Klimaschutz

CO2-Preis für Top-Manager "Motor für die  Wirtschaft"

Ökonomen sowie führende Unternehmer des Landes sehen in der CO2-Bepreisung eine zentrale Maßnahme, um die Klimakrise zu lösen.

Lydia Matzka-Saboi
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Autokolonnen in Wien. Mit Einführung des CO2-Preises werden Benzin und Diesel teurer. Pendlern soll aber geholfen werden.
Autokolonnen in Wien. Mit Einführung des CO2-Preises werden Benzin und Diesel teurer. Pendlern soll aber geholfen werden.
ALEX HALADA / picturedesk.com

Wie bereits in vielen europäischen Ländern umgesetzt, wird auch Österreich im Rahmen der ökosozialen Steuerreform ab 1. Jänner 2022 einen CO2-Preis als wirksamen Hebel für Klimaschutz einführen. Damit soll der Ausstoß von klimaschädlichem CO2 drastisch reduziert und die Klimaziele erreicht werden.

Top-Unternehmen wie Lafarge, die ÖBB, die Asfinag oder die "ProSiebenSat.1 PULS 4"-Mediengruppe sind Teil der Wirtschaftsinitiative "CEOs for Future", dessen Vertreter sich am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz klar für Klimaschutz und der Einführung eines CO2-Preises ausgesprochen haben.

Klimakrise als Chance

Der Klimawandel ist Realität. Wir sind bereits mitten drin, aber noch bleibt Zeit, um zu handeln. Österreichs führende Unternehmen und Top-Manager sehen im Klimaschutz einen "Motor für die Wirtschaft", es gehe "nicht um Verzicht, sondern um Wachstum", wird bei der heutigen Pressekonferenz von "CEOs for Future" betont.

"Wir wollen nicht wieder auf Bäumen klettern oder zurück in die Steinzeit", sagt der frühere Verbund-Chef und Vorstand des Vereins "CEOs for Future" Wolfgang Anzengruber. "Wir halten eine Bepreisung von CO2 für alle Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft aus ökonomischer Sicht für unumgänglich!"

Die Klimakrise sei eine enorme Chance, "unser Wirtschaftssystem auf neue Beine zu stellen". Anzengruber weiter: "Wir wollen uns als Wirtschaftsinitiative dieser Verantwortung stellen und vor allem auch die ökonomischen Chancen der Dekarbonisierung aktiv nutzen!"

Kosten des Nicht-Handelns wesentlich höher

Zuwarten beim Klimaschutz kann nämlich richtig teuer werden, daher ist die ökosoziale Steuerreform samt CO2-Bepreisung ein Gebot der Stunde. Eine Studie des Wegener Centers (Uni Graz) über die Kosten des Nicht-Handelns zeigt, dass wir uns auf dramatische Klimaschäden einstellen müssen, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird. Bis Mitte des Jahrhunderts könnten die Schäden zum Beispiel durch Dürre, Borkenkäfer, Hochwasser und Hitzewellen im Ausmaß von bis zu zwölf Milliarden Euro jährlich ausmachen.

    Zahlreiche Starkregenereignisse haben im Sommer - wie hier im Bild im Raum Hochburg-Ach in Oberösterreich - zu Hochwasser, Überschwemmungen und Vermurungen geführt.
    Zahlreiche Starkregenereignisse haben im Sommer - wie hier im Bild im Raum Hochburg-Ach in Oberösterreich - zu Hochwasser, Überschwemmungen und Vermurungen geführt.
    MANFRED FESL / APA / picturedesk.com

    Warum Klimaschutz so wichtig ist

    Durch die Verbrennung von Kohle, Erdöl oder Erdgas wird Kohlendioxid frei­gesetzt. Treibhausgase wie CO2 heizen die Erde auf und verursachen den so genannten „Treibhausgaseffekt“. Um die Klimakrise lösen zu können, muss der CO2-Ausstoß drastisch reduziert werden. Die europäische Staatengemeinschaft bekennt sich zum Pariser Klimaschutzabkommen (1,5-Grad-Ziel) und will bis 2030 55% der CO2-Emmissionen reduzieren. Österreich hat sich darüber hinaus verpflichtet, bis 2040 klimaneutral zu werden.

