Ralf Rangnick wollte ihn für das österreichische Nationalteam gewinnen – doch Arjan Malic entschied sich für sein Herz. Der 20-jährige Verteidiger von Sturm Graz hat sich bewusst für Bosnien-Herzegowina entschieden und träumt nun vom großen Coup: der WM-Qualifikation mit seinem Heimatland.
"Keiner hat gedacht, dass Bosnien vor den letzten zwei Spielen alles in der eigenen Hand hält", sagte Malic im Gespräch mit der APA. Mit zwei Punkten Rückstand ist Bosnien erster Verfolger des ÖFB-Teams – ein echtes Herzschlagfinale in Wien scheint möglich. "Rumänien und Österreich sind zwei sehr starke Gegner, aber wir werden alles geben. Ich hoffe, dass es ein Entscheidungsspiel in Wien gibt – das könnte ein richtig geiler Abend werden."
Für Malic verlief das Jahr wie im Zeitraffer: Meistertitel mit Sturm Graz, Champions-League-Tor gegen Leipzig, Nationalteamdebüt mit 19. Inzwischen hat der Außenverteidiger bereits vier Länderspiele bestritten – und nach seinem zweiten Einsatz sogar mit dem Megafon ein Lied für die Fans angestimmt. "Nach dem Spiel gegen Zypern wollten die Fans, dass ich singe. Das habe ich dann gemacht. Diese Tage waren verrückt, das werde ich nie vergessen."
Im Nationalteam trifft Malic auf viele Spieler mit Österreich-Bezug – etwa Emir Karic, Jusuf Gazibegovic, Amar Dedic oder Osman Hadzikic. Der in Slowenien geborene und in Ried im Innkreis aufgewachsene Malic selbst hatte ebenfalls andere Optionen.
"Nach meinem Wechsel zu Sturm hatte ich einen Videocall mit Chris Ilzer, Andi Schicker und Ralf Rangnick. Rangnick hätte gerne gehabt, dass ich für Österreich spiele", erzählt Malic. "Aber ich hatte immer den Traum, einmal für Bosnien mit Dzeko oder Kolasinac aufzulaufen. Das war eine Herzensentscheidung – keine gegen Österreich oder Slowenien. Selbst wenn Bosnien so klein wäre wie San Marino, würde ich trotzdem für Bosnien spielen."
Dass solche Entscheidungen polarisieren, bekam Malic hautnah mit – etwa bei seinem Sturm-Kollegen Leon Grgic, der künftig für Kroatien auflaufen wird. "Da waren Drohungen und Beleidigungen dabei, die gar nicht gehen. Es ist eine persönliche Entscheidung, die man respektieren sollte", betont der Verteidiger.
Im bosnischen Team schwärmt Malic besonders von Edin Dzeko, dem 39-jährigen Kapitän und Idol einer ganzen Generation. "Dzeko ist eine Legende, der wichtigste Spieler – ohne ihn ist es sehr schwer. Er ist eine echte Führungsfigur. Ich würde für ihn durchs Feuer gehen", sagt Malic, wohl wissend: "Irgendwann wird auch die Zeit kommen, in der wir ohne ihn auskommen müssen."