Während in herkömmlichen Supermärkten die Preise weiter steigen, setzt der neue Mitmach-Markt "MILA" auf ein anderes Modell: gemeinsam anpacken, gemeinsam profitieren. Am 10. Oktober öffnet die 350 Quadratmeter große Filiale in der Vivenotgasse 29 (Wien-Meidling).
"Uns ist wichtig, dass es faire, transparente und trotzdem leistbare Preise gibt", sagt Brigitte Reisenberger, federführende Mitgründerin. "Weil wir alle drei Stunden im Monat im Supermarkt mitarbeiten, können wir hochwertige Produkte zu deutlich günstigeren Preisen anbieten."
Der Preisunterschied ist enorm: "Gerade bei Reis, Haferflocken, Linsen, Kartoffeln oder Karotten sind wir zwischen zehn und bis zu 40 Prozent günstiger als große Supermarktketten – und das bei hochwertiger Bio-Ware aus Österreich", so Reisenberger. Mit Discountern wolle man sich aber nicht messen: "Wir wollen kein System, das auf Dumpingpreise setzt, wo Umwelt, Menschen und Tiere auf der Strecke bleiben. Uns geht’s um faire Qualität, die sich jeder leisten kann."
Wer bei MILA mitmachen will, wird Genossenschaftsmitglied – und damit Miteigentümer. Der Anteil ist sozial gestaffelt: Der Regelbeitrag beträgt einmalig 180 Euro, wer weniger zahlen kann, ist schon mit 20 Euro dabei. Wer will, darf freiwillig mehr einzahlen. Doch wichtig: Jede Stimme zählt gleich viel, egal wie viel jemand einzahlt.
Bis zur großen Eröffnung des Mitmach-Supermarkts am 10. Oktober 2025 sollen noch viele neue Mitglieder dazukommen. "Mitmachen lohnt sich schon jetzt", betont das Team. Alle Mitglieder helfen alle vier Wochen für drei Stunden im Markt mit – beim Regaleinräumen, Kassieren, Aufräumen oder im Lager. Nur wenige Aufgaben, etwa in Buchhaltung oder Logistik, werden fix angestellt erledigt.
Noch ist der Markt am Mittwoch geschlossen – einfach, weil aktuell noch zu wenige Helfer da sind. "Je mehr Mitglieder wir werden, desto öfter können wir öffnen", heißt es von MILA. Wenn genügend Menschen mitanpacken, soll bald auch am Mittwoch offen sein.
Rund 90 Prozent des Sortiments sind bio, doch MILA ist kein elitärer Öko-Markt. Die Mitglieder entscheiden selbst, was in die Regale kommt. Vorschläge werden geprüft und bei Zustimmung aufgenommen. "Wenn ein Artikel oft gekauft wird, bleibt er im Sortiment", erklärt Reisenberger. "Wir sind da nicht dogmatisch. Wenn jemand Manaschnitten liebt, ist das völlig in Ordnung."
Auch beim Thema Nachhaltigkeit setzt der Markt ein Zeichen: Produkte kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums bekommen gelbe Punkte, abgelaufene, aber noch gute Waren rote – und sind 30 Prozent billiger. "Unsere Mitglieder greifen bewusst zu, weil sie wissen: Das ist ihr eigener Markt. So vermeiden wir fast komplett Lebensmittelabfälle."
Hinter MILA steht ein kleines, professionelles Team, das Einkauf, Buchhaltung und Abläufe organisiert. Die Idee wurde bereits in einem kleineren Pilotmarkt getestet – erfolgreich. "Wir wollen weiter wachsen, aber nicht als klassisches Filialnetz. Wir sehen uns als Teil einer Bewegung", sagt Reisenberger. "In Berlin, Brüssel, München oder Innsbruck gibt es ähnliche Projekte. Wir teilen unser Wissen gern und setzen auf Kooperation."
Für sie ist MILA weit mehr als ein Ort zum Einkaufen: "Hier kommen Menschen zusammen, die sich sonst nie begegnen würden. Sie reden, tauschen Rezepte aus und stehen gemeinsam an der Kassa. Es ist auch ein sozialer Ort – ein Stück Gemeinschaft mitten in der Stadt."