Gender Pain

Deshalb haben Frauen öfter Schmerzen als Männer

Eine Frau zu sein, kann weh tun. Warum, darüber informierte jetzt die österreichische Schmerzgesellschaft.

Heute Life
Chronische Schmerzen treten bei Frauen sechsmal so häufig auf als bei Männer.
Chronische Schmerzen treten bei Frauen sechsmal so häufig auf als bei Männer.
Getty Images

Frauen und Männer verspüren Schmerz unterschiedlich – sogar Medikamente wirken stärker oder schwächer je nach Geschlecht. Darauf wurde einmal mehr von der österreichischen Schmerzgesellschaft im Rahmen der "Schmerzwochen" mit dem Schwerpunkt "Gender Pain" hingewiesen.

Demnach leiden Frauen generell öfter unter Schmerzen und Schmerzerkrankungen. Chronische Schmerzen treten bei ihnen schätzungsweise sechsmal so häufig wie bei Männern auf. Sie haben intensivere und länger andauernde Schmerzen und mehr von Schmerzen betroffene Körperstellen. Im Durchschnitt weisen sie eine schlechtere endogene Schmerzhemmung auf und es gibt Hinweise, dass die Schmerzverarbeitung im zentralen und peripheren Nervensystem bei Frauen deutlich sensibler ist. Verstärkt werden die Schmerzen bei Frauen auch dadurch, dass sie häufiger unter depressiven Symptomen leiden.

Deshalb haben Frauen öfter Schmerzen als Männer
Vlnr: AO Univ.-Prof. Dr. Richard Crevenna (Vizepräsident), ÖSG Präsident AO Univ.-Prof Dr. Wilhelm Eisner, OÄ Dr. Waltraud Stromer (Past-Präsdentin) , Prim Univ.-Prof Dr. Rudolf Likar (Generalsekretär) 
APA/Ben Leitner

Geschlechterspezifische Schmerzmittel

"Für die Schmerztherapie ist wichtig, dass einige Schmerzmittel nachweislich geschlechtsspezifische Unterschiede in der Wirkung und sogar gegensätzliche Effekte haben. Die Nebenwirkungsmeldungen von Medikamenten sind bei Frauen fast doppelt so hoch wie bei Männern. Bei acht von zehn Arzneimitteln, die aufgrund von toxischen schweren Nebenwirkungen aus dem Handel genommen wurden, sind diese bei Frauen aufgetreten. Dafür wollen wir sensibilisieren. Die Schmerztherapie muss sich noch viel deutlicher weg von einer Unisex-Medizin hin zu geschlechterspezifischen Behandlungen entwickeln", betont OÄ Dr.in Waltraud Stromer, Past-Präsidentin der Österreichischen Schmerzgesellschaft.

Chronische Schmerzen

Allein in Österreich sind rund 1,8 Millionen Personen von chronischen Schmerzen betroffen. "Chronische Schmerzen sind nicht nur eine große Belastung für die Betroffenen, sondern verursachen jährlich auch bis zu 8 Milliarden Euro", gibt ÖSG- Präsident Ao. Univ.- Prof. Dr. Wilhelm Eisner bei der Pressekonferenz bekannt. Hier wird für einen gesetzlichen Anspruch auf eine medizinische Zweitmeinung ein Appell an die Politik ausgesendet. Dabei sollen medizinischen Fehleinschätzungen und unnötigen Eingriffen entgegengewirkt werden.

Schmerztherapie für alle

Da Österreich laut den ÖSG Vertretern eindeutig noch Luft nach oben in diesem Themengebiet hat, gibt es dennoch einen Lichtblick. Bis Sommer diesen Jahres soll die integrative Schmerztherapie im österreichischen Strukturplan für Gesundheit festgelegt sein – dies bringt auch für jedes Bundesland mindestens ein Schmerzzentrum mit sich. In Österreich gibt es zusätzlich eine ärztliche Fortbildung in der Schmerztherapie, die mit 120 Stunden Theorie und 80 Stunden Praxis absolviert werden kann. Bereits 1.420 österreichische MedizinerInnen verfügen über dieses Diplom. Hier wird dazu appelliert dieses Diplom mit mehr Stunden auszuarbeiten, damit genauere Arbeiten geleistet werden können.

Bewegung gegen chronische Schmerzen

Auf die Wichtigkeit der Bewegung unseres Körpers wurde von Univ. Prof. Dr. Richard Crevenna mit der ÖSG Initiative "BEWEG DICH/move4you" aufmerksam gemacht. Dies sei die beste Prävention gegen chronischen Schmerz – hier wird auch nochmals betont, das auch bei bestehenden Schmerzen keine absolute Ruhe empfohlen wird. Man soll mit Bewegung also nicht nur vorbeugen können, sondern den Schmerz wie beispielsweise Rücken- oder Kreuzschmerzen behandeln und sich dadurch auch noch vom Schmerz ablenken können. "Schmerz wurde bislang immer als Symptom bei allen möglichen Krankheitsbildern gesehen, nun nahm die WHO Schmerzen die länger als 3 Monate anhalten, als eigenständige Krankheitsgruppe in die ICD- 11 auf", gab Prim. Univ.- Prof. Dr. Rudolf Likar bekannt. 

red
Akt.