Für Papst Leo XIV. ist Carlo Acutis das Paradebeispiel für einen jungen Christen. Vor den Augen von mehr als 80.000 Menschen hat der Pontifex den an Leukämie verstorbenen Buben in den Kreis der Heiligen aufgenommen. Der "Cyber-Apostel", wie Acutis genannt wird, soll der Kirche vor allem bei jungen Leuten neuen Schwung geben. Das Geschäft rund um ihn läuft übrigens schon längst, wie NTV berichtet.
Die katholische Kirche hat damit erstmals einen Heiligen aus diesem Jahrtausend. In einer feierlichen Messe am Petersplatz in Rom sprach Papst Leo XVI. den italienischen Teenager Carlo Acutis heilig. Acutis war 2006 im Alter von nur 15 Jahren an Leukämie gestorben. Der Papst lobte ihn als Vorbild für junge Christen, die ihr Leben ganz in den Dienst Gottes stellen. Der Vatikan nennt den neuen Heiligen auch "Influencer Gottes", weil er seinen Glauben übers Internet verbreitet hat.
Neben Acutis wurde bei der Messe unter freiem Himmel auch Pier Giorgio Frassati (1901-1925), ein weiterer junger Italiener, heiliggesprochen. Die katholische Kirche mit ihren 1,4 Milliarden Gläubigen hofft, mit diesen "jungen Heiligen" wieder mehr junge Menschen anzusprechen. Leo meinte dazu: "Es ist eine Einladung an uns alle - insbesondere an junge Menschen -, unser Leben nicht zu vergeuden, sondern es nach oben zu lenken und zu einem Meisterwerk zu machen".
Für den neuen Papst aus den USA waren das die ersten Heiligsprechungen, seit er vor vier Monaten zum Nachfolger von Papst Franziskus gewählt wurde. Nach der Zeremonie wurden Reliquien der beiden neuen Heiligen zum Altar gebracht. Am Petersdom hingen riesige Bilder von Acutis und Frassati. Auch die Eltern von Acutis und seine zwei Geschwister waren dabei. So eine Heiligsprechung mit der ganzen Familie gab es bisher erst einmal.
Der junge Carlo Acutis starb 2006 nur wenige Tage nach Ausbruch seiner Krankheit. Aus Sicht der Kirche führte er bis dahin ein vorbildliches Leben. Nach seinem Tod soll er laut Vatikan zwei "Wunderheilungen" in Florenz und Brasilien bewirkt haben. Deshalb wird er auch "Cyber-Apostel" genannt. Es gibt aber auch kritische Stimmen. Manche zweifeln, ob der Bursche aus reichem Haus wirklich so gläubig war, wie es dargestellt wird.
Mittlerweile hat sich um "Santo Carlo" ein wahrer Personenkult entwickelt. Sein Leichnam liegt in einer Kirche in der Kleinstadt Assisi in einem Glassarg – er trägt Jeans und Turnschuhe. Letztes Jahr kamen mehr als eine Million Pilger dorthin. In den Souvenirläden der Heimatstadt des Heiligen Franz von Assisi gibt es jetzt nicht nur Andenken an den Ordensgründer, sondern auch an den Teenager. Sogar in Deutschland wurden schon Reliquien von ihm gezeigt.
Die katholische Kirche zählt insgesamt über 10.000 Heilige, von der Gottesmutter Maria bis fast allen Aposteln. Selig- und Heiligsprechungen sind ein kompliziertes Verfahren mit mehreren Stufen. Normalerweise müssen dem Heiligen Wunder nachgewiesen werden. Das Leben der Kandidaten wird dabei genau geprüft. Früher begann so ein Prozess frühestens 50 Jahre nach dem Tod, manchmal dauerte es Jahrhunderte bis zur Heiligsprechung. Bei Acutis ging alles deutlich schneller – keine 20 Jahre sind vergangen.