Es grenzt schon fast an eine Majestätsbeleidigung ihres jahrelangen Staatshelden: Die portugiesischen Fans wollen Cristiano Ronaldo im WM-Achtelfinale gegen die Schweiz (Dienstag, 20 Uhr) nicht in der Startaufstellung sehen. Dies geht aus einer Umfrage der größten portugiesischen Sportzeitung "A Bola" hervor. Gleich 70 Prozent sprachen sich gegen einen Startelf-Einsatz des Superstars aus.
Doch nicht nur die Fans, auch die Journalisten gehen hart mit dem 37-Jährigen ins Gericht: Ronaldo sei aktuell zu sehr mit sich selbst und mit seiner Klubsuche beschäftigt – und zum ersten Mal sei es sehr offensichtlich, dass sich Cristiano Ronaldo größer empfinde als die Gruppe, als die Nationalmannschaft.
"Wenn er von Beginn an spielt, muss er liefern, Tore schießen und mit den Fans Frieden schließen", erklärt der bekannte portugiesische Sportmoderator Nuno Luz gegenüber "20 Minuten". Der Journalist hat ein enges Verhältnis zu Cristiano Ronaldo und sagt: "So eine Stimmung gegen Cristiano hat es in Portugal noch nie gegeben." Sollte er auch gegen die Schweiz enttäuschen, könnte er seinen Stammplatz verlieren. "Die Portugiesinnen und Portugiesen glauben erstmals, dass die Qualität im Team ohne Ronaldo höher ist", so Luz.
Trainer Fernando Santos wollte sich am Tag vor dem Achtelfinale noch nicht festlegen, ob Cristiano Ronaldo gegen die Schweiz spielt und wer Portugal als Kapitän anführen wird: "Ich werde das am Dienstag entscheiden." Manchester-City-Star Ruben Dias plädierte derweil, dass die portugiesische Presse aufhören soll, einen Keil zwischen das Team und Cristiano Ronaldo zu treiben. "Wir wollen doch alle, dass Portugal erfolgreich ist."