Am Mittwoch fand im Millenniumssaal des St. Pöltner Landhauses der Bauwirtschaftsgipfel Niederösterreich statt. Auf Einladung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (beide ÖVP) diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Finanzwirtschaft, Wohnbau, Bauwirtschaft und Wirtschaftsforschung über aktuelle Themen der Bau-Branche.
"Die Bauwirtschaft ist eine ganz wesentliche Säule für Arbeitskräfte und Wohlstand in Niederösterreich", kommentierte Mikl-Leitner und betonte, dass die Bauwirtschaft "mehr als 54.000 Menschen einen Job" biete. Das seien rund 8,5 Prozent aller Beschäftigten im Land. Mit 5,2 Milliarden Euro, also 7,9 Prozent der Bruttowertschöpfung, trage die Baubranche entscheidend zur Wirtschaft des Bundeslandes bei und sei ein Motor für Beschäftigung, Wachstum und regionale Entwicklung.
Niederösterreich mache alles, was ein Bundesland tun könne, um der Branche zu helfen, sagte die Politikerin: So habe man die Bauordnung reformiert, um Sanierungen von bestehenden Gebäuden zu erleichtern. Gleichzeitig setze das Land auf eine starke Wohnbauförderung.
Auch in der wirtschaftlich schweren Lage werde hier investiert, wie Mikl-Leitner ausführte: "Als Land investieren wir auch in Zeiten knapper Budgets in unsere Infrastruktur – beispielsweise gemeinsam mit den Gemeinden in die Kindergärten." Damit wolle man den Bauträgern und Investoren Planungssicherheit geben. Die Abteilung Gebäude- und Liegenschaftsmanagement des Landes Niederösterreich wolle im kommenden Jahr 144 Millionen Euro in 150 Bauprojekte stecken. Insgesamt seien für das kommende Jahr rund 4,2 Milliarden Euro an Investitionen geplant.
Mikl-Leitner richtete einen Appell an den Bund, weitere Maßnahmen zu setzen, um die Energiekosten zu senken und die Bürokratie zu vereinfachen. Dabei hob sie drei Punkte besonders hervor:
"Erstens benötigen wir mehr Spielraum bei technischen Vorschriften. Technische Vorgaben sollen Leitlinien sein, aber kein Korsett, das Bautätigkeiten einengt. Nicht jeder Schritt eines Bauvorhabens muss bis ins kleinste Detail normiert sein, solange Sicherheit und Qualität gewährleistet bleiben. Mehr Flexibilität senkt Kosten, fördert Innovationen – und macht Bauen auch außerhalb starrer Normen möglich."
Zweitens müsse das Dickicht an Bürokratie gelichtet werden, da viele Betriebe mit zu viel Papierkram kämpfen. Drittens seien die hohen Nebenkosten weiterhin ein Hemmschuh beim Schaffen von neuem Eigentum: "Die Bundesregierung hat die Grundbuch-Eintragungsgebühr beim Erwerb von Wohnraum im Zuge des Wohnbaupakets 2024 ausgesetzt – allerdings nur bis Juli 2026. Wir setzen uns dafür ein, dass diese Befreiung bei Immobilienkäufen bis 500.000 Euro nicht nur verlängert, sondern dauerhaft gestrichen wird. Das schafft leistbares Eigentum und stärkt den Wohnungsmarkt nachhaltig", sagte Mikl-Leitner.
Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister zeigte sich erleichtert, dass man die neue Umbauordnung zustande gebracht habe: "Wir wollen damit ermöglichen, dass es einfacher und leistbarer wird, sich über derartige Sanierungsprojekte drüberzutrauen. Es hat sich mittlerweile gut herumgesprochen, dass Sanieren ein Weg ist, der manchmal günstiger ist als ein Neubau."
Außerdem habe man in der letzten Regierungssitzung die neue Wohnbauförderrichtlinie beschlossen. Bis Ende 2027 sollen außerdem rund 750 Millionen Euro in die Kinderbetreuung investiert werden – "das kommt in großem Ausmaß der Bauwirtschaft zugute", war sich Teschl-Hofmeister sicher und forderte den Bund auf, auch in Zukunft Maßnahmen zur Unterstützung des Wohnbaus zu setzen.
In diesen Tenor reihte sich auch Jochen Flicker, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Niederösterreich ein und sagte: "Die Bauwirtschaft ist und bleibt ein zentraler Motor für Beschäftigung, Wertschöpfung und regionale Entwicklung in Niederösterreich. Die aktuellen Zahlen zeigen: Im Wohnbau sehen wir eine deutliche Stabilisierung. Mit rund 1.500 Wohnbaukrediten pro Monat sind wir wieder auf dem Vor-Corona-Niveau angekommen."
Gleichzeitig ortet Flicker bei Betrieben eine "alarmierende Investitionszurückhaltung" – mehr als 54 Prozent der niederösterreichischen Unternehmen würden derzeit nur Ersatzinvestitionen machen: "Das ist ein Spiegel der Unsicherheit – es fehlt an Zuversicht, an Planungssicherheit und an echten Impulsen, um wieder in Wachstum und neue Projekte zu investieren. Genau deshalb ist dieser Baugipfel heute so wichtig. Unser gemeinsames Ziel: Maßnahmen, die Betriebe entlasten, Investitionen auslösen und die Branche nachhaltig stärken."
Ähnlich äußerte sich auch Christian Rädler, der Obmann der Landesgruppe der Gemeinnützigen Bauvereinigungen in Niederösterreich: "Das Sanierungsvereinfachungsgesetz und die neue Wohnbauförderungsrichtlinie ab 2027 schaffen Rahmenbedingungen, die leistbaren Wohnraum ermöglichen und bürokratische Hürden abbauen. Zugleich schaffen sie für die Unternehmen Planungssicherheit, die entscheidend für eine stabile Wohnbautätigkeit in Niederösterreich ist."
Rädlers Ausblick ist dabei vorsichtig positiv: "Wir erwarten bereits für 2026 stabile oder leicht steigende Bauvolumina – nach den Rückgängen der letzten Jahre eine gute Nachricht für den sozialen Wohnungsmarkt und die Bauwirtschaft." Rädler verwies auf den enormen Aufwand durch Vorschriften: "Wir haben in Österreich rund 24.000 Ö-Normen. Sie können sich vorstellen: Wenn ich all diese Normen prüfen muss, dauert das seine Zeit. Dadurch dauern Baubewilligungen länger – und das ist eine Belastung für die Baubranche." Er hält eine Überarbeitung der Normen für sinnvoll.
Auch ein Bankenvertreter kam zu Wort. Wolfgang Viehauser, der Vorstand der HYPO NOE, war sich sicher: "Unsere heimische Wirtschaft ist robust, und die gute Botschaft ist, dass der Konjunkturmotor wieder anspringt. Das sehen wir auch in der Bautätigkeit, wo laut Euroconstruct für 2026 ein Zuwachs von zwei Prozent im Hochbau erwartet wird."
Es sei wichtig, "dass die Menschen wieder Vertrauen bekommen und mehr investieren, denn die Sparquote ist mit zuletzt 11,7 Prozent höher als in den Jahren zuvor." Wer jetzt in die Sanierung oder die Schaffung von Wohnraum investiere, sorge dafür, dass sein Erspartes durch Inflation nicht weniger werde, sorgt für das Alter vor und unterstütze gleichzeitig die Bauwirtschaft und Konjunktur: "Seitens der Banken stehen wir jedenfalls bereit, entsprechende Wohnbaukredite zu vergeben."