Buch zeigt auf

"Es ist erschreckend" – So viel Essen schmeißen wir weg

In ihrem Buch "Aufgegessen!" zeigen Isolde und Dieter Bornemann anhand eines Experiments, wie viele Lebensmittel in vier Wochen im Müll landen.
Wien Heute
17.06.2025, 06:30
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Rund 75 Kilogramm wirft laut der Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU) jeder Österreicher pro Jahr an Lebensmitteln zu Hause in den Müll – das sind insgesamt 685.000 Tonnen: "Leider hält der Trend an. Brot ist das am meisten entsorgte Lebensmittel – eine Scheibe wirft jeder von uns laut Statistik pro Tag in den Müll. Dann folgen Obst und Gemüse sowie Milchprodukte", berichtet Isolde Bornemann.

Gemeinsam mit ihrem Mann, TV-Journalist und Fotograf Dieter Bornemann, hat sie das Buch "Aufgegessen!" (Edition Lammerhuber, 39,90 Euro) veröffentlicht. Der Band mit 110 Fotos macht die unglaubliche Verschwendung sichtbar und bietet Tipps und Tricks für Einkauf und Lagerung sowie 30 Rezepte mit Restln.

Die Autoren Isolde und Dieter Bornemann.
Christian Gross

Experiment mit Familien, Paaren und WGs

"Meine Mutter hat mir von klein auf vermittelt, dass Lebensmittel wertvoll sind. Und sie hat mir gezeigt, wie man auch aus Resten noch etwas Gutes kochen kann. Ich wollte schon immer ein Buch mit Reste-Rezepten machen", meint Food-Bloggerin ("Küchenfreundin") und Podcasterin Bornemann.

Neben den Rezepten finden sich auch die Erfahrungen von elf Familien, Paaren und Studentinnen-WGs wieder, die im Rahmen eines Experiments vier Wochen lang notiert haben, welche Lebensmittel sie wegwerfen. Nach dem Experiment wurden die notierten Lebensmittel neu gekauft und abfotografiert.

„Das Projekt war eine gute Übung – dass einem wieder bewusst wird, wie nebenbei man Essen wegwirft“
Mike (53)nahm mit seiner Familie am Experiment teil

"Wir haben im erweiterten Freundes- und Bekanntenkreis herumgefragt. Einige haben gleich mit der Begründung abgewunken, dass sie nichts wegwerfen, andere waren sofort begeistert. Alles in allem war es kein Problem, Teilnehmer zu finden", so Bornemann über den Versuch, Menschen für das Experiment zu gewinnen.

So erklärten sich etwa Mike (53), Catherine (54), Lotte (18) und Franz (14) aus Wien bereit, mitzumachen. Für den 53-jährigen Wiener war das Experiment spannend, wie er im Buch erklärt: "In meiner Kindheit hat sich der Speiseplan danach gerichtet, was an Resten noch da war. Als Kind habe ich das gehasst. Im Erwachsenwerden hat man sich ein Stück an Freiheit 'erkämpft'. Das schlechte Gewissen beim Wegwerfen ist geblieben. Und das Projekt war eine gute Übung in Geisteshaltung, dass es einem wieder bewusst wird, wie nebenbei man Essen wegwirft."

Für Mike (53), Catherine (54), Lotte (18) und Franz (14) aus Wien war das Experiment eine gute Übung.
Isolde & Dieter Bornemann / Edition Lammerhuber

Keine Lösung im Alltagschaos

Seine Frau Catherine nahm den vierwöchigen Versuch ebenfalls sehr ernst: "Ich habe versucht, es akribisch zu machen. Ich war quasi auf der Suche nach Sachen, die schlecht geworden sind. Ich habe mich immer gleichzeitig gewundert und geärgert, dass etwas schlecht geworden ist. Und ich habe reflektiert, wie ich es verhindern kann. Im Alltagschaos bin ich aber zu keiner Lösung gekommen", zeigt sie sich ernüchtert.

Auch Bornemann und ihr Mann unterzogen sich dem Selbsttest und stellten fest: "Wir haben mehr weggeworfen als gedacht." Um die Verschwendung einzudämmen, finden sich im Buch auch konkrete Tipps, damit Brot, Gebäck, Obst, Gemüse, Getreide, Milchprodukte und Käse lange gut schmecken.

Tipps gegen Lebensmittelverschwendung

▪️Weniger frische Lebensmittel auf einmal einkaufen. So behält man den Überblick, was im Kühlschrank ist und zuerst verbraucht gehört.

▪️ Das Mindesthaltbarkeitsdatum wird von zu vielen falsch als Ablaufdatum interpretiert. Besonders bei Milchprodukten sollte man sich mehr auf die Sinne verlassen, ob sie noch gut riechen und schmecken.

▪️ Eine Obstschale ist zwar hübsch, aber keine gute Idee, wenn es um die Haltbarkeit geht. Viele Obstsorten, wie Äpfel, Birnen, Pfirsiche strömen ein Reifegas aus und sorgen dafür, dass andere Obstsorten schneller verderben.

▪️ Beim Brot empfiehlt Bornemann, auf Sauerteigbrot zu setzen – es bleibt länger saftig. Wenn zu viel Brot gekauft wurde, lässt es sich auch gut einfrieren – am besten in Scheiben. Man kann es dann direkt in den Toaster stecken.

▪️ Semmeln und Gebäck vom Vortag am besten einfach mit Wasser befeuchten und bei 150 Grad im Backrohr für fünf Minuten aufbacken.

„Laut Statistik wirft jeder Haushalt Lebensmittel im Wert von 400 bis 800 Euro im Jahr weg“
Isolde BornemannAutorin von "Aufgegessen!"

"Viele Menschen haben erkannt, dass wir mit unseren Ressourcen besser haushalten müssen, da die Müllberge auch enorme Auswirkungen auf unsere Umwelt haben. Laut Statistik wirft allerdings jeder Haushalt in Österreich Lebensmittel im Wert von 400 bis 800 Euro im Jahr weg. Dieses Geld könnte man auch dafür verwenden, höherwertige Lebensmittel zu kaufen", appelliert Bornemann abschließend.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 17.06.2025, 07:07, 17.06.2025, 06:30
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