Dramatische Minuten

Cobra-Chef über Amoklauf-Einsatz: "Es war so still …"

Cobra-Süd-Kommandant Kurt Kornberger berichtet über den Ablauf des Einsatzes beim Amoklauf in Graz. Ein Lehrer gab den entscheidenden Hinweis.
Christine Ziechert
12.06.2025, 05:53
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

In nur 13 Minuten war alles vorbei: Kurt Kornberger, Kommandant der Cobra-Süd in Graz, berichtete im Rahmen eines Mediengesprächs zur Amok-Lage im Innenministerium detailliert über den Ablauf des Amoklauf-Einsatzes im BORG Dreierschützengasse in Graz, bei dem insgesamt elf Menschen ums Leben kamen – "Heute" berichtete mehrfach.

Demnach ging um Punkt 10 Uhr über den örtlichen Funk der Alarm zu einer möglichen Amok-Lage ein: "Wir haben sofort alle Kräfte informiert, in wenigen Minuten war das Team bereit", erklärte Kornberger.

„Es war auffallend still im Foyer. Wir sind dann auf einen Lehrer gestoßen, der im 3. Stock Kontakt mit dem Täter hatte“
Kurt KornbergerKommandant Cobra-Süd

Um 10.06 Uhr war dann bereits die erste Funkstreife vor Ort, eine Minute später eine Einheit der Schnellen Interventionsgruppe (SIG). "Um 10.08 Uhr sind dann beide Streifen ins Gebäude hinein, um 10.09 Uhr war die Cobra vor Ort", so der Kommandant.

"Es war auffallend still im Foyer. Sie sind dann auf einen Lehrer gestoßen, der im 3. Stock Kontakt mit dem Täter hatte." Die Einsatzkräfte durchsuchten den 3. Stock, in einem der Klassenzimmer bot sich ihnen ein schrecklicher Anblick: "Dort lagen viele Schwerverletzte und Tote. Unser primäres Ziel war es, den Täter zu finden und zu binden", meinte Kornberger.

Täter um 10.13 Uhr tot aufgefunden

Und das geschah sehr schnell: "Um 10.13 Uhr wurde der Täter dann in einem WC gegenüber gefunden. Er hatte offensichtlich Suizid begangen. Seine Waffen wurden gesichert." Da nicht sicher war, ob es noch weitere Täter gibt, musste der dortige Bereich gesichert werden. Inzwischen führte ein Beamter der Schnellen Interventionsgruppe im Klassenzimmer Erstmaßnahmen bei den Verletzten durch.

"Um 10.17 Uhr wurde die Sichtung durchgeführt. Erst als sichere Korridore hergestellt waren, konnten die ersten Notärzte hinein – das war um 10.21 Uhr", erklärte Kornberger. Anschließend wurde das gesamte Gebäude noch genauestens durchsucht: "Um 10.28 Uhr war die komplette Sicherheit hergestellt."

Hohe psychische Belastung für Beamte

Wie der Direktor der Spezialeinheiten, Bernhard Treibenreif, ausführte, waren insgesamt über 300 Beamte vor Ort, auch fünf Hubschrauber waren im Einsatz. Von drei Cobra-Standorten (Graz, Wr. Neustadt und Kärnten) wurden zudem 60 Kräfte herangezogen. "Die Kooperation mit der Feuerwehr, der Rettung, der Bildungsdirektion und der Schuldirektorin war ausgezeichnet", betont Treibenreif, der von "unglaublich viel Leid" und einer "hohen psychischen Belastung für die Beamten" sprach.

Wie Bundespolizeidirektor Michael Takacs, der Leiter der Abteilung polizeiliche Sondereinsätze, Peter Scheibner, Cobra-Kommandant Kornberger und Treibenreif unisono betonten, sei bei Amok-Lagen Geschwindigkeit der entscheidende Faktor: "Ein sofortiger Zugriff ist nötig, um den Täter schnellstmöglich zu binden. Geschwindigkeit kann Leben retten", so Takacs. Und Scheibner ergänzte: "Ziel ist die möglichst rasche Handlungsunfähigkeit des Täters."

Leitfaden in Amok-Situationen

Seit 2019 gibt es ein Handlungsleitfaden zum Schutz der eigenen Sicherheit bei Amok und Terror. Die Empfehlungen lauten demnach: 1. Flüchten, 2. Verstecken, 3. Verteidigen und 4. Notruf. "Dieser Handlungsleitfaden steht allen Schulen und öffentlichen Institutionen zur Verfügung. Auch Übungen an Schulen im Fall eines Amoklaufes werden österreichweit durchgeführt", so Treibenreif.

Da es bereits erste Trittbrettfahrer gibt, gilt seit Mittwoch, 8 Uhr früh, erhöhte Einsatzbereitschaft, vor allem für SIG- und Wega-Beamte. Bis Schulschluss stehen dabei Schulen und kriminalpolizeiliche Erhebungen im Fokus: "Im Sommer werden wir uns dann mit den Bildungsdirektionen zusammensetzen und an den Sicherheitskonzepten arbeiten", führte Treibenreif aus.

„Was hier passiert ist, kann die schnellste Polizei nicht verhindern“
Bernhard TreibenreifDirektor der Spezialeinheiten

Dass trotz bester Prävention ein Amoklauf nicht abgewendet werden kann, ist aber auch dem Spezialeinheiten-Direktor klar: "Was hier passiert ist, kann die schnellste Polizei nicht verhindern. Die Amoklage ist ja oft schon in der Erstphase vorbei", so Treibenreif.

{title && {title} } cz, {title && {title} } Akt. 12.06.2025, 07:36, 12.06.2025, 05:53
Jetzt E-Paper lesen