Überraschendes Urteil

Baby mit Schüttel-Trauma – angeklagter Vater geht frei

Mehrmals soll ein 28-Jähriger laut Anklage sein Kind am Oberkörper gepackt und geschüttelt haben – beim Prozess setzte es einen Freispruch.
Erich Wessely
25.06.2025, 17:42
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In Handschellen, Jeans und weißem T-Shirt (mit einer Zeichnung eines Wales der eineinhalbjährigen Tochter) wurde ein zweifacher Vater von der U-Haft in den Gerichtssaal in Wr. Neustadt geführt.

Mit einem breiten Grinsen betrat der Angeklagte den Saal, dabei wiegen die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft schwer: Ein damals zwei Monate alter Säugling war Mitte Februar mit schweren Verletzungen (Schädel-Hirn-Trauma) ins Spital nach Wr. Neustadt gebracht worden – mehr dazu hier.

Der 28-jährige Elektriker (gekonnt vertreten von Anwältin Astrid Wagner) musste sich am Mittwoch wegen fortgesetzter Gewaltausübung und Kindesentziehung vor Gericht verantworten.

Der Mann soll seinen Sohn laut Anklage seit der Geburt Ende Dezember 2024 immer wieder am Oberkörper gepackt und ihn geschüttelt haben.

Die Folge: Ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, Hirnblutungen, Rippenbrüche. Ein Gutachten ergab, dass die Rippenbrüche unterschiedlich alt gewesen sein müssen. "Die halbe Zeit des Lebens hatte das Kind Schmerzen", führte die Staatsanwältin bei ihrem Eröffnungsplädoyer aus.

Verletzungen kamen im Spital ans Licht

Am 19. Februar führten Krampfanfälle des Säuglings dazu, dass die Eltern das Krankenhaus in Wr. Neustadt aufsuchten, hier kamen die schweren Verletzungen dann ans Licht. Die Eltern wurden angezeigt.

Das Jugendamt wurde eingeschaltet, übernahm die Obsorge für das neugeborene Kind. Doch es kam anders: Der Angeklagte soll das Baby unbemerkt aus dem Spital, in dem es mit der Mutter stationär aufgenommen war, entführt haben.

Der Vater wurde in U-Haft genommen, die Mutter tauchte mit dem verletzten Sohn und dessen älterer Schwester (eineinhalb Jahre alt) unter, sie dürfte sich ins Ausland abgesetzt haben.

Gegen die Mutter laufen laut der Staatsanwaltschaft ebenfalls Ermittlungen wegen fortgesetzter Gewaltausübung und Kindesentziehung.

"Kann ich mir nicht erklären"

"Ich kann mir nicht erklären, wo die Verletzungen hergekommen sind", so der Angeklagte beim Prozess. Er bekannte sich nicht schuldig. Er könne sich zudem auch nicht vorstellen, dass seine Frau dem Baby die Verletzungen zugefügt hatte. Woher die Verletzungen dann stammen können, wisse er nicht.

Der Prozess endete am späten Mittwochnachmittag überraschend: Freispruch in beiden Anklagepunkten (fortgesetzte Gewaltausübung und Kindesentziehung). Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Für den Schöffensenat stehe zwar fest, dass das Baby misshandelt wurde, sagte die Richterin. Dem 28-Jährigen könne aber nicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nachgewiesen werden, dass er die Verletzungen verursacht habe. In Bezug auf den Vorwurf der Kindesentziehung sei der Tatbestand nicht verwirklicht, erklärte die Richterin. Der Angeklagte hatte angegeben, dass er davon ausging, dass er zu diesem Zeitpunkt die Obsorge hatte.

{title && {title} } wes, {title && {title} } Akt. 25.06.2025, 18:27, 25.06.2025, 17:42
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