Leitfaden mit drei Punkten

"Beim ersten Schuss flüchten" – Experte zu Amoklauf

Nach dem Amoklauf am Dienstag stellen sich viele die Frage, wie sie sich in einer solchen Situation richtig verhalten. "Heute" liefert die Antwort.
Heute Life
15.06.2025, 07:30

Nach dem Amoklauf am Dienstagmorgen im BORG Dreierschützengasse in Graz, bei dem ein ehemaliger Schüler (21) zehn Menschen und dann sich selbst erschoss hat, sitzt nicht nur der Schock tief. Gleichzeitig steigt die Angst vor weiteren Anschlägen und Nachahmungstätern. Wie man sich im Falle eines Amoklaufs richtig verhält und welche drei Punkte Leben retten können, hat Patrick Maierhofer, Pressesprecher des Innenministeriums, gegenüber "Heute" verraten.

"In erster Linie gilt es durchzuatmen und Ruhe zu bewahren, auch wenn man sich gerade in einer absoluten psychischen und physischen Ausnahmesituation befindet", erklärt der ehemalige Sprecher der Wiener Polizei. Das sei wichtig, um sich ein Bild von der Situation machen zu können, rational zu handeln und sich an die drei wichtigen Schlagworte für die eigene Sicherheit bei Amok und Terror zu erinnern.

Drei Möglichkeiten, um zu überleben

Dabei handelt es sich um drei überlebenswichtige Optionen, die in "dieser Reihenfolge" in Erwägung gezogen werden sollen:

1
FLÜCHTEN – Wenn möglich!
Hören Sie bestmöglich hin, um eventuell zu erkennen, wo Schüsse fallen oder wo eine Tathandlung gesetzt wird. Nutzen Sie Fluchtwege, die nicht in diese Richtung führen. Ist es nicht klar, wo die Tat stattfindet, versuchen Sie auf schnellstem Wege aus dem Gebäude zu flüchten. Fenster - insofern es von der Höhe her möglich ist und dadurch keine Selbstgefährdung entsteht - oder Notausgänge sind hier empfohlene Alternativen. "Wer sich im Freien aufhält, sollte eine noch bessere Fluchtmöglichkeit haben. Wesentlich dabei: Lassen Sie Ihre Sachen zurück! Diese behindern sie bei der Flucht!", so Maierhofer.
2
VERSTECKEN – Wenn Flucht unmöglich ist!
Verstecken Sie sich hinter großen Gegenständen, versperren oder verbarrikadieren Sie die Türen von Räumen und Klassenzimmern. "Im Idealfall sperren Sie zu und verbarrikadieren die Türe zusätzlich. Internationale Erfahrungen und Erkenntnisse in Amoklagen haben gezeigt, dass Täter, die eine Sperrvorrichtung nicht rasch überwinden konnten, oft sehr schnell von der jeweiligen Türe abgelassen haben", erklärt der Sprecher. Und weiter: "Halten Sie sich zudem nicht direkt hinter der Tür auf, gehen Sie in eine Ecke im Raum und verstecken Sie sich zusätzlich hinter großen Gegenständen, wie Tische, Schränke, Projektoren, Pulte. Dabei sollten Sie sich absolut ruhig verhalten! Stellen Sie das Handy auf lautlos und schalten Sie die Vibration aus!"
3
VERTEIDIGEN – Absolut letzte Konsequenz, wenn es keinen anderen Ausweg gibt!
Verwenden Sie Gegenstände, um einen Angriff abzuwehren. Suchen Sie Unterstützer und helfen Sie anderen.

Befindet man sich in Sicherheit, sollte sofort der Notruf - "133 oder 112" - angerufen werden.

Eltern sollen Polizei-Notruf wählen

Erfahren Eltern von einem Amoklauf an der Schule ihres Kindes, sollte hingegen nicht das Kind angerufen werden. Dadurch könnte im schlimmsten Fall der Aufenthaltsort oder das Versteck des Schülers preisgegeben werden. Stattdessen sollte unverzüglich der Polizei-Notruf oder die örtliche Polizei kontaktiert werden, um nähere Hinweise zum Sammelort oder Treffpunkt zu erhalten. "Solche Treffpunkte für Angehörige werden immer sehr rasch organisiert."

Anrainer hingegen sollten, wenn sie nicht im unmittelbaren Gefahrenbereich sind, den polizeilichen Notruf verständigen – und Fenster oder Türen in Richtung des mutmaßlichen Tatorts meiden. Zudem rät Maierhofer: "Folgen Sie den Social-Media-Kanälen der Polizei und des Bundesministeriums für Inneres."

Finger weg von Social Media

Ebenso wichtig sei es, selbst keine Informationen oder Videos der Tat in den sozialen Medien zu verbreiten. "Gerüchte bringen Opfer in Gefahr und verursachen Panik. Unterstützen Sie stattdessen die polizeilichen Ermittlungen, in dem Sie die Videos bei der jeweiligen Uploadplattform des BMI hochladen. Der Link wird in den sozialen Medien der Polizei und des BMI zu finden sein."

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 15.06.2025, 12:33, 15.06.2025, 07:30
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