Blitze, die nicht aus den Wolken kommen, sondern aus der Erde: In Österreich wurden heuer über 45.000 Blitze registriert. Ein beträchtlicher Anteil davon sind sogenannte Aufwärtsblitze, die besonders gefährlich für Windkraftanlagen sind.
Während gewöhnliche Blitze von Gewitterwolken zur Erde schlagen, gehen Aufwärtsblitze von hohen Bauwerken wie Türmen oder Windrädern selbst aus. "Das sieht aus wie Baumäste, die in den Himmel wachsen", erklärt Atmosphären-Forscherin Isabell Stucke von der Uni Innsbruck im ORF-Interview.
Das Problem: Aufwärtsblitze haben oft einen langanhaltenden Stromfluss, der große Ladungsmengen überträgt. Besonders an Windrädern kann das verheerend sein - Experten schätzen, dass bis zu 20 Prozent der Blitzeinschläge auf Windkraftanlagen nördlich der Alpen Aufwärtsblitze sind. Die Folgen reichen von Ausschmelzungen an Rotorblättern bis hin zu schweren Schäden an der Technik.
Interessant ist auch, wann sie entstehen: Nicht an heißen Sommertagen, sondern vor allem im Winter nördlich der Alpen, bei nordwestlichen Winden und hoher Eisbildung in der Atmosphäre.
Eine zentrale Rolle bei der Erforschung spielt der Sendemast am Gaisberg in Salzburg. Dort werden Blitzeinschläge seit dem Jahr 2000 überwacht - die überwiegende Mehrzahl davon sind Aufwärtsblitze. Diese Daten ermöglichten eine detaillierte Risikokarte für Mitteleuropa.
Das Ziel der Forscher: eine eigene Aufwärtsblitzkarte für Österreich und Nachbarländer, die künftig helfen soll, Blitzschutztechniken für Windkraftanlagen zu verbessern. Fakt ist:
Blitze, die vom Boden in den Himmel wachsen, sind ein Naturphänomen, das die Energiewende vor brandgefährliche Herausforderungen stellt.
TV-Tipp: Universum History: "Gegen Donner, Blitz und Aberglaube - die Physikpionierin Laura Bassi" (Fr., 3.10., 23.26 Uhr, ORF 2). Die Dokumentation widmet sich dem Leben und Wirken von Laura Bassi, die 1752 den ersten Blitzableiter Europas in Bologna installierte.