Kinder, die heute auf die Welt kommen, wachsen mit dem Smartphone auf. Auch wenn sie als Säugling noch kein eigenes besitzen, sehen sie es bei den Eltern – und das nicht zu wenig. Eine Studie der Paracelsus Medizinischen Universität Salzburg (PMU) hat untersucht, wie sich die Handynutzung der Mütter auf die Babys auswirkt. 68 Mütter nahmen an der ersten Studie zu diesem Thema teil.
Die Säuglinge würden alles andere als wohlwollend darauf reagieren, so Studienleiterin Antonia Dinzinger gegenüber dem ORF: "Wir sehen zum Beispiel bei den Babys, dass sie eine Stressreaktion nach außen zeigen." Soll heißen: Sie überstrecken sich, weinen, schreien. "Wir sehen aber auch, dass sich physiologisch etwas bei den Babys ändert, also etwa, dass die Herzrate ansteigt, wenn Mütter viel am Smartphone hängen." Die Psychologin beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit frühen Interaktions- und Bindungserfahrungen.
Die Kleinen bekommen sehr wohl mit, dass, wenn die Eltern am Handy sind, die Aufmerksamkeit nicht mehr bei ihnen liegt. Je nach Naturell des Kindes ziehen sich manche zurück, andere suchen verstärkt die elterliche Aufmerksamkeit und manche legen ein Protestverhalten an den Tag. Studien zeigen, dass ältere Kinder auf Spielplätzen mit riskanterem Verhalten provozieren, "weil natürlich, wenn ich auf den allerhöchsten Turm klettere, die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass jemand herschaut", so Dinzinger. Das sind aber alles kurzfristige Auswirkungen auf den elterlichen Handygebrauch.
Was die langfristigen Folgen angeht, gibt noch nicht viele Erkenntnisse. Auch, weil es Smartphones noch nicht so lange gibt. Was man aber aus bisherigen Studien aus 2023 und 2024 sagen kann, ist, dass die Sprachentwicklung der Kinder darunter leidet. "Also wir sehen dann Kinder, die weniger Vokabular haben – und zwar bis zu 20 Prozent weniger." Der Grund: Sind die Eltern oft am Handy, reden sie weniger mit ihren Kindern. Ein großes Manko für die Kinder, die Sprache am leichtesten durch regelmäßige Wiederholungen und in Routine-Situationen erlernen.
Auch das Erlernen von Impulskontrolle und Emotionskontrolle leidet. "Da wissen wir aus der Forschung, dass Kinder lernen, ihre Emotionen zu regulieren, indem Eltern ihnen dabei helfen, die Emotionen zu regulieren."
Weil die Studienergebnisse der Mütter nicht auf die Väter übertragbar sind, soll in einer weiteren Studie die Väter-Baby-Smartphone-Beziehung im Fokus stehen. Denn zur väterlichen Seite gäbe es bisher nur wenig Forschung. Väter und Mütter unterscheiden sich etwa in ihrem Erziehungsstil und in ihrer Feinfühligkeit.
Für die Smart.Daddy Studie werden noch Papas mit vier bis sieben Monate alten Babys gesucht. Die Studie läuft voraussichtlich bis Juli 2025. Die Datenerhebung dauert etwa 1,5 Stunden und findet am Institut für Early Life Care der Paracelsus Medizinischen Universität Salzburg statt. Alle Informationen gibt es HIER.