WM 2022

Einziger Italiener bei WM: So tickt Regenbogen-Flitzer

32 Spiele lang hat es gedauert, bis bei der Weltmeisterschaft in Katar der erste Flitzer auf das Feld stürmte – der einzige Italiener beim Turnier. 

Heute Redaktion
Mario Ferri ist der Regenbogen-Flitzer in Katar.
Mario Ferri ist der Regenbogen-Flitzer in Katar.
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Es war die 51. Minute der Partie Portugal gegen Uruguay (2:0) im Lusail Iconic Stadium – der Finalarena des Wüsten-Turniers in Katar – als ein Mann auf den Rasen lief. Abseits der TV-Kameras stürmte der Mann im Superman-T-Shirt und mit einer Regenbogenfahne in der rechten Hand auf den Rasen, ließ diese dann am Feld fallen. Auf der Vorderseite seines T-Shirts stand "Save Ukraine", auf der Rückseite: "Respect for Iranian Woman". 

Erst nach einem Sturmlauf von 94,1 Metern konnte der Flitzer unsanft von Securitys gestoppt werden.

In der Live-Übertragung war diese Szene nicht zu sehen gewesen. Die FIFA schneidet bei Flitzern stets weg, um deren Botschaften nicht einem Millionenpublikum zu präsentieren. Allerdings konnte man den Lauf des Mannes mithilfe der Scouting-Kamera in der Arena verfolgen. Der Schiedsrichter Alireza Faghani aus dem Iran hob die Regenbogenfahne schließlich auf und brachte sie vom Platz. 

Italiener, Fußballer, Flüchtlingshelfer

Mittlerweile ist auch bekannt, wer der mysteriöse Mann im Superman-T-Shirt ist: der einzige Italiener bei der WM: Mario Ferri, der bereits öfter die Spielfelder bei großen Fußball-Partien stürmte. Ferri ist aber auch selbst Fußballer, stand beim indischen Zweitligisten United Sports Club in Kalkutta unter Vertrag, kam im Februar aber in seine italienische Heimatstadt Pescara zurück, nachdem der Spielbetrieb wegen stark steigender Corona-Zahlen ausgesetzt wurde. 

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    Bei der Fußball-WM in Katar kämpfen 32 Teams vom 20. November bis zum 18. Dezember um den Titel. Hier die Reihenfolge der Marktwerte. 
    Bei der Fußball-WM in Katar kämpfen 32 Teams vom 20. November bis zum 18. Dezember um den Titel. Hier die Reihenfolge der Marktwerte.
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    Ferri erlebte den Ausbruch des Ukraine-Kriegs mit, wurde von einem Freund über die Fluchtbewegungen tausender ukrainischer Frauen und Kinder nach Polen informiert. Danach zögerte der 35-Jährige nicht lange, reiste selbst nach Polen, mietete ein Auto und half Flüchtenden über die Grenze, wie er "CBS" berichtete. Der Einsatz des Fußballprofis sprach sich schnell herum, Ferri erhielt viele Nachrichten von Ukrainern in sozialen Netzwerken, "30 bis 40 pro Tag", erzählte der Italiener, der sich wochenlang an der polnisch-ukrainischen Grenze engagierte. Andere, die ebenfalls halfen, verlangten sogar Geld. Das kam für den 35-Jährigen nie infrage. Stattdessen schlief der Italiener selbst in seinem Auto oder in Bussen, konnte tagelang nicht duschen. 

    Besonders in Erinnerung blieben ihm damals eine Mutter und ihr Sohn, die er nach Warschau brachte, 15 Stunden lang fuhr er. "Ich habe das gemacht, weil ich sie nicht an der Grenze lassen konnte", erzählte Ferri. Nun hat der 35-Jährige, der bereits mehrmals über Spielfelder flitzte, ganz ein anderes Ziel: Er will auf allen fünf Kontinenten Fußball spielen. Zu Saisonbeginn war er noch für Tre Fiori FC aus San Marino in der Qualifikation zur Conference League aufgelaufen, spielt nun im italienischen Unterhaus. 

    Portugal-Kicker sorgt sich

    Der Weltverband FIFA zeigte sich vom Sturmlauf des Italieners wenig begeistert. Als sich Portugals Ruben Neves nach dem Schlusspfiff in der Mixed Zone um das Wohlergehen des Flitzers sorgte, schritt schnell ein FIFA-Funktionär ein. "Ich hoffe, ihm passiert nichts. Wir alle haben seine Botschaft verstanden, die ganze Welt hat sie verstanden", sagte der Portugiese, ehe ein FIFA-Mann ihm etwas ins Ohr flüsterte...

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