Gesetz kommt

E-Mopedverbot: "Puch Maxi darf auch nicht auf Radweg"

Oft viel zu schnell und fast geräuschlos: Stadträtin Ulli Sima (SP) erklärt, warum E-Mopeds von Lieferanten nun von Radwegen verbannt werden.
Christoph Weichsler
07.07.2025, 12:13
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Immer mehr E-Mopeds düsen gefährlich schnell über die Radwege in Wien. Die Fahrzeuge wiegen bis zu 80 Kilogramm, werden rein elektrisch angetrieben und erreichen Geschwindigkeiten bis zu 45 km/h. Für viele Radfahrer und Fußgänger bedeutet das Stress, Unsicherheit und gefährliche Situationen im Straßenalltag.

Gesetz wird geändert

Ein neues Gesetz soll die E-Mopeds nun von Radwegen verbannen. Die Straßenverkehrsordnung (§2 StVO) und das Kraftfahrgesetz (§1 KFG) sollen demnächst geändert werden - damit E-Mopeds künftig nicht mehr als Fahrräder, sondern als das behandelt werden, was sie de facto sind: motorisierte Kraftfahrzeuge. Ein diesbezüglicher Gesetzesentwurf ist bereits fertig.

Konkret heißt das: E-Mopeds sollen nur noch auf der Fahrbahn erlaubt sein - mit Kennzeichen, Führerscheinpflicht, Helm und Versicherung. Auf Radwegen hätten sie dann nichts mehr verloren. Die Stadt will damit die Sicherheit auf den Radwegen erhöhen - und gleichzeitig auch den rechtlichen Rahmen an die Realität anpassen.

"Fahrräder bleiben Fahrräder"

"Durch unsere Vorschläge würden Fahrräder Fahrräder bleiben. Alles, was motorisiert ist und ohne Einsatz von Muskelkraft fährt, wird zu einem Kraftfahrzeug, was ja nur logisch ist", erklärt Stadträtin Ulli Sima. Sie betont, dass man mit der laufenden Radwegoffensive das Radfahren in Wien attraktiver und sicherer machen wolle - und dazu gehöre auch, problematische Fahrzeuge wie E-Mopeds aus dem Radverkehr zu verbannen.

"Puch Maxi darf auch nicht auf Radweg"

"Eine Puch Maxi durfte aus gutem Grund nie auf einen Radweg - es ist ja nicht einzusehen, dass das durch einen Elektromotor anders sein sollte", sagt Sima weiter. Für sie ist klar: "Klar ist: E-Mopeds müssen runter vom Radweg!"

Expertise von der TU Wien

Verkehrsplaner Harald Frey von der TU Wien bringt es auf den Punkt: "Ein durchschnittliches, kennzeichenloses E-Moped bringt 70 bis 80 kg Leergewicht auf die Waage, dazu kommt das Gewicht des Fahrers und eventuell zusätzliche Ladung. Zum Vergleich: Ein klassisches Mofa mit Verbrennungsmotor, das selbstverständlich auf der Fahrbahn fahren muss, wiegt nur 46 kg." Die Masse und Fahrdynamik der Fahrzeuge sei ein echtes Sicherheitsrisiko - insbesondere in engen Radwegbereichen.

Gerade ältere Menschen, Kinder oder unsichere Radfahrer fühlen sich durch die lautlosen, aber schweren E-Mopeds verunsichert. Frey warnt vor einer "schleichenden Gefährdung" durch diese neuen Verkehrsmittel, wenn sie nicht klar geregelt werden. Denn was auf den ersten Blick wie ein Fahrrad aussieht, kann im Ernstfall zur rollenden Gefahr werden.

Zahlen belegen: Viel zu schnell unterwegs

Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) hat bereits im vergangenen Jahr Messungen auf stark befahrenen Radwegen durchgeführt - unter anderem auf dem Rad-Highway Lassallestraße, dem Gürtelradweg und in der Hasnerstraße. Besonders E-Mopeds ohne Tretkraftunterstützung fielen dabei negativ auf: Rund 50 Prozent waren schneller als die erlaubten 25 km/h, bei 15 Prozent wurden sogar mehr als 34 km/h gemessen - und das auf flachem Gelände, ganz ohne Gefälle.

Diese Überschreitungen belegen, dass viele der Fahrzeuge technisch gar nicht mehr in den Radverkehr passen. Sie gefährden nicht nur andere, sondern auch sich selbst. Denn für sie gelten aktuell weder Helmpflicht noch Versicherung - obwohl sie in der Praxis teils schneller unterwegs sind als klassische Mopeds mit Verbrennungsmotor.

Verkehrsclubs warnen vor weiterem Stillstand

Auch von Seiten der großen Autofahrerclubs gibt es nun klare Worte. Bernhard Wiesinger vom ÖAMTC erklärt: "Da E-Mopeds in der Verkehrsunfallstatistik nicht gesondert ausgewiesen werden, ist aus dieser keine besondere Unfallträchtigkeit ersichtlich. Dennoch bekommen wir von unseren Mitgliedern, insbesondere in Ballungsräumen, regelmäßig Rückmeldungen, dass E-Mopeds und E-Scooter viel zu schnell und gefährlich unterwegs sind. Daher wäre eine Neuregelung sinnvoll."

Daniel Lindinger vom ARBÖ ergänzt: "Die Forderung, mopedähnliche Elektrofahrzeuge vom Radweg auf die Fahrbahn zu bringen, ist ein notwendiger Schritt in Richtung mehr Verkehrssicherheit - insbesondere für Radfahrende und Fußgänger. Elektromobilität ist eine Chance, aber sie braucht auch klare Rahmenbedingungen."

Neos: Deutschland zeigt, wie’s geht

Auch Angelika Pipal-Leixner, Mobilitätssprecherin der Neos Wien, unterstützt die Initiative: "Wir wollen das Radfahren attraktiver und sicherer machen, da ist diese neue Regelung ein logischer Schritt. Niemand versteht, warum für E-Mopeds andere Kriterien gelten sollten als für Mopeds mit Verbrennermotor - zumal die 25 km/h sehr oft überschritten werden."

Sie verweist auf europäische Vorbilder: "Mit der neuen Regelung ziehen wir anderen europäischen Ländern wie z.B. Deutschland nach, in denen sie sich bereits bewährt hat."

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 07.07.2025, 12:18, 07.07.2025, 12:13
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