Die Grünen-Ministerin Leonore Gewessler und Kärntens-Mobilitätslandesrat Sebastian Schusnigg haben am Freitag-Vormittag eine Novelle des Kraftfahrzeuggesetzes vorgestellt, die insbesondere für die Tuning-Szene empfindliche Strafen mit sich bringt. "Heute" liegen exklusiv die Zahlen der Tuning-Treffen für das Jahr 2021 vor, dabei kam es bei elf Treffen zu mehreren tausend Anzeigen.
Wie aus dem Bericht hervorgeht, starteten bereits im April 2021 in Salzburg. Bei Tuner-Treffen in Wals-Siezenheim wurden 16 Anzeigen wegen nicht typisierter Fahrzeugteile erstattet. Bei Geschwindigkeitskontrollen im Bezirk Salzburg-Land wurden 57 Temposünder gestraft.
Noch im selben Monat kam es auch in Wien zu mehreren Treffen, das einige Konsequenzen zur Folge hatte. Demnach trafen sich Tuner sich an verschiedensten Orten und fuhren über den Gürtel. Bei einer Tankstelle auf der Heiligenstädter Straße in Döbling trafen sich am späten Abend mehrere Autofans. Auch bei der Triesterstraße in Favoriten trafen sich die Tuner, um mit ihren PS-Boliden Gas zu geben. Bei einem Verkehrsschwerpunkt der Landesverkehrsabteilung Wien (LVA) kam es am Samstagabend (25.4) am Gaudenzdorfer Gürtel (Meidling) innerhalb kurzer Zeit zu gleich mehreren drastischen Geschwindigkeitsübertretungen. Wie von der LPD Wien bekanntgegeben, rasten dabei drei Lenker mit 96, 98 und 121 km/h durch die 50er-Zone. Die Verkehrssünder müssen sich nun vor Gericht wegen Raserei verantworten, auch ein Führerscheinentzugsverfahren steht im Raum.
Das sind die neuen Strafen für die Tuning-Szene:
Illegale Umbauten, mit denen gezielt Fehlzündungen (Explosionsgeräusch) ausgelöst werden, können in Zukunft sofort die Abnahme von Zulassungsschein und Kennzeichentafeln zur Folge haben. Auch hier reicht künftig die Wahrnehmung der Sicherheitsorgane.
Darüber hinaus wird eine Mindeststrafe von 300 Euro für solche Delikte vorgesehen, wobei 300 Euro auch als Organstrafe sofort eingehoben werden können.
Weiter erfolgt eine generelle Verdopplung des Strafrahmens im Kraftfahrgesetz auf 10.000 Euro. So können unbelehrbare Wiederholungstäter in diesen speziellen Bereich spürbar gestraft werden.
Mit wärmer werdenden Temperaturen stieg auch für die Tuner-Szene die Lust am Rasen. Das Klimaschutzministerium berichtet von gleich vier Treffen im Mai 2021. Bei einem Treffen in Stockerau nahmen über 600 Personen mit 300 Autos teil und ließen die Reifen quietschen, auch von Drifteinlagen wird berichtet. Die Bilanz der Polizei: 59 Anzeigen und zwölf eingehobene Organmandate. Nur wenige Tage später ebenfalls im Mai endete ein Tuner-Treffen, an dem 400 Autos teilnahmen, mit 600 Anzeigen sowie drei eingezogenen Kennzeichen – um die Lage bei 113 durchgeführten Alkotests zu deeskalieren, musste die Polizei auch mit Hundestaffel anrücken.
Bei einem Treffen der Tuner-Szene in der Steiermark im selben Zeitraum, bei dem rund 500 Personen teilnahmen, kam es ebenfalls zu einer Anzeigenflut. Während 258 wegen Geschwindigkeitsübertretungen Radaranzeigen bekamen, wurden 215 Teilnehmer nach dem Kraftfahrzeuggesetz angezeigt – 13 Personen wurde ihr Kennzeichen abgenommen. Ende Mai musste schließlich die Polizei in Mödling ein 1.000-köpfiges Tuner-Treffen mit 25 Streifenwagen auflösen. 90 Teilnehmer wurden wegen Verstoßes gegen das Kraftfahrzeuggesetz angezeigt, acht verloren ihr Kennzeichen und vier Lenkern wurde der Führerschein wegen Alkohol- bzw. Suchtmittelkonsums abgenommen.
Das größte bekannte Treffen wurde im Juni in Wiener Neustadt durchgeführt. 1.500 Teilnehmer reisten mit 500 bis 600 Fahrzeugen an, darunter waren auch viele getunte Autos. Bei 40 Prozent der kontrollierten Fahrzeugen wurden die Kennzeichen abgenommen. Hinzu kamen 57 Anzeigen nach dem Kraftfahrgesetz. Im selben Monat bekam die Vorarlberger Polizei in Götzis die Information, dass sich die Tuningszene länderübergreifend trifft. Die Polizei kontrollierte daraufhin einen Teil der Szenefahrzeuge bei der Einreise aus Deutschland. Bis zu 100 Fahrzeuge versammelten sich schließlich auf dem Parkplatz beim Möslestadion in Götzis. Dabei kam es schließlich zu elf Anzeigen nach dem Kraftfahrgesetz. Zwei Kennzeichen wurden an Ort und Stelle abgenommen.
Im Hochsommer musste die Polizei schließlich in Baden ausrücken, um gegen ein Tuner-Treffen vorzugehen. Unter den 250 Teilnehmern kam es jedoch zu keiner Anzeige im August 2021 – die Polizei lässt wissen, dass derartige Einsätze eine Seltenheit sind. Weniger glimpflich verlief eine Zusammenkunft der Verkehrsrowdies im letzten Monat des vergangenen Jahres. In Wiener Neustadt wurden 30 getunte Autos gemeldet, es kam zu duzenden Anzeigen.
Auch dieses Jahr fand ein Treffen bereits statt. Im Jänner waren rund 100 Auto- und Tuning-Fans bei einem Treffen der Szene quer durch die Stadt Salzburg unterwegs. Beim Eintreffen der Polizei waren dort bereits rund 50 Fahrzeuge versammelt. Autos und Lenker wurden erstmalig kontrolliert. Kurz darauf war die Polizei auf einem Parkplatz in Wals gefordert. Das Treffen hatte sich dorthin verlagert. Die Tuner-Gemeinde war mittlerweile auf rund 100 Autos angewachsen – es folgten 90 Anzeigen durch die Polizei.