Huhn galt lange als gesunde Alternative zu rotem Fleisch. Denn: Es ist nicht nur fettarm, sondern steckt auch noch voller Proteine, weshalb es sich gut in eine cholesterinarme Ernährung integrieren lässt. Eine neue Studie aus Italien legt nun allerdings nahe, dass Geflügel scheinbar doch nicht so harmlos ist, wie bisher angenommen.
Forschende vom Nationalen Institut für Gastroenterologie haben über 4.800 Menschen aus Süditalien knapp zwei Jahrzehnte lang begleitet. Das Ergebnis? Ein wöchentlicher Konsum von mehr als 300 Gramm Huhn oder anderem Geflügel erhöht das allgemeine Sterberisiko um 27 Prozent, verglichen mit Personen, die weniger als 100 Gramm pro Woche essen.
Besonders erschreckend: Das Risiko, an Magen-Darm-Krebs zu erkranken, steigt laut Studie um 127 Prozent. Insbesondere Männer sind davon betroffen: Bei ihnen stieg das Risiko, an Magen-Darm-Krebs zu sterben, um das 2,6-Fache im Vergleich zu Männern mit geringem Geflügelkonsum.
Ganz unumstritten ist die italienische Studie, die im Fachjournal Nutrients veröffentlicht wurde, jedoch nicht. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop findet klare Worte: "Wie so oft handelt es sich um eine schwache Beobachtungsstudie, die nur eines bewirkt: Verunsicherung."
Laut Knop zeigen solche Untersuchungen zwar Korrelationen, also statistische Zusammenhänge – "aber, ob da wirklich ein ursächlicher Zusammenhang besteht, wird man nie herausfinden." Deshalb lasse sich aus der Studie auch nicht ableiten, dass man auf Huhn verzichten sollte.
„Iss, was dir guttut – und lass dich nicht verrückt machen.“
"Ob Huhn in der Pfanne gebraten, in Dampf gegart, als Chicken-Nugget oder Frikassee – gesund ist das, was dir bekommt und dich zufrieden satt macht", betont Knop. Seine Empfehlung lautet darum, auf das eigene Bauchgefühl zu hören: "Iss, was dir guttut – und lass dich nicht verrückt machen."
Auch das Forschungsteam der Studie warnt nur mit Vorbehalt: Sie betonen, dass weitere Forschung nötig sei, um die genauen Zusammenhänge zu verstehen. Denn ob wirklich das Huhn an sich schuld ist – oder etwa die Zubereitungsart – ist bisher noch unklar. Zudem fehlen bei der Analyse der Daten wichtige Informationen: Faktoren wie das Körpergewicht, regelmäßige Bewegung oder Alkoholkonsum der Teilnehmenden wurden bei der Studie nicht berücksichtigt.