Zeugnis für Bildungsminister

Drei "Fetzen" – Grünes Abschlusszeugnis für Wiederkehr

Deutschförderung mangelhaft, Lehrermangel ungelöst, Kindergärten am Limit – die Grünen stellen Wiederkehr (NEOS) ein hartes Zeugnis aus.
Christoph Weichsler
05.03.2025, 13:04
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Kaum im Amt als neuer Bildungsminister wird Christoph Wiederkehr (NEOS) mit massiver Kritik konfrontiert. Die Wiener Grünen ziehen eine vernichtende Bilanz seiner Zeit als Bildungsstadtrat – und stellen ihm ein knallhartes Zeugnis aus. Ihr Fazit: Die Probleme in Wiens Bildungssystem seien nicht kleiner, sondern größer geworden.

"Wiederkehr hinterlässt Wien eine handfeste Bildungskrise", sagt Judith Pühringer, Parteivorsitzende der Wiener Grünen. "Ein Systemversagen in der Deutschförderung, viel zu wenige Schulsozialarbeiter und die Kindergärten völlig im Stich gelassen – für zehntausende Wiener Kinder sind fünf Jahre Wiederkehr vor allem fünf verlorene Jahre."

Deutschförderung: "Nicht genügend"

Laut den Grünen hat sich die Sprachförderung für Kinder in Wien nicht verbessert – im Gegenteil. 50 Prozent der Erstklässler in Wiener Volksschulen sprechen nicht gut genug Deutsch, um dem Unterricht zu folgen. Wiederkehr hatte 500 zusätzliche Sprachförderkräfte angekündigt, tatsächlich seien es aber nur 313, kritisieren die Grünen. 71 Schulen, die dringend Förderbedarf hätten, gingen leer aus.

Die Wiener Grünen ziehen Bilanz über die Amtszeit von Ex-Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr und bewerten seine Bildungspolitik mit überwiegend "Nicht genügend".
Denise Auer / Grüne Wien ("Heute"-Montage)

"Die Hälfte der Taferlklassler spricht nicht gut genug Deutsch", sagt Julia Malle, Bildungssprecherin der Grünen. "Die unzureichende Deutschförderung, der akute Lehrermangel und die fehlende Unterstützung für Kinder mit Behinderungen zeigen, dass die Bildungspolitik der Neos gescheitert ist."

Lehrermangel ungelöst

Auch der Lehrermangel bleibt laut Grünen ein massives Problem. Jede fünfte Lehrkraft in Wiens Pflichtschulen ist nicht vollständig ausgebildet und wird über Sonderverträge eingestellt. Zwar seien Maßnahmen wie das kostenlose Jobticket und Gratis-Tickets für Schulausflüge positiv, doch an den grundlegenden Problemen habe sich nichts geändert.

"Ein Kind, das heute in die Schule geht, hat nicht mehr Chancen als vor fünf Jahren", kritisiert Felix Stadler, Bildungssprecher der Grünen. "Die Neos wollten das Bildungssystem reformieren – doch stattdessen ist die Ungerechtigkeit nur noch größer geworden."

Kindergärten in der Krise

Besonders heftig fällt die Kritik an der Situation in den Wiener Kindergärten aus. Laut den Grünen fehlen in öffentlichen Einrichtungen 700 Pädagogen, in privaten noch einmal so viele. Ein weiteres Problem: 1.147 Kinder mit Behinderungen warten derzeit auf einen Kindergartenplatz – das sind 80 Prozent mehr, als Plätze zur Verfügung stehen.

Fazit: "Kein Fortschritt, keine Empfehlung"

In ihrem Gesamturteil sprechen die Grünen Wiederkehr jede Erfolgsbilanz ab. Zwar sei er engagiert gewesen, doch die Probleme hätten sich verschärft.

"Eine Empfehlung für eine weiterführende Karriere als Bildungsminister können wir nicht aussprechen", heißt es in der Bilanz der Grünen.

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 05.03.2025, 14:10, 05.03.2025, 13:04
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