Am 14. September wollte die Dragqueen Jodie Fox als Gastgeberin der ersten queeren Gastro-Hütte des "Aufsteirerns" gemeinsam mit Mitgliedern des LGBTIQ+-Vereins RosaLila PantherInnen in Dirndl und Lederhosen Festbesucher zur gemeinsamen Hüttengaudi einladen.
Es hätten Spritzer, Bier, Schnaps, Bratlfettnbrot und Lebkuchenherzen serviert werden sollen, doch nun kam alles anders. Trotz der Einladung des Veranstalters an der Verein, schob das Land Steiermark – als größter Geldgeber des Festes – dem Ganzen einen Riegel vor, wie die "Krone" berichtet.
Laut dem Vereinsvorstand des LGBTIQ+-Vereins habe man dadurch erst durch den Bericht der Zeitung erfahren, ein Schreiben vom Land selbst habe man nicht erhalten, hieß es in einer Stellungnahme.
Man sei darüber "enttäuscht", könne allerdings verstehen, dass der Veranstalter angesichts der "massiven öffentlichen Förderung durch das Land Steiermark", keine andere Wahl hatte, als den Verein wieder auszuladen. Als Entschädigung wolle der Veranstalter die etwaigen Stornokosten tragen.
Aus dem Büro von Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) hieß es, dass man im Vorfeld nicht über die geplante Teilnahme des Vereins am Brauchtumsfest informiert wurde. Weiter hieß es, dass sich das "Aufsteirern" als "große Bühne für Volksmusik, Tracht, Handwerk sowie kulinarisches Brauchtum" verstehe. Diesem kulturellen Anspruch solle es auch weiterhin gerecht werden.
Das Fest diene auch als Ausdruck "von Identität und Stolz auf unser Bundesland" und fördere die Vernetzung zwischen Stadt und Land. Der strukturelle Mehrwert sei im Fall der RosaLila Pantherinnen in diesem Kontext nicht erkennbar. In anderen Veranstaltungsformen könne der Verein jedoch Platz finden. Das "Aufsteirern" sei "keine passende Präsentationsfläche für gesellschaftspolitisch ambivalente und provokative Debatten, sondern vielmehr ein Ort der bewussten Entpolitisierung", so das Statement des Büros.
Dieses Statement stößt bei Verein auf Verwunderung. Man sei bereits seit 1991 Teil der steirischen Gesellschaft und somit auch Teil der Tradition und Kultur des Landes. Die RosaLila Pantherinnen setzen sich für Sichtbarkeit, Vielfalt und ein respektvolles Miteinander ein. Den eigenen volkskulturellen Mehrwert sehe man darin, sichtbar zu machen, dass die Steiermark bunt, vielfältig und offen ist.
Für den Verein sei es unverständlich, dass schwule, lesbische oder andere queere Menschen offenbar nicht Teil der steirischen Volkskultur sein sollen, denn auch können Dirndl und Lederhosen tragen, Volksmusik hören, Bratlfettnbrot essen sowie Brauchtum leben.
"Volkskultur lebt nicht von Ausschluss, sondern von Teilhabe, Vielfalt und Gemeinschaft", so die RosaLila Pantherinnen. Ihr Stand wäre ein Symbol dafür gewesen, dass "Brauchtum von allen und für alle Menschen in der Steiermark da ist".
Wie die "Kleine Zeitung" berichtet, war der Aufschrei auch in der Grazer Stadtregierung groß. Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) wirft der FPÖ "ausgrenzende und ausschließende Politik" vor. Der Grünen Gemeinderätin Anna Slama zufolge sei die queere Community ein "Teil unserer Kultur", die auch bei "Aufsteirern" sichtbar gemacht werden sollte.
Noch einen Schritt weiter ging die SPÖ-Gemeinderätin Anna Robosch. Sie kündigte einen dringlichen Antrag gegen diskriminierende Einflussnahme beim "Aufsteirern" für die kommende Gemeinderatssitzung an.