Daheim teurer als im Ausland

Aufgedeckt: Wer vom Österreich-Aufschlag profitiert!

Gösser, Almdudler – heimische Produkte kosten bei uns oft mehr als in Deutschland. "Heute" hat recherchiert, warum wir draufzahlen.
Christoph Weichsler
16.09.2025, 05:30
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Die Unterschiede sind enorm: Ein halber Liter Gösser-Radler kostet in Deutschland regulär 1,09 Euro, im Angebot sogar nur 0,89 Euro. In Österreich stehen bei Billa und Spar 1,59 Euro am Regal. Dass ein heimisches Bier bei uns mehr kostet als im Nachbarland, sorgt bei vielen für Kopfschütteln.

Noch deutlicher wird es in der Drogerie. Ein Garnier-Gesichtswasser kostet bei Dm in Deutschland 2,75 Euro – in Österreich hingegen 5,95 Euro. Für das identische Produkt zahlen Konsumenten hierzulande also mehr als doppelt so viel. Auch bei Almdudler ist das Bild ähnlich: Die 1-Liter-Flasche kostet in Deutschland 1,59 Euro, bei uns hingegen 1,99 Euro.

Hersteller zeigen auf den Handel

Fragt man die Produzenten, sehen sie die Verantwortung beim Handel. Die Brau Union betont: "Die Verkaufspreise werden von unseren Handelspartnern festgelegt – folglich haben wir keinerlei Einfluss darauf." Damit wandert die Preisschuld klar in Richtung Supermarktregal.

Auch Manner sieht es so: "Die Preisgestaltung obliegt dem Handel. Manner darf und wird niemals auf die Aktionspreisgestaltung Einfluss nehmen." Im eigenen Shop würden die Preise hingegen "auf Basis der Beschaffungs-, Energie- und Personalkosten" kalkuliert. Almdudler ergänzt: "Die Preisgestaltung liegt bei den Handelsketten, auf die wir keinen Einfluss haben."

Händler drehen den Spieß um

Doch fragt man den Handel, ist alles ganz anders. Nicole Berkmann, die Sprecherin von Spar, sagt: "Wir wissen nur, dass in Deutschland manche Produkte sogar billiger verkauft werden, als wir sie einkaufen können." Damit rückt sie wiederum die Produzenten in den Fokus.

Gleichzeitig betont sie: "Die Rentabilität im heimischen Lebensmittelhandel liegt bei 1,5 bis 2 Prozent." Aus Sicht der Händler ist also wenig Spielraum vorhanden. Für Konsumenten wirkt es dennoch so, als würden beide Seiten die Verantwortung hin- und herschieben – die Preise bleiben hoch.

"Mr. Wettbewerb" ordnet ein

Ökonom Michael Böheim vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erklärt, warum Österreich draufzahlt. "Unternehmen orientieren sich bei der Preisbildung daran, was Konsument:innen maximal zu zahlen bereit sind", sagt er. In Deutschland sei die Zahlungsbereitschaft niedriger, weil der Markt "sehr preissensitiv" sei. Die starke Konkurrenz zwinge die Preise dort nach unten.

Ein weiterer Punkt ist die Marktgröße. "Ein großer Markt erlaubt es Unternehmen, größere Skalenvorteile zu lukrieren, indem sie ihre Fixkosten über größere Mengen verteilen können." Österreich sei kleiner, habe höhere Transportkosten und eine dichte Filialstruktur. Das mache Produkte im Schnitt teurer.

"Benachteiligung besteht schon seit langem"

Auch Lieferbeschränkungen spielen eine Rolle. "Die strukturelle Benachteiligung durch territoriale Lieferbeschränkungen besteht schon seit langem und kann nur auf europäischer Ebene gelöst werden", sagt Böheim. Hersteller geben Produkte oft nur an nationale Vertriebsschienen ab – günstiger Wettbewerb über die Grenze wird so verhindert.

Und schließlich geht es auch um das Verhalten der Konsumenten. "Solange 'geraunzt, aber trotzdem gekauft wird', haben die Unternehmen keinen Grund, von ihrer profitablen Preisdifferenzierung abzugehen." Oder anders gesagt: Wer trotz Ärger weiter kauft, sorgt auch dafür, dass die Preise bleiben, wie sie sind.

Fazit: Wer profitiert wirklich?

Einen einzigen Gewinner gibt es nicht. Produzenten setzen höhere Preise dort durch, wo es möglich ist. Händler geben ihre Konditionen weiter, betonen aber knappe Margen. Und solange Konsumenten die Produkte trotzdem kaufen, bleibt der Aufschlag bestehen.

Die Folge ist ein System, das alle kennen, aber kaum jemand ändern kann. Klar ist nur: Am Ende tragen die Österreicher die Rechnung – selbst bei unseren eigenen Produkten!

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