US-Präsident Donald Trump teilte am Freitag auf seiner Plattform Truth Social mit, Zölle von mindestens 25 Prozent müssten von Apple an die USA bezahlt werden, wenn iPhones nicht in den USA hergestellt werden. "Ich habe Tim Cook von Apple bereits vor geraumer Zeit darüber informiert, dass ich erwarte, dass alle in den Vereinigten Staaten von Amerika verkauften iPhones auch in den USA produziert und gefertigt werden – nicht in Indien oder anderswo", schrieb Trump. Sollte dies nicht der Fall sein, sei von Apple ein Zoll in Höhe von mindestens 25Prozent an die Vereinigten Staaten zu entrichten.
Bereits zuvor hatten mit dem Start von Trumps Zoll-Krieg Konsumenten die Apple-Läden gestürmt und sie leergekauft. Der Grund: Die Menschen haben Angst, dass die begehrten Tech-Produkte mit den Zöllen des US-Präsidenten Donald Trump deutlich teurer werden. Interessierte wollten die Geräte noch "zum alten Preis" ergattern, bevor die Kosten in die Höhe schießen. Um den Panikkäufen gerecht zu werden und die Zölle zu umgehen, sandte Apple gar in der letzten Märzwoche extra fünf Flugzeugladungen iPhones innerhalb von drei Tagen aus Indien und China in die USA.
Die Sorge der Konsumenten vor steigenden Preisen beim iPhone ist nicht unbegründet. Während Apple zwar in Kalifornien seinen Hauptsitz hat, stammen die Einzelteile aus aller Welt. Auch aus solchen Ländern, die sich nun im Handelskrieg mit den USA befinden. Dabei kommen immer mehr Länder dazu, je weiter man der Lieferkette entlang folgt. Für Apple gibt es nun hauptsächlich zwei Optionen. Entweder nimmt das Unternehmen die Zölle in Kauf und behält ihre bestehende Lieferkette, oder sie verschieben alles in die USA. Wie Experten jedoch warnen, steigt der Preis wohl, egal was Apple macht.
Die wahrscheinlichere Option ist, dass die Lieferkette in großen Teilen bestehen bleibt, wie Dipanjan Chatterjee, Analyst bei Forrester Research, gegenüber "MarketWatch" sagt. Die Kosten für die Produktion würden dann allerdings durch die Zölle laut einem Reuters Report um 43 Prozent ansteigen. Bleiben die Margen gleich, würde dies den Preis eines iPhone 16 Pro Max von 1.599 US-Dollar auf 2.300 erhöhen. Die Alternative wäre ein iPhone "Made in USA". Baue man diese Lieferkette in den USA auf, "dann werden die iPhones 3.500 Dollar kosten", sagte Dan Ives, Global Head of Technology Research bei Wedbush Securities, gegenüber "CNN".
Doch allein zehn Prozent der Lieferkette in die USA zu verschieben, würde laut Ives rund 30 Milliarden US-Dollar kosten und mindestens drei Jahre dauern. Auf der Haben-Seite stehen für Apple riesige finanzielle Reserve, bestehende Hightech-Fertigungsstandorte in den USA und die Kontrolle über viele Schritte der Wertschöpfungskette wie Design, Software und Chips. Was fehlt, sind allerdings die komplette Fertigungsinfrastruktur in den USA, die Herstellung und der Zugang zu den bis zu 1.600 Komponenten eines iPhones in den USA und das Know-how in Sachen Großserien-Montage von Elektronik.
Nach Schätzungen von Experten wie IHS Markit würde ein komplett in den USA gefertigtes iPhone die Produktionskosten um 30 bis 50 Prozent erhöhen. Apple müsste dann entweder den Preis extrem erhöhen – oder die Marge drastisch senken. Ein US-Arbeiter in der Fertigung würde zudem das Vier- bis 14-fache eines chinesischen Foxconn-Arbeiters verdienen müssen – Sozialabgaben, Versicherung und Co. nicht eingerechnet. Und: Apple müsste fast sämtliche bestehenden Lieferverträge kappen – zu Samsung und LG für OLED-Displays, zu SK Hynix und Micron für Speicherchips, zu Sony für Kameras und zu China für Akkus.
Auch die Verwerfungen beim Absatz dürfen nicht außer Acht gelassen werden: Apple macht nach Schätzungen rund 20Prozent seines Umsatzes in China, eine Verlagerung könnte zu wirtschaftlichen Einbrüchen für Apple führen. Externe Beobachter halten eine kurzfristige Umsetzung eines echten "US-iPhones" in den nächsten ein bis fünf Jahren für unmöglich. Mittelfristig, also in den nächsten fünf bis zehn Jahren, sei es ebenfalls nur teilweise möglich, aber nur mit einem massiven Ausbau der Fertigung und nur für ältere Modelle. Langfristig, auf zehn bis 20 Jahre gesehen, wäre es zumindest theoretisch möglich.
Und praktisch? Dazu müsste es radikale politische und globale Umstrukturierungen sowie enorme Investitionen geben. Zudem hätte dann das "US-iPhone" vermutlich preislich und technologisch so gut wie gar nicht mehr mit den bisherigen iPhone-Modellen zu tun.