Bei seinem ersten offiziellen Auslandsbesuch versicherte Österreichs Staatssekretär Alexander Pröll Israel die volle Solidarität im Kampf gegen Antisemitismus. In seiner Rede an der Antisemitismuskonferenz in Jerusalem am Dienstag hob er die Notwendigkeit eines gemeinsamen europäischen Vorgehens hervor.
"Antisemitismus ist kein Randphänomen mehr", so Pröll, sondern eine "Bedrohung der Demokratie". "Er sickert in die Mitte unserer Gesellschaften. Wir müssen dieser Entwicklung entschlossen entgegentreten – politisch und gesellschaftlich". Dabei müssten "digitale Räume" genauso verteidigt werden "wie unsere Schulen und unsere Straßen. Es braucht europäische Standards gegen digitalen Antisemitismus."
Die Foreign Minister’s Conference on Combatting Antisemitism (26.–27.5.), so der vollständige Titel der Veranstaltung, stand auch 600 Tage nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ganz in dessen Zeichen. Die hochkarätig besetzte Konferenz in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem wurde von Israels Präsident Isaac Herzog und Premier Benjamin Netanjahu eröffnet. Unter den Teilnehmern befanden sich unter anderem die Außenminister von Deutschland, USA, Serbien, Tschechien, Ungarn, Estland Albanien und Moldau.
In seiner Eröffnungsrede warnte Israels Außenminister Gideon Saar vor der Forderung mancher Länder nach einem Waffenembargo gegen Israel: "Wenn, Gott bewahre, die Forderungen und Maßnahmen von Ländern und Politikern nach einem Waffenembargo gegen Israel Erfolg haben, wird das Ergebnis die Zerstörung Israels und ein zweiter Holocaust sein."
Auch der österreichisch-israelische Doppelstaatsbürger Tal Shoham, der 505 Tage Geisel der Hamas war, hielt eine eindrucksvolle Ansprache, in der er den erlebten Terror aus erster Hand schilderte.
Der viertägige Israelbesuch führte Pröll, an der Seite von Tal Shoham, auch zum Kibbutz Be’eri und zur Gedenkstätte für die 378 Todesopfer des Hamas-Massakers am Nova-Musikfestival in Re’im. Bereits davor überreichte Pröll in Tel Aviv 13 Staatsbürgerschaftsbescheide persönlich an Nachkommen von österreichischen Opfern der NS-Verfolgung – "ein symbolischer Akt der Anerkennung und historischen Verantwortung", so das Bundeskanzleramt.
„Die Shoah war kein historischer Unfall. Sie war das Ergebnis von gezielter Hetze, organisierter Ausgrenzung und systematischem Hass. Heute sehen wir erneut, wie aus Worten Gewalt wird – vor allem online.“Staatssekretär Alexander PröllBei seinem Besuch in Yad Vashem, 27. Mai 2025
Heute sei Österreich bereit, auch international Verantwortung zu übernehmen, machte Pröll auch Österreichs Kandidatur für den Vorsitz der International Holocaust Remembrance Alliance (Internationale Allianz zum Holocaustgedenken, IHRA) im Jahr 2028 zum Thema: "Die IHRA ist kein Feigenblatt, sondern ein Werkzeug der Aufklärung und Prävention. Österreich will und wird hier mitgestalten – aus Überzeugung und aus Verantwortung."
Die IHRA zählt 35 Mitgliedsstaaten und hat ihren Sitz in Berlin. Ihr Ziel ist es, Bildung, Forschung und Gedenken auf dem Gebiet des Holocaust international zu fördern. Österreich ist seit 2001 Mitglied und nimmt seit seinem ersten Vorsitz im Jahr 2008 eine zentrale Rolle ein.