    Die Klimaziele liegen klar am Tisch. Klimaschützer, Ökonomen, Umweltschutzorganisationen wie Global 2000, Greenpeace oder der WWF fordern seit langem eine ökosoziale Steuerreform samt wirksamer CO2-Bepreisung. Nun richten auch namhafte Vertreter der Wirtschaft ihren Appell an die Politik, rasch und ambitioniert zu handeln.

    "Die Klimakrise gefährdet auch die Wirtschaft und damit den Wohlstand für uns alle", betont Christiane Brunner, Vorständin des Vereins "CEOs for Future".
    Im Bild (v.l.n.r.): Berthold Kren (CEO LAFARGE Zementwerke GmbH) und die "CEOs for Future"-Vorstände Christiane Brunner, Birgit Kraft-Kinz und Wolfgang Anzengruber.
    Im Bild (v.l.n.r.): Berthold Kren (CEO LAFARGE Zementwerke GmbH) und die "CEOs for Future"-Vorstände Christiane Brunner, Birgit Kraft-Kinz und Wolfgang Anzengruber.
    CEOsFORFUTURE/Tsitsos / OTS

    ETS und Non-ETS - Was ist das?

    Während ungefähr 35% der nationalen CO2-Emissionen aus den energieintensiven Wirtschaftssektoren vom Europäischen Emissionshandel (Emission Trading System – EU-ETS) bereits erfasst und mit einem CO2-Preis von derzeit 60,- Euro pro Tonne versehen sind, ist der überwiegende Teil der Emissionen in Österreich aus einer CO2-Bepreisung ausgenommen. Bei den so genannten "Non-ETS-Sektoren" - vor allem im Verkehrs- und Gebäudebereich - soll jetzt im Rahmen der ökosozialen Steuerreform mit einem eigenen CO2-Preis-System (einer CO2-Steuer) angesetzt werden. Die Höhe des Preises wird gerade von der Regierungsspitze paktiert.

    50 Millionen Tonnen CO2 sind nicht Teil des Europäischen Emissionshandel und sollen mit der ökosozialen Steuerreform einen Preis bekommen. Die Vertreter von "CEOs for Future" unterstützen die CO2-Bepreisung für die Non-ETS-Sektoren. Man wolle Planungssicherheit und betont, dass es aus ökonomischer Sicht Sinn macht, die beiden CO2-Preis-Systeme - ETS und Non-ETS - langfristig zusammen zu führen.

    Welche Kosten kommen auf den Steuerzahler zu?

    Das Prinzip der CO2-Bepreisung (CO2-Steuer) funktioniert so, dass für die Tonne CO2 ein Preis zwischen 25 und 200 Euro festgelegt wird, der sich dann bei Benzin, Diesel, Heizöl und dergleichen widerspiegelt. Eine CO2-Steuer mit einem Startpreis von z.B. 25 Euro pro Tonne würde bedeuten, dass sich der Liter Benzin um sechs und der Liter Diesel um 6,9 Cent verteuert. Ein Liter Heizöl würde dann um 7,1 Cent mehr kosten. Die Regierung kündigt an, die Mehrkosten mittels Ökoboni wieder an die Menschen zurück zu zahlen. Details noch unklar.

    So funktionieren CO2-Steuer und Emissionshandel

    Ein Emissionshandelssystem funktioniert so, dass die maximale Menge an Treibhausgasen, die in einem Zeitraum ausgestoßen werden dürfen, im Vorhinein festgesetzt wird. Diese Menge wird dann in Form von Zertifikaten an Unternehmen vergeben. Wer weniger emittiert als er darf, kann seine übrigen Zertifikate wie auf einer Börse an andere Unternehmen verkaufen oder sie in die nächste Berechnungsperiode mitnehmen. Wer mehr emittiert, muss Zertifikate zukaufen. Der Preis pro Tonne ausgestoßenem Treibhausgas CO2 ergibt sich über Angebot und Nachfrage der Emissionszertifikate und liegt derzeit bei 60,- Euro die Tonne CO2. Die Anzahl der ausgegebenen Zertifikate wird in jeder Periode verringert, damit langfristig der Ausstoß an klimaschädlichem CO2 reduziert werden kann.

    Bei einer CO2-Bepreisung außerhalb des Europäischen Emissionshandels wird hingegen der Preis pro Tonne ausgestoßenem Treibhausgas festgesetzt, die Menge der Emissionen lässt sich so nur indirekt beeinflussen. Die CO2-Steuer fällt dann beispielsweise beim Kauf von Treibstoff, Heizöl oder anderen emissionsintensiven Materialien an.

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