Mit Wehmut erleben wohl viele Niederösterreicher die aktuelle Entwicklung um Elch Emil: Wochenlang hatte das stolze Tier für Aufregung und einen regelrechten Hype gesorgt – Emil ließ sich davon aber nichts anmerken, auch Polizeibegleitung auf Straßen oder ein Großeinsatz auf der Weststrecke bei St. Pölten brachten ihn nicht aus der Ruhe.
Ohne Zeitnot spazierte und galoppierte der junge Elch durch Niederösterreich – in den Donnerstagmorgenstunden tauchte er nun in der Stadt Haag auf, knapp an der Grenze zu Oberösterreich, wie Bürgermeister Lukas Michlmayr "Heute" bestätigte.
"Emil fühlt sich sichtlich wohl bei uns in Haag! In den Morgenstunden wurde er von unserem Jagdleiter auf seiner morgendlichen Pirsch gesichtet. Heute Morgen hat Emil unsere Stadt durchquert und ist Richtung Nordwest weitergewandert", teilte Michlmayr mit.
Auf einer Anhöhe nahe der Genusshütte Hummelberg machte er Halt, "um den schönen Ausblick auf unsere Stadt Haag genießen zu können".
Emil ist jetzt seit einigen Stunden wieder Richtung Westen unterwegs. "Wir wünschen dir einen sicheren Pfad und gute Reise!", so die herzigen Worte des Bürgermeisters.
Im Hintergrund werden schon Pläne geschmiedet: Am Donnerstag bestätigte das Büro von Oberösterreichs Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP), eine eigene Sonderkommission "SOKO Elch" eingerichtet zu haben.
Ziel sei es demnach, Emil zu betäuben und an die tschechische Grenze zu bringen, wo auch Artgenossen auf ihn warten. Bereits seit einiger Zeit berät eine Expertengruppe, wie man mit dem Elch umgehen soll, falls er OÖ betritt. Der Plan lautet: Der Elch solle auf seinem zielgerichteten Weg beobachtet werden – sollte er den vorgesehenen Weg nicht einschlagen, soll er betäubt, besendert und dann in den Nationalpark Sumava gebracht werden, hier hält sich auch eine Elchpopulation auf – es gibt aber noch andere Optionen, wie "Heute" berichtete.
Warum plötzlich in Oberösterreich eine Betäubung offenbar als ungefährlich – auch für das Tier – angesehen wird, ist unklar. Aus NÖ hatte es dazu auch andere Expertenmeinungen gegeben.
Mittels Eilmeldung meldete sich Donnerstagnachmittag auch Tierschutz Austria zu Wort: "Lasst Emil in Ruhe!" . "Jede Betäubung ist eine Gefahr für ein Wildtier. Tierschutz Austria kündigt daher rechtliche Schritte an", heißt es in der Mitteilung.
Dabei stellt Tierschutz Austria auch klar: "Ein solches Vorgehen von Behörden ist nicht rechtskonform. Elche sind in Österreich zwar jagdbar, aber ganzjährig geschont", heißt es. "Das bedeutet: Emil darf weder gejagt noch gefangen noch absichtlich getötet werden. Eine Ausnahme ist nur zulässig, wenn eine unmittelbar drohende Gefahr für Menschen besteht – und die liegt derzeit nicht vor", erklärt Stephan Scheidl, Tierheimleiter von Tierschutz Austria, Österreichs größter Tierschutzorganisation. "Sollte Emil gegen geltendes Recht betäubt oder eingefangen werden, behalten wir uns rechtliche Schritte bis hin zu Anzeige und Amtshaftung vor."
Vor allem im Mostviertel gab übrigens prachtvolle Aufnahmen von Elch Emil, der seelenruhig durch die Region stolziert – prominenten Besuch bei seinen Obstbäumen bekam vor wenigen Tagen auch Peter Gressl, Bezirkssachbearbeiter für Feuerwehrgeschichte und Mitglied der FF Rosenau (Gemeinde Sonntagberg). Emil ließ es sich im Garten gut gehen, er hat einen Apfel-Snack genossen, bevor er wieder weiterzog. "Wir waren eigentlich gar nicht überrascht", scherzt Gressl, "denn warum sollte Emil nicht in einer der schönsten Gegenden Rast machen?"