Nach dem triumphalen Sieg von JJ beim Eurovision Song Contest 2025 ist ganz Österreich im ESC-Fieber – und der Run auf die Austragung des Mega-Events 2026 hat begonnen.
Während Wien und Graz als naheliegende Kandidaten gehandelt werden, melden sich nun auch zwei eher überraschende Städte mit Ambitionen: Wels und Oberwart. Doch wie realistisch ist das?
Ja, richtig gelesen: Oberwart, die drittgrößte Stadt im Burgenland, bringt sich als mögliche Gastgeberstadt ins Spiel. Bürgermeister Georg Rosner (ÖVP) erklärt, dass man "alle Voraussetzungen" habe, um ein Event wie den ESC zu stemmen.
Nur bei den Unterkünften gesteht er ein kleines "Handicap" – das man aber mit Hilfe der Nachbarorte Stegersbach und Bad Tatzmannsdorf lösen könne. Zitat Rosner: "Grundsätzlich wäre das Interesse da. Oberwart steht zur Verfügung."
Mit Verlaub: Der ESC ist kein Thermenwochenende. Die Anforderungen an Infrastruktur, Unterkunftskapazitäten, internationale Anbindung und Technik sind enorm. Der Vorschlag wirkt – sagen wir es freundlich – ambitioniert.
Auch Wels möchte mitmischen. Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) verweist auf eine neue Messehalle, die im März 2026 fertig sein soll – mit über 10.000 Quadratmetern Fläche und zentraler Lage samt Bahnanschluss. Man investiert rund 30 Millionen Euro in den Neubau. Bereits 2014 hatte Wels Interesse gezeigt, damals vergeblich.
Die neue Halle mag Großveranstaltungen tauglich sein – ob sie ESC-fit ist, steht auf einem anderen Blatt. Der Eurovision Song Contest ist nicht nur eine Fernsehsendung, sondern ein dreiwöchiges Mediengroßereignis mit tausenden Delegierten, Journalist*innen und Fans aus ganz Europa.
Sowohl Oberwart als auch Wels zeigen ein gesundes Maß an Lokalstolz und Mut. Doch der ESC stellt Anforderungen, die weit über das hinausgehen, was mittelgroße Städte üblicherweise stemmen können. Logistik, Unterbringung, Sicherheit, Infrastruktur, internationale Erreichbarkeit – all das muss auf Top-Niveau gewährleistet sein.
Wer sich schon darauf gefreut hat, dass JJ 2026 in einer burgenländischen Mehrzweckhalle und danach bei einem Feuerwehrfest in Rotenturm an der Pinka auftreten wird, dürfte eher enttäuscht werden.