Oberösterreich

Bluttat – "Österreichische Werte zählen für mich nicht"

Ein Syrer fühlte sich in seiner Ehre verletzt und stach seine Frau nieder. Im Prozess sagte er nun: "Österreichische Werte zählen für mich nicht."

Dem Mann wird versuchter Mord vorgeworfen. Am Mittwoch saß er zum zweiten Mal auf der Anklagebank im Landesgericht Wien.
Dem Mann wird versuchter Mord vorgeworfen. Am Mittwoch saß er zum zweiten Mal auf der Anklagebank im Landesgericht Wien.
Johanna Schlosser / picturedesk.com

Es war eine brutale Tat. Der 52-jährige Syrier soll am 23. Mai 2022 seine 41-jährige Ehefrau auf der Unteren Donaulände in Linz mit einem Tapetenmesser niedergestochen haben.

Am Mittwoch saß er nun am Landesgericht Linz zum zweiten Mal auf der Anklagebank. Beim zweiten Prozess gab die psychiatrische Gutachterin Adelheid Kastner Einblicke in das Innenleben des Mannes. "Unzurechnungsfähig war er auf keinen Fall. Er litt weder an einer geistigen Krankheit, handelte im Drogenrausch oder im Affekt", erklärte Kastner.

"Der Mann war bei der Tat nicht unzurechnungsfähig. Er leidet weder an einer schweren psychischen Krankheit noch handelte er im Drogenrausch oder aus psychischem Affekt heraus", erklärt Kastner. 

Der Syrer hätte zwischen Recht und Unrecht unterscheiden und die Tat auch jederzeit abbrechen können", sagte die Psychiaterin. Bei dem 52-Jährigen sei aber ein erhöhter Selbstbezug zu beobachten. "Er hat sich immer nur für sein Verhalten entschuldigt aber nie Erleichterung darüber gezeigt, dass seine Frau die Attacke überlebt hat." 

Auslöser der Tat waren seine Wertevorstellungen, die er aus seiner alten Heimat nach Österreich mitgebracht hatte. "Er ist der Mann in der Familie und bestimmt, welchen Regeln zu folgen sind. Überschreitet seine Frau diese, ist er der Meinung, er darf sie bestrafen", erklärte Kastner.

Klar machte das der Mann mit folgender Aussage: "Lassen sie mich mit den Österreichischen Werten in Ruhe. Ich befolge die Gesetze nach außen, in meiner Familie gelten allerdings die Werte, die ich aus meiner Heimat mitgebracht habe" sagte der Syrer der Psychiaterin gegenüber.

Konkret bedeute das: Er bestimme über das Verhalten seiner Frau, wen sie treffen oder mit wem sie Kontakt haben darf oder ob sie arbeiten gehen darf. Und genau das führte zum Streit. Der Syrer vermutete, dass seine Ehefrau mit fremden Männern in Kontakt sei.

Das Opfer schrieb anscheinend mit einem Freund. Daraufhin wollte ihr Mann ihr Handy sehen, doch sie händigte es ihm nicht aus.

Zuerst kam es im Mai in der Wohnung des Paares in Linz zu einem Streit, der sich dann auf die Straße verlagerte. Plötzlich soll der Mann ein Tapetenmesser gezückt und der Frau mehrere Schnitt- und Stichverletzungen zugefügt haben. 

Der Gerichtsmediziner spricht von vier durch schwere Gewalt verursachte Wunden. Eine Schnittwunde soll er seiner Frau auf der Stirn und eine auf der Wange zugefügt haben. Diese seien aber nicht lebensbedrohend gewesen.

Anders sieht es bei den Stichwunden gegen den Hals aus. Ein Stich ging zwei Zentimeter tief in den Hals. Lebensbedrohlich hingegen war ein Stoß in den Hals, der den Kehlkopf nur knapp verfehlte. "Hätte der Mann eine der Blutadern in der Nähe erwischt, wäre die Frau vermutlich vor Ort verblutet", so die Einschätzung des Gerichtsmediziners.

Dass die Frau heute noch lebt, verdankt sie einer 59-jährigen Hebamme. "Der Mann hat auf der Frau gekniet, sie so fixiert und sie immer wieder mit dem Messer bedroht. Ihr Gesicht war blutüberströmt", erzählte die Hebamme. Trotz der Gefahr ging sie auf die beiden zu und trat dem mutmaßlichen Täter mit dem Fuß in den Rücken. Dieser stürzte darauf und verlor das Messer zunächst.

Kurz darauf fand der Syrer das Messer wieder und richtete es laut Anklage erneut gegen seine Ehefrau, die auf dem Boden lag. "Wir müssen was tun, er sticht sie sonst ab", sagte die Hebamme damals. Kurz darauf ging sie erneut zum Angreifer, packte ihn beim Rucksack und riss ihn weg. So gelang dem Opfer die Flucht.

Die Frau kletterte über eine Absperrung. Während des Vorfalls kamen zum Glück ein Krankenwagen und ein Arzt vorbei. Diese versorgten das Opfer. "Die Frau hatte einen normalen Puls und Blutdruck, das hat mich sehr gewundert", sagte der Arzt im Prozess. 

Zu 15 Jahren Haft verurteilt

Eine weitere Helferin ermutigte die Frau, ihre Kinder anzurufen. Über Videotelefonie erzählte sie ihnen, was passiert war. "Die Kinder standen unter Schock", erzählte die Helferin. Die Zeugen hörten den Mann auch "Sie ist eine schlechte Frau" rufen. Die angerückte Polizei verhaftete den Mann schließlich.

Der Syrer fasste am Mittwochabend 15 Jahre Haft aus. Das Geschworenen-Urteil ist bereits rechtskräftig. 

Nummern für Betroffene und Ansprechstellen – anonym, kostenlos und rund um die Uhr
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
Rat auf Draht: 147
Rat auf Draht: 147
Autonome Frauenhäuser: 01 544 08 20
Gewaltschutzzentren: 01 585 32 88
Gewaltschutzzentren: 01 585 32 88

"Massive Gewalt gegen Baby" – Frau muss 1.200 € zahlen

Vor Gericht standen am Montag auch zwei Eltern. Sie sollen ihr Baby schwer misshandelt haben. Das Baby wies mehrere Knochenbrüche auf. "Heute" berichtete.

Die Frau wurde wegen Quälens oder Vernachlässigung Unmündiger jüngerer oder wehrloser Personen unbedingt zu einer Geldstrafe von 1.200 Euro verurteilt. Zudem bekam sie sieben Monate bedingt auf drei Jahre.

Mildernd war die Unbescholtenheit und weil die Misshandlungen durch Überforderung entstanden seien. Erschwerend kam hinzu, dass es vier verschiedene Misshandlungen gegeben hat und dass das Kind wehrlos war. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Der Mann wurde rechtskräftig freigesprochen.

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