Treibhausgasemissionen, Wasserverbrauch, Flächenbedarf und energieintensive Transporte: Unser Essverhalten hat großen Einfluss auf die Umwelt. Eine pflanzenbasierte Ernährungsweise gilt gemeinhin als umwelt- und klimafreundlicher als eine Ernährung mit tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch, Milchprodukten und Eiern. Das liegt unter anderem daran, dass die Produktion pflanzlicher Lebensmittel deutlich weniger Treibhausgasemissionen verursacht als die Tierhaltung.
Zudem benötigt die Erzeugung tierischer Produkte mehr landwirtschaftliche Fläche, da neben Weiden, Ställen und Gehegen auch große Flächen für den Anbau von Futtermitteln beansprucht werden. Dies führt häufig zur Abholzung von Wäldern und zum Verlust von Ökosystemen. Auch der Wasserverbrauch ist bei tierischen Produkten im Vergleich zu pflanzlichen Lebensmitteln in den meisten Fällen höher.
"In einer repräsentativen Umfrage, die wir in Auftrag gegeben hatten, nannten 45 Prozent der Befragten ökologische Gründe für eine vegane oder vegetarische Lebensweise.
Neben dem Tierwohl und ethischen Argumenten ist Nachhaltigkeit somit einer der Hauptbeweggründe", berichtet Renato Pichler, Präsident und Geschäftsführer von Swissveg, der größten Interessenvertretung vegan und vegetarisch lebender Menschen in der Schweiz.
Zahlreiche Studien belegen, dass eine stärker pflanzenbasierte Ernährung – ob vegan, vegetarisch oder flexitarisch – Vorteile für Umwelt und Klima bringt. Ein wichtiger Meilenstein in der Forschung rund um nachhaltige Ernährung in den letzten zehn Jahren war die Veröffentlichung des wissenschaftlichen Berichts der EAT-Lancet-Kommission zur Planetary Health Diet im Jahr 2019.
Dabei handelt es sich um einen globalen Referenzrahmen für eine nachhaltige Ernährung, die sowohl die Gesundheit des Menschen fördert als auch die Belastungsgrenzen unseres Planeten respektiert.
Der Referenzrahmen empfiehlt, mehr Obst, Gemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte zu essen und den Konsum von Fleisch und Milchprodukten zu reduzieren. Auf die Veröffentlichung des Berichtes folgende länderspezifische Untersuchungen zeigen, dass diese Umstellung gerade in wohlhabenden Ländern wie Österreich gut machbar ist, ohne dass Nährstoffe fehlen.
Ist eine pflanzenbasierte Ernährung immer umwelt- und klimafreundlicher als die omnivore? Was gilt es dabei zu beachten? Und kann man sich auch ohne den kompletten Verzicht auf tierische Produkte nachhaltig ernähren? Wir haben zwei Forscherinnen zum Thema umwelt- und klimafreundliche Ernährung befragt.
"Wer den Konsum von tierischen Produkten reduziert und stattdessen auf wenig verarbeitete pflanzliche Proteinquellen wie Hülsenfrüchte oder Sojaprodukte wie Tofu, Tempeh, Sojadrinks und -joghurt sowie texturiertes Soja setzt, kann einen spürbaren Beitrag zum Umweltschutz leisten", sagt Nadine Schweiger, Wissenschaftliche Assistentin an der Berner Fachhochschule und gesetzlich anerkannte Ernährungsberaterin.
Doch wie nachhaltig sind gängige Fleischersatzprodukte? "Pflanzliche Fleischalternativen gelten laut aktueller Studienlage als deutlich klima- und umweltfreundlicher als tierische Produkte.
So verursacht zum Beispiel die Herstellung von 100 Gramm eines sojabasierten Fleischersatzes nur etwa ein Drittel der Treibhausgasemissionen, die bei der Produktion von 100 Gramm Pouletfleisch entstehen würden. Auch der Wasserverbrauch und der Flächenbedarf fallen bei pflanzlichen Alternativen oft wesentlich geringer aus als bei der konventionellen Fleischproduktion", erklärt Maiken Maier, Postdoktorandin an der ETH Zürich.
"Pflanzliche Fleischersatzprodukte sind in der Regel umwelt- und klimafreundlicher als tierische Produkte", bestätigt Schweiger. "Allerdings sind hochverarbeitete pflanzliche Ersatzprodukte wie vegane Burger, Würstchen oder Käseersatz meist weniger nachhaltig als unverarbeitete pflanzliche Proteinquellen wie Hülsenfrüchte oder Nüsse und wenig verarbeitete Produkte wie Tofu nature."
Renato Pichler von Swissveg empfiehlt zudem, auf Produkte mit Flugimport zu verzichten: "Im Gegensatz zu anderen Transportarten, die nur einen geringen Einfluss auf die Ökobilanz von Lebensmitteln haben, wirkt sich der Flugtransport deutlich stärker auf die Umwelt aus."
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass eine vegane Ernährung mit regionalen, saisonalen und möglichst wenig verarbeiteten Lebensmitteln in der Regel umwelt- und klimafreundlicher ist als eine omnivore Ernährungsweise.
"Doch auch Menschen, die sich nicht vegan ernähren, können die Umwelt- und Klimabilanz ihrer Ernährung deutlich verbessern, indem sie vermehrt pflanzliche Lebensmittel oder pflanzenbasierte Alternativen in ihren Speiseplan integrieren und tierische Produkte bewusst und mit Maß konsumieren. Auch eine vegetarische beziehungsweise flexitarische Ernährung kann also einen wirksamen und wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten", betont Maiken Maier von der ETH Zürich.