Gesundheit

Chemikalien in Plastikverpackungen machen uns dick

Die Chemikalien gelangen in den Körper und beeinflussen unseren Fettstoffwechsel. Das zeigt eine norwegische Studie.

Sabine Primes
Plastikflaschen haben Glas den Rang abgelaufen. Erst jetzt kommen die gesundheitsschädlichen Wirkungen zutage.
Plastikflaschen haben Glas den Rang abgelaufen. Erst jetzt kommen die gesundheitsschädlichen Wirkungen zutage.
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Jeder von uns kommt täglich unzählige Male mit Plastikverpackungen in Berührung. Ein großer Teil des Plastiks findet sich in Lebensmittelverpackungen. Kunststoffverpackungen sind aus praktischen Gründen üblich, weil sie billig sind und die Haltbarkeit von Lebensmitteln verlängern können. Aber Plastik enthält Tausende von verschiedenen Chemikalien. Wie norwegischer Forscher jetzt herausgefunden haben, greifen die Kunststoffchemikalien wie Bisphenole und Phthalate massiv in den menschlichen Fettstoffwechsel ein und fördern Fettleibigkeit in Zell- und Tiermodellen. Die Ergebnisse der jüngsten Studie wurden in der Zeitschrift "Environmental Science & Technology" veröffentlicht.

55.000 verschiedene chemische Bestandteile

Das Forscherteam der Norwegian University of Science and Technology untersuchte und analysierte die Chemikalien von 34 alltäglichen Plastikprodukten. Sie entdeckten 55.300 unterschiedliche chemische Bestandteile. Es handelte sich um alltägliche Produkte, die viele Menschen benutzen, wie Joghurtbecher, Getränkeflaschen und Küchenschwämme. Die Forscher fanden über 55.000 verschiedene chemische Bestandteile in diesen Produkten und identifizierten 629 der Substanzen. 11 von ihnen sind dafür bekannt, dass sie unseren Stoffwechsel stören, so genannte stoffwechselstörende Chemikalien (MDCs). Lange Zeit glaubten die Experten, dass die meisten Kunststoffchemikalien im Material verbleiben würden. Doch unter realen Bedingungen laugen Kunststoffprodukte eine große Anzahl von Chemikalien aus können so in den Körper gelangen. Frühere Forschungsergebnisse deuten auch darauf hin, dass einige Kunststoffe hormonell wirksame Chemikalien enthalten, die unsere Entwicklung und Fruchtbarkeit beeinträchtigen können.

Chemikalien zur Entwicklung von Fettzellen bei

Chemikalien aus einem Drittel der in der neuen Studie untersuchten Kunststoffprodukte trugen in Laborversuchen zur Entwicklung von Fettzellen bei. Die Substanzen in diesen Produkten programmierten Vorläuferzellen zu Fettzellen um, die sich stärker vermehrten und mehr Fett ansammelten. Einige Kunststoffprodukte enthielten bekannte stoffwechselstörende Substanzen, andere hingegen nicht, regten aber dennoch die Entwicklung von Fettzellen an. So wurde das Fettwachstum nicht nur von den oben erwähnten Chemikalien Bisphenol und Phthalat, sondern auch von anderen, unerwarteten Plastikextrakten begünstigt. Welche das sind, konnte nicht identifiziert werden. Das bedeutet, dass Kunststoffe derzeit noch nicht identifizierte Chemikalien enthalten, die die Fettspeicherung in unserem Körper stören. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass es nicht die üblichen Verdächtigen wie Bisphenol A sind, die diese Stoffwechselstörungen verursachen. Das bedeutet, dass andere als die bereits bekannten Kunststoffchemikalien zu Übergewicht und Fettleibigkeit beitragen könnten", sagt Johannes Völker, der Erstautor der Studie.

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