichen Situationen: "Im Mai hat mich bei der U4-Station Hietzing ein Foodora-Fahrer fast überfahren. Die Ampel für die Autos stand auf Rot, ich ging bei Grün über den Zebrastreifen. Als ich in der Mitte war, fuhr der Lieferant über die Kreuzung – und mir fast über die Zehen."
Bereits Ende Dezember 2024 schrieb Gabi S. drei Lieferservice-Firmen an, um auf die Gefährlichkeit hinzuweisen – ohne Erfolg. Auch Bezirksvorsteher Ernst Nevivry wurde informiert: "Er hat mich nur an die Polizei verwiesen. Aber, wenn man nicht schnell genug sein Handy bei der Hand hat und ein Foto machen kann, ist das sinnlos. Auch das Büro für Sofortmaßnahmen war einmal mit der Polizei da. Aber es kam zum Vorführ-Effekt – kein einziger Fahrer wurde erwischt."
Eine Möglichkeit, um der illegalen Durchfahrt Einhalt zu gebieten, wären bauliche Maßnahmen – etwa ein Zaun mit Durchgangstor oder eine Schwelle mit Krallen: "Da der Gehweg zu unserer Liegenschaft gehört, müsste unsere Hausverwaltung eine Abstimmung unter den Eigentümern machen", so Gabi S. Auf "Heute"-Nachfrage heißt es seitens der Hausverwaltung: "Wir werden die Angelegenheit prüfen und die Wohnungseigentümer*innen der Liegenschaft darüber informieren."
Auch eine Foodora-Sprecherin erklärt gegenüber "Heute": "Wir nehmen die Hinweise aus der Bergengasse sehr ernst und prüfen die gemeldeten Situationen umgehend intern. Zusätzlich werden wir den Bereich und die dort geltenden Verkehrsregeln zeitnah in unseren wöchentlichen Rider-Newsletter aufnehmen und vor Ort Schwerpunktkontrollen durchführen. Wenn einzelne Rider gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen, wird dies individuell nachgeschult und falls erforderlich mit weiteren Maßnahmen begleitet."
Wie "Heute" berichtete, möchte die Stadt Wien die E-Mopeds von den Radwegen verbannen. Ein Entwurf zur Novellierung der Straßenverkehrsordnung und des Kraftfahrgesetzes wurde bereits vorgelegt. Demnach sollen voll motorisierte Fahrzeuge wie E-Mopeds als Kraftfahrzeuge definiert werden – sie sollen nur auf der Straße unterwegs sein dürfen.
Für Gabi S. keine gute Idee: "Wenn dann Essenslieferanten ohne Kenntnisse unserer Straßenverkehrsordnung auf der Straße unterwegs sind, sind alle Verkehrsteilnehmer der Gefahr ausgesetzt."
Für eine Novellierung ist allerdings das Verkehrsministerium zuständig. Aus dem Büro von Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) heißt es dazu: "Der diesbezügliche Vorschlag befindet sich aktuell in der Regierungskoordination. Wann genau der Begutachtungsprozess starten kann, ist nicht präzise abschätzbar, da die Verhandlungen noch laufen. Wir peilen ein Inkrafttreten im kommenden Jahr an."