Wenn Moritz Huth durch eines der Huth-Lokale geht, wirkt er sicher, lacht mit Gästen, kontrolliert die Küche. Doch was kaum jemand ahnt: Der 22-Jährige ist fast blind. "Ich sehe die Welt wie durch einen Strohhalm", sagt er. Und trotzdem steht er regelmäßig im DaMoritz in der Wiener Innenstadt. "Ich will, dass die Leute verstehen, dass es immer Möglichkeiten und Wege gibt", erzählt er im Gespräch mit "Heute".
Moritz ist der älteste Sohn der Huth-Gastronomie. Seine Eltern Gabi und Robert Huth eröffneten 2001 das erste Lokal, heute sind es sechs Restaurants und eine Brauerei. Vor kurzem übernahm die Familie auch das Bermuda Bräu, das nach einer Insolvenz schließen musste. Für Moritz ist klar: "Ich möchte meinen Eltern ein guter Nachfolger werden."
"Als ich erfahren habe, dass ich eine Augenerkrankung habe, war das für die ganze Familie nicht leicht. Die Krankheit wird noch dazu stetig immer schlimmer", erzählt er. Nach der Matura sei er in ein Loch gefallen. "Ich bin in den Seilen gehangen, bis ich dann die Sommelerie entdeckt habe. Da hat sich ein Feuer in mir entfacht – und das brennt bis heute."
Seitdem arbeitet er an seiner Karriere. "Mein Vater hat gesagt: Das Wichtigste ist nicht der Umsatz, sondern dass Mitarbeiter und Gäste zufrieden sind – dann kommt alles von allein." Dieser Satz sei für ihn ein Leitsatz geworden.
Wie er mit schwindendem Augenlicht in der Küche arbeitet, zeigt Moritz regelmäßig auf Social Media. Unter dem Titel "Blind Cooking" stellt er Videos online, in denen er Pizza vorbereitet oder Pasta zubereitet. Damit erreicht er nicht nur ein junges Publikum, sondern auch viele Menschen, die selbst mit einer Beeinträchtigung leben. "Ich koche blind – und will den Leuten zeigen, wie das funktioniert. Natürlich mit einigen Schwierigkeiten, aber ich glaube, es geht ganz gut."
Stillstand gibt es bei den Huths nicht. "Wir haben gefühlt jede Woche ein neues Konzept im Kopf", sagt Moritz. Erst vor kurzem übernahm die Familie das Bermuda Bräu nach einer Insolvenz. Zum Familienbetrieb gehören außerdem die Huth Gastwirtschaft (Wiener Küche), das Da Moritz, das Mama Leone, das Eatalico (italienische Küche), Mama & der Bulle sowie Mama Kraft – Lokale, die von Steak, Burger und selbstgebrautem Bier reichen.
Parallel dazu arbeitet Moritz an seiner eigenen Zukunft. Er studiert Tourismusmanagement, will später noch Wirtschaftsrecht anhängen und plant eine Ausbildung zum Diplom-Fleisch-Sommelier. "Mir ist wichtig, dass die Huth-Gastronomie auch in Dekaden noch das ist, was sie heute ist", sagt er. Und dabei will er eine tragende Rolle spielen.
Zum Schluss wird er nachdenklich. "Eine Beeinträchtigung ist nichts, womit man leicht lebt. Es hat sehr viele Schwierigkeiten. Aber ich habe für mich gemerkt: Es ist immer möglich, weiterzumachen. Manchmal dauert es länger, manchmal ist es härter – aber wenn man das wirklich will, kommt man ans Ziel."
Seine Botschaft richtet sich nicht nur an Menschen mit Beeinträchtigungen: "Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Wichtig ist nur, dass man weiß, was man machen will. Ich weiß das – es ist die Gastronomie."