Neue Studie

Covid und Grippe können "schlafenden Krebs" aktivieren

Wissenschaftler aus den USA haben entdeckt, dass Atemwegsinfekte wie Covid-19 oder Grippe ruhende Krebszellen in der Lunge reaktivieren können.
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02.08.2025, 18:00
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Forscher haben eine mögliche Erklärung gefunden, weshalb es während der ersten beiden Pandemiejahre zu einem Anstieg krebsbedingter Todesfälle gekommen ist. Im Fachmagazin "Nature" veröffentlicht das Team um Shi Biao Chia von der University of Colorado neue Resultate.

Tests bei Mäusen hätten ergeben, dass Atemwegsinfekte wie Grippe oder Covid-19 ruhende Brustkrebszellen in der Lunge dazu anregen können, sich wieder zu teilen und Metastasen zu bilden. Gestreute Krebszellen können in anderen Organen in einem "schlafenden Zustand" überdauern.

Mäuse mit Krebs wurden Covid ausgesetzt

Gemäß "Spektrum" setzten Fachleute Mäuse mit metastasierendem Brustkrebs und ruhenden Krebszellen in der Lunge entweder Sars-CoV-2 oder Influenzaviren aus. Das Ergebnis: Nach zwei Wochen konnte festgestellt werden, dass sich die zuvor inaktiven Krebszellen deutlich vermehrt hatten – um das Hundert- bis Tausendfache.

Verantwortlich für die Aktivierung der gefährlichen Zellen ist laut der Studie vor allem die Immunantwort des Körpers – unter anderem der Botenstoff Interleukin-6. Er scheint ruhende Krebszellen aufzuwecken. Dies belegt ein weiterer Versuch: Wurde der Stoff einigen Mäusen entfernt, schlummerten die gefährlichen Zellen einfach weiter.

Wie aussagekräftig sind die Mäusetests?

Andreas Bergthaler, Professor für Molekulare Immunologie an der Medizinischen Universität Wien, sagt: "Es gibt einige Anhaltspunkte, dass die vorliegenden Ergebnisse relevant für den Menschen sein könnten."

Die Tests zeigten jedoch nicht, ob die Mäuse nach der durchgemachten Infektion auch tatsächlich vermehrt oder früher an Metastasen versterben.

Um 44 Prozent erhöhtes Risiko

Carsten Watzl, Leiter des Forschungsbereichs Immunologie am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung der TU Dortmund, sagt, betroffene Patientinnen und Patienten müssten sich nicht komplett isolieren, um eine Atemwegsinfektion zu verhindern. "Der Effekt ist zum Glück begrenzt. Es besteht ein um 44 Prozent erhöhtes Risiko je nach Patientengruppe."

Er ergänzt: "Durch eine Impfung wird das Risiko einer schweren Erkrankung und damit einer ausgeprägten Entzündungsreaktion nach Influenza- oder Sars-CoV-2-Infektionen deutlich reduziert. Daher wäre zu erwarten, dass auch der Effekt auf die Metastasenbildung durch eine Impfung reduziert werden könnte."

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