Lebensmittel-Streit

"Pflanzliches Schnitzel" – EU will das bald verbieten

Das EU-Parlament berät über Verbote für Begriffe wie "Plant-based Steak". Kritik kommt von Unternehmen und dem Verein für Proteinvielfalt.
Newsdesk Heute
22.09.2025, 12:27
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Kaum hat man sich daran gewöhnt, könnte es wieder verschwinden. Auf EU-Ebene könnten schon bald neue Bezeichnungsverbote für pflanzliche Fleischalternativen kommen. Begriffe wie "100 % pflanzliches Schnitzel" oder "veganes Würstel" stehen auf der Kippe. Bereits am 7. Oktober entscheidet das EU-Parlament darüber.

Der Verein für Proteinvielfalt in Österreich schlägt Alarm und richtet einen Appell an die heimische Politik. Unterstützt wird er dabei von bekannten Unternehmen wie BILLA, Lidl Österreich, HOFER, SPAR, Berger Schinken, VeggieMeat, Mona, Kern Tec, Revo Foods und BioCraft. Laut einer APA OTS-Aussendung befürchten sie, dass solche Verbote die Konsumenten schlechter informieren, die Innovationskraft österreichischer Betriebe schwächen und wichtige EU-Ziele bei Klima, Gesundheit und Ernährungssicherheit gefährden.

Auch der Handelsverband lehnt ein entsprechendes Verbot ab. Bezeichnungen wie "veganes Würstel" und "pflanzliches Schnitzel" seinen eine wichtige Orientierungshilfe für Konsumenten beim täglichen Einkauf. "Kunden wollen auf einen Blick erkennen können, welche Produkte pflanzlich sind", meint Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. "Ein EU-weites Verbot gebräuchlicher Begriffe wie 'veganes Würsel' würde sie schlechter statt besser informieren". Und: "Wir brauchen keine weiteren Hürden und Verschlimmbesserungen der EU-Kommission, sondern eine Bürokratiebremse, mehr Wahlfreiheit und Innovation", so Will.

Im EU-Parlament wird gerade diskutiert, ob Begriffe wie "Burger", "Schnitzel" oder "Würstel" für pflanzliche Produkte generell verboten werden sollen. Die Abstimmung dazu findet am 7. Oktober statt. Zusätzlich plant die EU-Kommission, 29 weitere Bezeichnungen wie "Rind", "Huhn", "Speck" oder "Brust" in Zusammenhang mit pflanzlichen Alternativen zu verbieten. Das würde bedeuten, dass Bezeichnungen wie "100 % pflanzliches Filet Huhn-Art" oder "pflanzlicher Bacon (Speck)" nicht mehr erlaubt wären.

Die EU-Kommission meint, solche Verbote würden die Konsumenten besser informieren und die kulturelle Bedeutung von Fleischprodukten schützen. Für Verena Wiederkehr, Vorstand des Vereins für Proteinvielfalt, ist aber das Gegenteil der Fall. "Alltagsnahe Produktbezeichnungen wie etwa '100 % pflanzliches Schnitzel' bieten der wachsenden Zahl an Konsument:innen, die beim Einkauf gezielt nach pflanzlichen Alternativen suchen, eine wertvolle Orientierungshilfe. Sie vermitteln auf einen Blick, was hinsichtlich Geschmack, Textur und Zubereitung vom Produkt zu erwarten ist. Ein Verbot solcher Bezeichnungen würde Verbraucher:innen daher nicht besser, sondern schlechter informieren – und ihnen eine wichtige Grundlage für informierte Kaufentscheidungen entziehen", sagt Wiederkehr. Die Hersteller wären gezwungen, umständliche und wenig aussagekräftige Begriffe wie "pflanzliches Bratstück mit Panade" statt "100 % pflanzliches Schnitzel" zu verwenden.

Der Europäische Verbraucherverband (BEUC) sieht ebenfalls keinen Grund zur Sorge. Es gibt laut einer europaweiten BEUC-Studie keine Hinweise darauf, dass Begriffe wie "Veggie-Burger" oder "vegane Wurst" die Konsumenten in die Irre führen. Im Gegenteil: Rund 80 Prozent der Befragten finden, dass traditionelle Fleischbezeichnungen für pflanzliche Alternativen erlaubt sein sollten – vorausgesetzt, sie sind klar als vegetarisch oder vegan gekennzeichnet. Das ist ohnehin schon im EU-Recht vorgeschrieben.

Nach den geltenden EU-Regeln müssen pflanzliche Fleischalternativen ohnehin klar und deutlich als "pflanzlich" oder "vegan" in unmittelbarer Nähe der Produktbezeichnung gekennzeichnet sein. Auch der Europäische Gerichtshof hat zuletzt bestätigt, dass diese Vorschriften ausreichen, um die Konsumenten zu informieren und vor Täuschung zu schützen. Die EU-Kommission hat das ebenfalls mehrfach betont.

Hersteller pflanzlicher Fleischalternativen machen auf ihren Verpackungen deutlich, dass die Produkte "100 % pflanzlich" oder "vegan" sind. Das ist ihr Verkaufsargument. Damit die steigende Nachfrage bedient werden kann, müssen die Produkte für dich als Kunde auf den ersten Blick erkennbar sein. Eine Irreführung ist daher so gut wie ausgeschlossen.

„Würde Innovationen ausbremsen“

Der Markt für pflanzliche Produkte wächst rasant. "Neue EU-Verbote für die Vermarktung pflanzlicher Alternativen würden Innovationen ausbremsen und sowohl Start-ups als auch etablierte Unternehmen in ihrer Markenbildung und Produktentwicklung erheblich einschränken. Österreich würde dadurch wertvolle Chancen verlieren, sich als Innovationsstandort in einem global wachsenden Zukunftsmarkt zu positionieren", warnt Wiederkehr. Außerdem würden solche Verbote zu mehr Bürokratie und zusätzlichen Kosten führen, weil Kennzeichnungen und Verpackungen komplett überarbeitet werden müssten – ohne echten Nutzen für den Verbraucherschutz.

Der Verein für Proteinvielfalt ruft daher die Bundesregierung und die österreichischen Vertreter im Europäischen Parlament auf, sich für moderne Regelungen einzusetzen, die Innovation fördern, fairen Wettbewerb ermöglichen, Nachhaltigkeit stärken und den Wirtschaftsstandort Österreich unterstützen.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 22.09.2025, 17:11, 22.09.2025, 12:27
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