Kuriose Theorien

Bizarrer Kiefernwald gibt allen Menschen Rätsel auf

Beim Krummen Wald ist der Name Programm: Kiefern wachsen hier sehr schief. Dazu gibt es viele Theorien. Ziemlich verrückte, aber auch eine seriöse.
10.05.2025, 16:08
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Unweit der polnischen Stadt Stettin steht ein einmaliges Naturdenkmal: der Krzywy Las – zu Deutsch: Krummer Wald. Den ungewöhnlichen Namen verdankt das rund 1,7 Hektar große Gebiet den Kiefern, die dort stehen: Die Bäume wachsen nicht wie sonst gerade nach oben, sondern krümmen sich bogenförmig nach Norden. Und zwar so gut wie alle. Doch warum?

Krzywy Las: Einer wie keiner

Der Krumme Wald gilt als einzigartig in Europa. Es gibt zwar andere Regionen, in denen vereinzelt krumm wachsende Bäume zu finden sind, doch in dieser Konzentration und Einheitlichkeit bleibt das polnische Naturphänomen unerreicht. Ähnlich faszinierend ist der Trollskogen (Zauberwald) auf der schwedischen Insel Öland: Auch hier wachsen sehr alte krumme Bäume. Sie verdanken ihren auffälligen Wuchs den oft sehr starken Winden der Ostsee.

Rund 100 krumme Bäume und viele irre Theorien

Gepflanzt wurden die Kiefern Ende der 1930er-Jahre, als die preußische Provinz Pommern noch zu Deutschland gehörte. Rund 400 waren es damals. Heute stehen nur noch etwa 100 von ihnen. Der Rest ist altersbedingt eingegangen. Seit vielen Jahren rätseln Anwohnende, Besucher und auch Fachleute, was hinter dem merkwürdigen Wuchs steckt. An Theorien mangelt es dementsprechend nicht. Sie reichen von Alienbesuchen, Zauberei oder starken Magnetfeldern zu Wasseradern. Auch Okkultismus wurde schon einmal diskutiert. Manche verdächtigen auch das in der Nähe gelegene Kohlekraftwerk Dolna Odra. Sie alle wurden widerlegt.

Gibt es auch realistischere Erklärungsansätze?

Etwas realistischer – aber laut Fachleuten ebenfalls unwahrscheinlich – ist die Theorie, dass Panzer im Zweiten Weltkrieg beim Durchfahren des Waldes die Jungbäume abknickten und die Wuchsrichtung änderten. Eine weitere Erklärung für das Phänomen könnte starker Schneefall sein, der die vier bis fünf Jahre alten Triebe niederdrückte.

Doch laut Fachleuten dürften die "tanzenden Bäume", wie die krummen Kiefern in einer Tourismus-Broschüre genannt werden, gezielt durch Menschenhand provoziert worden sein: In der Vergangenheit war es nicht unüblich, Bäume gezielt in bestimmte Formen zu bringen, um sie für spezielle Zwecke zu nutzen. Die Technik des Stockausschlags (siehe Box) war damals weit verbreitet.

Stockausschlag?

Beim Stockausschlag wird ein junger, triebfähiger Baum oder Strauch oberhalb des ersten Triebes geschlagen, um aus den nachwachsenden Trieben Nutzhölzer wie zum Beispiel Weidenruten zu gewinnen. "Wenn man einem Baum die Terminalknospe, also den Wipfeltrieb, entfernt, übernimmt ein Seitentrieb die Führung. Man nennt das im Fachjargon Apikaldominanz", erklärte Volker Zahner vom Zentrum Wald-Forst-Holz an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf auf Nationalgeographic.de.

Die damals abgeholzten Jungkiefern wurden wahrscheinlich als Weihnachtsbäume genutzt, so die Schulgeographen. Die triebfähigen Stümpfe hätten eigentlich weiter genutzt werden sollen, wozu es kriegsbedingt aber nicht kam. Möglicherweise sollten die Bäume aber auch für Holzarbeiten oder spezielle Gebrauchsgegenstände genutzt werden, wie etwa Joche für Pferde oder Alphörner. Bewiesen ist aber auch diese Theorie nicht.

Viel Zeit, die Vermutungen zu bestätigen, bleibt nicht mehr. Der Krumme Wald ist alt und die Bäume sind morsch geworden. Immer mehr Kiefern stürzen um oder müssen aus Sicherheitsgründen gefällt werden.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } 10.05.2025, 16:08
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