Nicht nachhaltig

Bio-Skandal – Parlaments-Lokal verliert Umweltzeichen

Das "Kelsen" im Hohen Haus soll sich nicht an die strengen Vorgaben des Umweltzeichens wie den Einsatz von Bio- und Regionalprodukten gehalten haben.
Wien Heute
01.10.2025, 16:01
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Und wieder erschüttert ein Skandal die Gastro-Szene: Nachdem gegen Sterne-Koch Konstantin Filippou im heurigen Februar schwere Vorwürfe erhoben wurden – er soll laut "Wiener Zeitung" statt teuren Zutaten billigere verwendet und dies nicht ausgewiesen haben – steht nun das "Kelsen" im Fokus.

Wie der "Falter" berichtet, soll das Parlaments-Restaurant nicht immer auf biologische, regionale und nachhaltige Küche setzen, obwohl dies eine Voraussetzung für den Zuschlag als neuer Pächter war.

Verstoß gegen Umweltzeichen

Das Lokal warb demnach auf der Speisekarte, der Homepage und in den sozialen Medien mit dem österreichischen Umweltzeichen – ein geprüftes Siegel mit strengen Auflagen, was Bio- und Regionalprodukte sowie ethische Tierhaltung betrifft. Zudem muss die Einhaltung durch Rechnungen belegt werden.

Und genau diese wurden dem "Kelsen" zum Verhängnis: Denn Belege eines Großhändlers, die dem "Falter" vorliegen, zeichnen ein anderes Bild: Zander tiefgefroren aus Kasachstan, Goldbrassenfilets aus der Türkei, Garnelen aus Bangladesch, Saunaschinken mit "Fleisch aus der EU", Tafelspitz aus den Niederlanden und Frühlingsrollen aus China – von Regionalität oder Bio-Qualität keine Spur.

500.000 Euro an Steuergeldern

Auch mit der ethischen Tierhaltung wurde es offenbar nicht so genau genommen: So stammte etwa ein Ei-Konditor – ein flüssiges Eiweiß – von Eiern aus Boden- und nicht aus Freiland-Haltung, wie es das Umweltzeichen verlangt.

Dabei verlief der Start für das "Kelsen" eigentlich gut: Obwohl sich rund 20 Kandidaten im Zuge der Ausschreibung für das neue Restaurant im Parlament beworben hatten, fiel die Wahl im Jahr 2021 letztendlich auf das "Kelsen". Über ein Jahr lang flossen 2022/23 monatlich 40.000 Euro Steuergelder an das Lokal – insgesamt über eine halbe Million Euro. "Die Zahlungen waren Teil des Gastronomiekonzepts und dienten in der Startphase der Deckung des hohen Personalaufwands – sie waren somit nicht für die Küche und das nachhaltige Speisenangebot gewidmet", wird in einer Stellungnahme gegenüber "Heute" erklärt.

Geschäftsführer gesteht Fehler ein

Das "Kelsen nehme die erhobenen Vorwürfe sehr ernst und stelle klar: "Es wurden einzelne Produkte aufgezeigt, die nicht den Kriterien des Umweltzeichens entsprachen. Diese Einzelfälle machten zusammen nur rund 1,8 Prozent des Wareneinsatzes aus."

Auch "Kelsen"-Geschäftsführer Thomas Hahn äußert sich: "Wir haben es verabsäumt, das gesamte Team regelmäßig in den Kriterien des Umweltzeichens zu schulen. Das war ein Fehler, den wir bedauern. Richtig ist auch, dass der zu Beginn angestrebte Bioanteil nicht gehalten werden konnte. Das 'Kelsen' ist bestrebt, diesen rasch wieder zu erhöhen. Wichtig ist, dass wir sofort reagiert haben: Die betroffenen Produkte wurden entfernt, interne Abläufe angepasst und Schulungen umgesetzt."

Restaurant droht nun 5.000 Euro Strafe

Erste Konsequenzen gibt es bereits: Der Verein für Konsumenteninformation (VKI), der die Vergabe des Umweltzeichens abwickelt, hat das "Kelsen" von der Online-Liste der zertifizierten Betriebe entfernt. Auch von der Speisekarte und der Homepage ist das Umweltzeichen verschwunden. Eine neuerliche Prüfung für die Rezertifizierung wird seitens des Restaurants angestrebt.

Auch eine Strafe in der Höhe von 5.000 Euro droht dem Lokal – wenn eine bewusste Nichteinhaltung vorliegt. Ob dies hier der Fall sei, werde geprüft, heißt es aus der Parlamentsdirektion zum "Falter".

Magen-Darm-Probleme bei Gästen

Es ist übrigens nicht das erste Ungemach, mit dem das "Kelsen" zu kämpfen hat: Im Sommer 2023 klagten mehrere Gäste nach dem Verzehr eines Käferbohnengerichts über Magen- und Darmprobleme – ein Zubereitungsfehler dürfte dafür verantwortlich gewesen sein. Wenig später wurde das Aus für das "Fine-Dining"-Konzept bekannt gegeben.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 02.10.2025, 08:37, 01.10.2025, 16:01
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