Haftstrafe für "Mini-Mafiosi"

Enkeltrick mit Tränen-Show – Opfer verliert 100.000 €

Mit einem Kautions-Märchen und dem neuen "Medizintrick" erbeutete eine Bande aus Polen bei uns Millionen. Vor Gericht stand jetzt ein Mini-Ganove.
Christian Tomsits
30.10.2025, 05:30
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Die Haare im Häf’n frech zum Iro zurechtrasiert, das Gesicht voller Pickel und nur 1,66 Meter Körpergröße – dennoch soll der zwanzigjährige Pole in Deutschland, Österreich und der Schweiz als Teil einer kriminellen Organisation riesigen Schaden angerichtet haben. Am Mittwoch saß der "Klein-Kriminelle" mit gesenktem Blick am Wiener Landl. Als "Geldabholer" soll er junge Mann zumindest 240.000 Euro von drei betagten Opfern in Form von Goldmünzen, Bargeld und Schmuck erbeutet haben.

Der Trick: Die Opfer wurden telefonisch von angeblichen Verwandten in Not kontaktiert. "Die haben mir gesagt, meine Enkelin hat einen Unfall mit Todesfolge verursacht – dann haben sie mir eine Frau gegeben, die nur geweint hat", schilderte eine Oberösterreicherin den Fake-Anruf der Betrüger in "Heute", sie verlor 100.000 Euro ihres Ersparten.

Mit der Aussicht, bezahlten "Urlaub in Österreich" machen zu können, wurde der verschuldete Pole von Hintermännern angeheuert, soll die Schätze zurück in Polen auch alle übergeben haben. Nach landesweiten Ermittlungen klickten Anfang Juni für den Polen in einem Hotel in Feldkirch (Vbg.) die Handschellen, DNA-Spuren und seine unverwechselbaren Körpermaße wurden dem "Mini-Mafiosi" – der sich abwechselnd als Polizist, Gerichtsmitarbeiter oder Krankenhausmitarbeiter ausgab – zum Verhängnis.

"Mein Mandant war nur ein kleines Rädchen einer viel größere Struktur. Er spricht kein Wort Deutsch", so die Verteidigerin Agneska Turek, habe nicht gewusst, was der da tue. Der Angeklagte nickte eifrig, entschuldigte sich bei den Opfern mithilfe einer Übersetzerin.

Die Tätergruppe, die nur schwer belangt werden kann, setzte nicht nur auf den "Enkeltrick", sondern auch auf den sogenannten "Medizintrick. Dabei gibt sich ein Anrufer als AKH-Arzt aus und erklärt, dass bei einem Verwandten Darmkrebs im Endstadium festgestellt wurde und nur ein neues Medikament helfen könne, das aber privat bezahlt werden müsste. Selbst eine pensionierte Ärztin sei auf die Masche hereingefallen, warnte der Staatsanwalt.

Informationen über Namen der Opfer und deren Angehörige werden von den Betrügern oft aus Todesanzeigen und dazugehörigen Parten oder aus dem Telefonbuch herausgelesen. Fest steht: Eine "besonders vulnerable Opfergruppe" sei auf niederträchtige Weise ausgenutzt worden. Das Urteil fiel rasch: drei Jahre und drei Monate unbedingte Haft, rechtskräftig.

{title && {title} } ct, {title && {title} } Akt. 30.10.2025, 09:29, 30.10.2025, 05:30
Weitere Storys
Jetzt E-Paper lesen