Nichts ruiniert eine Autofahrt so sehr wie das Gefühl, sich im Auto übergeben zu müssen. Die Reisekrankheit ist für die einen lästig, für die anderen lähmend, und sie tritt scheinbar willkürlich auf. Denn manche Menschen leiden ihr ganzes Leben lang darunter, während andere sie überhaupt nicht kennen. Wieder andere spüren die Übelkeit nur unter bestimmten Umständen. Es gibt jedoch nur begrenzte Möglichkeiten, die Reisekrankheit zu lindern.
Forscher der Universität Nagoya (Japan) haben nun entdeckt, dass der Einsatz einer einzigartigen Schallstimulationstechnologie – eines Geräts, das das Innenohr mit Schall einer bestimmten Wellenlänge stimuliert – Reisekrankheit lindert. Schon eine Minute Stimulation linderte das Taumeln und Unbehagen von Menschen, die im fahrenden Auto lesen.
"Unsere Studie hat gezeigt, dass eine kurzfristige Stimulation mit einem einzigartigen Klang namens 'sound spice' Symptome der Reisekrankheit wie Übelkeit und Schwindel lindert", sagte Takumi Kagawa, einer der Studienleiter. "Der effektive Schallpegel liegt im Bereich der alltäglichen Umgebungslärmbelastung, was darauf hindeutet, dass die Klangtechnologie sowohl effektiv als auch sicher ist."
Die Entdeckung stellt eine wichtige Erweiterung der jüngsten Erkenntnisse über Schall und seine Wirkung auf das Innenohr dar. Immer mehr Hinweise deuten darauf hin, dass die Stimulation des – für das Gleichgewicht – zuständigen Teils des Innenohrs durch einen bestimmten Klang das Gleichgewicht potenziell verbessern kann.
Nachdem sie die Auswirkungen verschiedener Geräusche an Labormäusen getestet hatten, identifizierten die Forscher einen bestimmten Klang bei 100 Hz als optimale Frequenz und 85 Dezibel als optimale Lautstärke.
Wer sich jetzt fragt, wie 100 Hz klingen – hier ein Beispielton:
"Die Vibrationen des einzigartigen Klangs stimulieren die Otolithenorgane im Innenohr, die lineare Beschleunigung und Schwerkraft wahrnehmen. Das deutet darauf hin, dass eine einzigartige Klangstimulation das Vestibularsystem, das für die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts und der räumlichen Orientierung verantwortlich ist, umfassend aktivieren kann."
Um die Wirksamkeit der Geräte zu testen, rekrutierten sie freiwillige Teilnehmer, die dem einzigartigen Klang ausgesetzt wurden. Im Anschluss an die Stimulation wurde die Reisekrankheit durch eine Schaukel oder eine Autofahrt ausgelöst.
Die Einwirkung des einzigartigen Klangs verstärkte die sympathische Nervenaktivierung, wodurch Symptome wie Benommenheit und Übelkeit, die häufig bei Reisekrankheit auftreten, gelindert wurden. "Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Aktivierung sympathischer Nerven, die bei Reisekrankheit oft dysreguliert sind, durch die einzigartige Schallbelastung objektiv verbessert wurde".
