Dass Novak Djokovic mit gewissen Aktionen und Äußerungen außerhalb seines Fanlagers mancherorts nicht immer auf Gegenliebe stößt, ist altbekannt. Dass der Tennis-Superstar auch in seiner Heimat Serbien scharf kritisiert wird, ist hingegen ein relativ neues Phänomen, das erst in diesem Jahr so richtig ins Rollen kam.
Weil sich der 38-Jährige mit den riesigen Studentenprotesten im Land solidarisiert, ist er ins Visier eines regimenahen Mediums geraten. Die Boulevardzeitung "Informer" bezeichnete den 24-fachen Grand-Slam-Champion nach einer Demonstration am 15. März als "Schande" und als einen Anhänger von Gewalt und der "Farbrevolution".
Nachdem bekannt wurde, dass Djokovic mit seiner Familie nach Athen übersiedeln will, bezeichnete ihn das Medium als "falschen Patrioten", der sich jahrelang als Symbol Serbiens präsentiert habe, um nun die Flucht ins griechische Exil zu ergreifen. Auch mit Griechenlands Premierminister Kyriakos Mitsotakis hat sich Djokovic schon mehrfach getroffen.
Der 38-Jährige lässt sich davon nicht beirren. So trug er etwa bei einem Besuch des Basketballspiels zwischen Roter Stern und Partizan in Belgrad im März aus Solidarität zu den Protestierenden einen Pullover mit der Aufschrift "Students are Champions".
Im Juli feuerte sich Djokovic dann in Wimbledon auf dem Tennisplatz mit einer pumpenden Geste an. Djokovic selbst hatte den Jubel als Geste für seine Kinder erklärt. Es dürfte jedoch wohl eine Anspielung auf den Anfeuerungsruf "Pumpaj, Pumpaj" (Deutsch: Pumpen) der Studentenproteste in Serbien gewesen sein, welcher im Sinne von "verstärken" oder "nicht aufhören" verwendet wird.
Die massiven Proteste in Serbien begannen nach dem Unglück in der serbischen Stadt Novi Sad, wo im letzten November 16 Menschen ums Leben kamen. Der Einsturz eines Bahnhofsvordachs war damals der Auslöser der Tragödie und löste landesweite Debatten über korrupte Verhältnisse in der Regierung von Präsident Aleksandar Vucic aus.
Djokovic solidarisierte sich von Anfang an mit den Demonstranten. Auf Social Media schrieb er berührende Worte. Beim Australian Open im Jänner widmete der Tennis-Superstar zudem einen Sieg einer Studentin, die bei einem Protest von einer Autofahrerin angefahren und verletzt wurde.
Vucic selbst äußerte sich zuletzt zurückhaltend über Djokovic, wohl im Wissen um dessen riesige Popularität in Serbien. "Er kann so viel gegen mich sagen, wie er will, die politischen Gegner unterstützen, aber etwas Schlechtes über ihn zu sagen, wäre dumm und töricht", erklärte der umstrittene Präsident Serbiens.