Graz: BORG Dreierschützengasse

Nach Amoklauf: Schulstart mit Psychologen & Polizei

Nach dem Amoklauf in Graz startet das BORG Dreierschützengasse im Ausweichquartier ins Schuljahr, begleitet von Psychologen und Polizei.
Österreich Heute
08.09.2025, 09:17
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Drei Monate nach dem schrecklichen Amoklauf mit zehn Toten am BORG Dreierschützengasse in Graz hat heute Montag auch hier das neue Schuljahr begonnen. Für die Schüler sowie die Lehrkräfte soll der Start möglichst behutsam ablaufen.

Um 8 Uhr gab es am Gelände des BORG Dreierschützengasse eine würdige Eröffnungsfeier. Diese wurde bewusst ohne Öffentlichkeit abgehalten. Wie orf.at berichtet, ist die größte Angst der Schülerinnen und Schüler zum Schulstart ein Medienrummel. Deshalb sorgt die Polizei dafür, dass keine Journalisten in die Nähe des Schulgebäudes kommen.

Der Unterricht selbst findet heuer in einem Ausweichquartier statt. Nach der Eröffnungsfeier gehen Lehrpersonal und Schüler in ein Ersatzgebäude ganz in der Nähe. Das Gebäude gehört der Firma AVL List, die es zur Verfügung gestellt hat. Dort werden alle 21 Klassen das gesamte Schuljahr über unterrichtet. Über den Sommer gab es acht Sitzungen einer Steuerungsgruppe, in der neben Eltern- und Schülervertretern auch Lehrer, Psychologen, die Bildungsdirektion und das Bildungsministerium sitzen.

Jene Bereiche des Schulgebäudes, die direkt von der schrecklichen Tat betroffen waren, bleiben weiterhin unzugänglich. Die beiden Klassen, in denen die Ereignisse stattgefunden haben, gibt es nicht mehr, sie werden aufgelassen oder in andere Räume umgewidmet. Auch die Toiletten, wo sich der Amokschütze das Leben genommen hat, werden komplett umgebaut. In den nächsten Monaten wird das Schulgebäude gemeinsam mit Architekten und einem steirischen Künstler umgestaltet.

Es entstehen neue Lernzonen, Begegnungsbereiche und Rückzugsorte. Nur im Turnsaal und im Chemiesaal wird weiterhin Unterricht stattfinden, weil diese beiden Räume nicht ins Ausweichgebäude übersiedelt werden konnten. Laut Bildungsdirektion sind diese Bereiche räumlich weit entfernt von den betroffenen Räumen und vom Amoklauf nicht belastet.

Am Dienstag findet im Ausweichgebäude der AVL List eine Pressekonferenz der Bildungsdirektion statt. Dabei nehmen auch Vertreter der Polizei, Eltern- und Schülervertreter sowie eine Trauma-Expertin teil. Dort werden weitere bauliche und organisatorische Maßnahmen und psychosoziale Unterstützungsangebote vorgestellt.

Für die Jugendlichen am BORG Dreierschützengasse stehen das ganze Jahr über Psychologinnen, Psychologen und ein psychosozialer Dienst im Ausweichgebäude bereit. Laut Experten können posttraumatische Belastungen oft erst später und schubweise auftreten. Die Schule will dafür gerüstet sein. Das schulpsychologische Angebot an steirischen Schulen wird generell ausgebaut. Für das neue Schuljahr gibt es neun zusätzliche Planstellen. Im Schuljahr 2026/2027 kommen noch acht weitere dazu. Auch die Schulsozialarbeit an den Bundesschulen wird in den nächsten zwei Jahren um acht Stellen aufgestockt.

Um das Sicherheitsgefühl an den steirischen Schulen nach dem Amoklauf zu stärken, wird die Polizei behutsam und angemessen vor den Schulen präsent sein. Das hat die Landespolizeidirektion zugesichert. Die Polizisten sind teils in Uniform, teils in Zivil unterwegs. Der Sprecher der Landespolizeidirektion Steiermark, Sabri Yorgun, erklärt: "Zu viel Polizeipräsenz kann einen gegenteiligen Effekt haben und Unsicherheit auslösen."

Einige Gemeinden gehen eigene Wege. In Leibnitz zum Beispiel bleiben ab Schulbeginn an allen sieben Schulstandorten die Türen von außen versperrt, damit keine Fremden ins Gebäude können. Bürgermeister Daniel Kos (FPÖ) betont aber: "Durch sogenannte Panikschlösser kann das Schulgebäude von innen jederzeit verlassen werden, auch die Feuerwehr kommt im Brandfall jederzeit von außen ins Gebäude."

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 08.09.2025, 10:46, 08.09.2025, 09:17
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