Tränen auf beiden Seiten, es ist ein historischer Tag. Um 7 Uhr unserer Zeit haben die Hamas-Terroristen die ersten sieben israelischen Geiseln freigelassen. Hoffnung keimt weltweit auf, dass zumindest eine Zeitlang die Raketen und die Waffen ruhen werden.
"Ich fühle jetzt Hoffnung und Aufregung, aber ich versuche es abzublocken, damit ich nicht gebrochen werde, sollte der Prozess nicht so ablaufen wie geplant", das sagt Tal Shoham, ein Austro-Israeli, der 505 Tage lang in Gefangenschaft der Terroristen in Gaza war.
Er sprach wenige Stunden vor Beginn der Freilassung der letzten Geiseln mit einigen Journalisten aus Österreich. Vor allem erzählte er, wie schwer es wird sich wieder in der Freiheit zurechtzufinden: "Die Rückkehr ist für jeden anders, jeder muss anders damit umgehen."
Der 39-Jährige kam vor etwas mehr als sieben Monaten frei, er hatte viel Glück: "Ich persönlich habe kaum post-traumatische Leiden gehabt – ich fühle mich deswegen gesegnet. Was mir jeden Tag seitdem Kraft gibt, sind meine zwei kleinen Kinder und meine wundervolle Frau – sie brauchen mich." Was ihm zusätzlich Antrieb gab, wieder zu funktionieren, war der Kampf, die anderen Geiseln freizubekommen.
Dennoch kennt er die Albträume, die Gesundheitsschäden, die jetzt alle Freigelassenen plagen werden: "Sobald alle Kameras abgedreht sind, beginnt es. Sie werden mitten in der Nacht aufwachen und glauben, sie sind noch in den Terroristen-Tunnels von Gaza. Sie werden von Erinnerungen heimgesucht werden, die sie Tag für Tag überwältigen werden."
Jetzt werden die 20 überlebenden Geiseln mit dem Horror ihrer Liebsten konfrontiert: "Sie werden mit schrecklichen Neuigkeiten leben müssen. Viele werden erfahren, dass geliebte Menschen verstorben sind oder von Terroristen getötet wurden."
Körperlich müssen jetzt die Folgen des Hungerns überwunden werden: "Die meisten wurden ausgehungert – nahezu bis zum Tod, wie man in Videos sehen konnte. Sie brauchen jetzt intensive medizinische Behandlung. Sie müssen von einem Arzt begleitet werden. Wenn sie einfach anfangen zu essen, kann es sie umbringen."
Tal Shoham weiß, es dauert sehr lange, bis Körper und Geist wieder umgestellt sind: "Ich kann aus Erfahrung sagen – ich bin seit acht Monaten wieder zu Hause, meine Frau und Kinder seit fast zwei Jahren –, wir müssen noch immer mit Nachwirkungen kämpfen, es kommen immer wieder neue Sachen an die Oberfläche."