KI statt Angestellte: Die Nachricht des Duolingo-CEOs, in Zukunft die Sprachkurse nicht mehr von Menschen, sondern von künstlicher Intelligenz erstellen zu lassen, hat für heftige Gegenreaktionen gesorgt. Dabei werden Fragen über den Einsatz und den richtigen Umgang mit KI zentral.
Die Aufregung dreht sich beim aktuellen Fall um das Wegfallen der Jobs durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Ist Duolingo dabei aber bloß ein Einzelfall oder ein Fallbeispiel für die kommende Veränderung der Arbeitswelt?
Generell gehen Experten davon aus, dass der Einsatz von KI nur durch deren Fähigkeiten begrenzt ist. "Was automatisiert oder 'KIfiziert' werden kann, wird automatisiert oder 'KIfiziert'", sagte Zukunftsforscher Gerd Leonhard bereits 2023 gegenüber "20 Minuten".
Jakub Samochowiec, Senior Researcher beim Gottlieb Duttweiler Institut (GDI), ergänzt auf Anfrage, dass besonders Jobs am Computer, die repetitiv sind und kaum eine menschliche Beziehungskomponente haben, von der KI-Etablierung betroffen sein könnten. Samochowiec relativiert allerdings. "Arbeit ist keine endliche Menge, die ganz abgearbeitet werden kann."
Werden Arbeiten durch Maschinen effizienter, dann hebe dies auch das Niveau der Arbeit. Das heißt konkret, dass viele Stellen nicht durch KI gestrichen werden, sondern neue Aufgaben erhalten. "Es spricht viel dagegen, dass wir nun alle unseren Job verlieren." Thomas Oschlisniok, Leiter Business Services Transformation bei KPMG Schweiz, stimmt dem zu. "Menschliche Interaktion wird weiterhin notwendig sein, um den Output der KI zu verstehen und weiterzuverarbeiten."
Laut einem Report des World Economic Forum aus dem März 2025 werde die KI zwar 92 Millionen Jobs vernichten, gleichzeitig solle sie aber auch 170 Millionen neue schaffen. Unter dem Strich könnte die KI also zur Job-Entstehung beitragen.
„Bedeutsamer scheint aber, dass bestehende Jobs durch künstliche Intelligenz neue Aspekte erhalten“Jakub SamochowiecSenior Researcher beim GDI
Neue Berufe entstehen laut Oschlisniok zum Beispiel in Bereichen wie KI-Entwicklung, Datenanalyse, Ethikberatung für KI sowie in der Wartung und Überwachung automatisierter Systeme. "Auch Rollen im Bereich Mensch-KI-Interaktion wie Prompt Engineering gewinnen an Bedeutung und werden die Ausübung unserer heutigen Tätigkeiten mehr und mehr beeinflussen."
Samochowiec sieht besonders Jobs mit einer starken Beziehungskomponente als sicher vor der KI. Bei den kreativen Berufen stelle sich ebenfalls die Frage, wie sehr künstliche Intelligenz die menschliche Komponente ersetzen kann. "Auch hier wird das Mittelmaß wohl am ehesten leiden."
Auch Pflegeberufe würden gerade mit dem Fachkräftemangel und einer gesellschaftlichen Alterung zunehmend dringender nachgefragt. Oschlisniok fasst es so zusammen: "Berufe, die Kreativität, emotionale Intelligenz oder hochkomplexe Problemlösungen erfordern, gelten als schwer durch KI replizierbar."
„Berufe, die Kreativität, emotionale Intelligenz oder hochkomplexe Problemlösungen erfordern, gelten als schwer durch KI replizierbar“Thomas OschlisniokKPMG Schweiz
Was aber, wenn mein Beruf äußerst repetitiv und ohne Beziehungsebene stattfindet und somit leicht durch eine KI ersetzt werden kann? "Es wäre falsch zu sagen, dass nun beispielsweise alle lernen müssen zu programmieren", so Samochowiec.
Arbeitnehmende könnten sich zum einen zwar durch Weiterbildungen in digitalen Kompetenzen, Programmierung oder Datenanalyse auf die KI-gestützte Arbeitswelt vorbereiten, so Oschlisniok. Doch: "Zudem sind Soft Skills wie Kreativität, kritisches Denken, Teamarbeit oder Leadership zunehmend gefragt, da sie schwer durch eine KI übernommen werden können."