Von einem "rot-pinken Bildungsversagen" sprechen die Grünen Wien anlässlich des bevorstehenden Schulstarts. Noch vor zwei Wochen waren 240 Stellen in Pflichtschulen offen. Die Partei hat aber noch weiter nachgefragt und Anfragen an die Stadt gestellt. Neue Zahlen zeigen jetzt: Die Lage an Wiens Schulen scheint sich nicht zu entspannen.
In 22 Volksschulen fehlen noch die klassenführenden Lehrpersonen. Für Felix Stadler, Bildungssprecher der Grünen Wien, einmal mehr ein Grund, um auf die kurzen Bewerbungsfenster der Bildungsdirektion hinzuweisen. "Es ist noch immer nicht möglich, sich ganzjährig zu bewerben. Mitte August war das Bewerbungsfenster von der Bildungsdirektion geschlossen", kritisiert er.
Er weist auf ein weiteres Problem hin: An 37 Pflichtschulstandorten gibt es derzeit nur interimistische Direktoren. Auch an der Mittelschule, an der Stadler selbst unterrichtet, gab es im vergangenen Schuljahr keine fixe Direktion, erzählt er. Bewerbungen gibt es nur wenige: Für die Hälfte der Schulen, die letztes Jahr eine neue Schulleitung bekommen haben - das sind 22 - gab es für die vakanten Direktionsposten gar keine oder nur eine Bewerbung.
Für die Grünen ist klar: Man muss die Arbeitsbedingungen verbessern. Für Bildungsstadträtin Bettina Emmerling (NEOS) haben sie im Rahmen einer Pressekonferenz zum Start symbolisch eine Schultüte vorbereitet haben - gefüllt mit Grünen Reform- und Lösungsvorschlägen.
An Schulen mit größeren Herausforderungen soll es höhere Gehälter und besser Entlohnung für Zusatzaufgaben geben. Außerdem fordern die Grünen Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten für Lehrer, mehr Unterstützungspersonal und weniger Bürokratie und administrative Arbeit - das gilt auch für Direktoren-Jobs.
Das Problem der fehlenden Schulsozialarbeiter ist ebenfalls weiterhin gravierend. Derzeit gibt es an 122 Pflichtschulen Wiens einen Sozialarbeiter; an 324 Schulen gibt es gar keinen. Drei Viertel aller Wiener Pflichtschulen haben also keinen Schulsozialarbeiter. Die Grünen richten ihre Kritik an Christoph Wiederkehr (NEOS), der in seiner Amtszeit als Wiener Bildungsstadtrat versprach, dass die Zahl der Schulsozialarbeiter auf 95 aufgestockt werden würde - bis jetzt sind es 53 Vollzeitstellen.
Die neuen Zahlen zeigen, dass sich die Probleme in Wiens Schulen vergrößern. "Die pinke Performance der letzten Jahre hat die Lage weiter verschärft: Anstatt sich bundesweit um die notwendigen Verbesserungen zu kümmern, zerkracht sich Bildungsminister Wiederkehr mit der Lehrer:innengewerkschaft - und Wien leidet unterdessen an einer handfesten Bildungskrise", so die Parteivorsitzende der Grünen Wien, Judith Pühringer.
Das seien geraubte Bildungs- und Lebenschancen für die Kinder. Es sei höchste Zeit, dass die Stadtregierung alles dafür tut, dass "die Schule ums Eck die beste für alle wird", meint Pühringer abschließend.