Im Netz kursieren Milliarden Fotos – und viele davon landen bei Google. Was der Tech-Gigant alles aus deinen Bildern herauslesen kann, zeigt das Webtool "They see your photos" des indischen Softwareentwicklers und Ex-Google-Mitarbeiters Vishnu Mohandas.
Er bezeichnet seine Website als "Forschungsprojekt": Sie arbeitet mit der Google Vision API und legt offen, was diese AI-Software aus einem einzelnen Bild erkennt – oder besser gesagt – zu erkennen glaubt.
Das Prinzip der Website ist einfach: Nutzer können ein beliebiges Foto hochladen oder aus vorgegebenen Stock-Bildern auswählen. Das Bild wird dann an Googles Cloud-Vision-API gesendet, die eine ausführliche Beschreibung des Fotos generiert.
Wichtig: Wer "Theyseeyourphotos" ausprobiert, sollte nur Porträts von sich selbst hochladen. Wer ohne Zustimmung ein Foto von anderen Personen nutzt, verletzt deren Privatsphäre. Denn die Daten fließen gemäß Datenschutzerklärung auch an Drittpersonen.
Wer sein Foto hochlädt, erfährt in einem kurzen Text, welche privaten Details Google dank KI aus dem Bild filtert. Dazu gehören etwa Alter, ethnische Zugehörigkeit, Emotionen, sozialer Status, Lebensstil, Interessen.
Die KI erkennt zum Beispiel: "Frau mit kaukasischer Abstammung", "junge Berufstätige", "Einkommen zwischen 60.000 und 80.000 Euro", "möglicherweise in einer Beziehung", "Agnostiker", "Mitglied der Sozialdemokratischen Partei". Aber auch: "Spielsüchtiger", "mangelndes Selbstvertrauen", "hingezogen zu den dunkleren Seiten von Social Media" oder "Tendenz zu rücksichtslosem Fahren".
Auch das Smartphone-Modell, mit dem ein Foto aufgenommen wurde sowie Tag, Uhrzeit und Aufnahmeort kann das Tool aus den Metadaten auslesen. Zudem nennt es Produkte, die für die abgebildete Person interessant sein könnten (Beispiele: "Skiausrüstung", "Staubsauger" oder "Outdoor-Jacken"). Das kann für zielgerichtete Werbung eingesetzt werden.
Die Techno-Ethik-Expertin und HWZ-Studiengangsleiterin Cornelia Diethelm erklärt in ihrem Blog: "Es handelt sich hier nicht um ein Profiling, denn bei einem Profiling würden unterschiedliche Daten über uns, zum Beispiel aus dem Internet, zusammengezogen. Das ist hier nicht der Fall. Das Ergebnis basiert auf Wahrscheinlichkeiten. Gewisse Informationen stimmen, gewisse nicht."
Website-Betreiber Vishnu Mohandas ist ein indischer Softwareentwickler aus Indien, der 2020 seinen Job bei Google kündigte. Der Auslöser: Er erfuhr, dass Google dem US-Militär half, KI zur Analyse von Drohnenaufnahmen zu entwickeln. Mit "They see your photos" will er transparent machen, wie Google Personen aufgrund ihres Aussehens einschätzt. Für Mohandas ist "They see your photos" auch eine Marketing-Maßnahme für sein Unternehmen Ente, einem datenschutzfreundlichen Dienst zur Speicherung und Freigabe von Fotos.
Mit jedem hochgeladenen Foto geben wir persönliche Informationen preis – oft unbewusst. KI-Analysen machen deutlich, wie leicht Tech-Konzerne wie Google und andere Firmen daraus ein detailliertes Bild unseres Lebens zeichnen. Und sie zeigen, dass dies dann keine Fakten, sondern nur Einschätzungen sind, die manchmal weit daneben liegen.