Gesundheit

Corona-Penis ist "absoluter Unsinn"

Kann der Schwellkörper des Mannes aufgrund einer Corona-Infektion wirklich in Mitleidenschaft gezogen werden? Urologe Dr. Georg Ludvik klärt auf.

Christine Scharfetter
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Der Wiener Urologe Dr. Georg Ludvik erklärt, was es mit dem Corona-Penis auf sich hat.
Der Wiener Urologe Dr. Georg Ludvik erklärt, was es mit dem Corona-Penis auf sich hat.
Getty Images/iStockphoto

Ein US-Amerikaner behauptete kürzlich in dem Podcast "How To Do It", dass sein Penis in Folge einer Corona-Infektion um beinahe vier Zentimeter geschrumpft sei. Eine Geschichte, die aktuell vor allem bei Männern für Aufsehen, Sorgen und auch jede Menge Gelächter sorgt. Untermauert wurde dies zusätzlich von einer Studie der University College London (UCL), bei der an 3.400 Probanden eine Penis-Verkürzung als ein seltenes Symptom von Long Covid identifiziert wurde.

Kann das männliche Geschlechtsteil also wirklich einfach schrumpfen? "Heute" hat bei dem renommierten Wiener Arzt Georg Ludvik, Bundesfachgruppenobmann der Urologen in der Österreichischen Ärztekammer, nachgefragt.

Nicht Corona-Penis, sondern Pandemie-Penis

"Das ist absoluter Unsinn", erklärt der Urologe. Seit der Berichterstattung über den sogenannten Corona-Penis würden auch bei ihm die Patienten diesbezüglich plötzlich vor der Tür stehen. Doch er kann Entwarnung geben: "Die Leute essen einfach mehr und sind dicker geworden. Dadurch kommt es auch zur Zunahme des Fettgewebes im Bereich des Schamhügels und der Penis wirkt kleiner." Nehme man den Schamhügel zurück, habe der Schwellkörper wieder seine normale Größe.

"Die Leute essen einfach mehr und sind dicker geworden."

Auch die US-Studie gebe laut dem Wiener Mediziner keine Hinweise auf einen sogenannten Corona-Penis: "Diese Studie hat viel zu wenig Patienten, um das seriös beurteilen zu können." Somit wird aus dem Corona-Penis wohl der Pandemie-Penis.

Grundsätzlich gebe es kaum eine Krankheit, die zu einer Verkürzung des Penis führen würde. Eine Ausnahme sei die Induratio penis plastica, kurz IPP. "Da kann es schon zu einer Veränderung, Verkrümmung und gelegentlich auch Verkürzung des Penis kommen", so Ludvik. Das betreffe aber ausschließlich Autoimmunerkrankungen. "Den Corona-Penis hat in Österreich allerdings noch keiner gesehen."

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    <strong>Der Hodensack wird immer länger! </strong>Ein nahezu unvermeidbarer Aspekt des Alterns sind hängende Hoden. Das liegt schlicht und einfach am Verlust der Muskelmasse.&nbsp;Laut Dr. Steixner kann hier allerdings ein Eingriff namens Skrotoplastik Abhilfe schaffen. Aber auch schon lange bevor es zu dem hängenden Alterszeichen kommt, kann etwas dagegen unternommen werden: Der Verzicht auf Nikotin und ein gesundes Körpergewicht können dafür sorgen, dass später alles dort bleibt, wo es hingehört.
    Der Hodensack wird immer länger! Ein nahezu unvermeidbarer Aspekt des Alterns sind hängende Hoden. Das liegt schlicht und einfach am Verlust der Muskelmasse. Laut Dr. Steixner kann hier allerdings ein Eingriff namens Skrotoplastik Abhilfe schaffen. Aber auch schon lange bevor es zu dem hängenden Alterszeichen kommt, kann etwas dagegen unternommen werden: Der Verzicht auf Nikotin und ein gesundes Körpergewicht können dafür sorgen, dass später alles dort bleibt, wo es hingehört.
    Photo by Dainis Graveris on Unsplash

    Erektionsstörungen durch Entzündung möglich

    Was laut dem Urologen hingegen durchaus möglich sein könnte, aber auch nicht belegt wurde, ist, dass eine Entzündung im Penis unter Umständen die Erektionsfähigkeit einschränke. Dies hänge in erster Linie aber davon ab, wie stark die Infektion war und ob die Person künstlich beatmet werden musste. "Das kann zu Gefäßschäden führen, die sich vielleicht auch auf diese kleinen Arterien auswirken können", überlegt der Mediziner. "Wenn einer acht Wochen beatmet wird, kann es natürlich Multiorganschäden geben und wenn die in den Nieren und vielen anderen Organen sind, warum nicht auch im Penis." Dabei handle es sich dann jedoch eher um eine Durchblutungsstörung