Zuckerfabrik geschlossen

"Leben von Substanz": So wenig Zuckerrüben wie noch nie

Der Rübenbauernbund warnt. Eine Fabrikschließung und Freihandelsabkommen erschweren die Zuckerverarbeitung. Bauern reduzieren nun Anbauflächen.
Niederösterreich Heute
23.07.2025, 06:45
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So wenig Zuckerrüben wie dieses Jahr gab es noch nie. Die Anbaufläche schrumpfte auf 25.000 Hektar, das ergibt ein Minus von über 40 Prozent. Die AMA spricht von einem historischen Tiefstand.

Markus Schöberl, Direktor des Rübenbauernbund NÖ und Wien, sieht vor allem das Freihandelsabkommen mit der Ukraine als federführende Kraft für den Rückgang.

„Wir blieben auf unserem Zucker sitzen.“
Markus SchöberlDirektor des Rübenbauernbund NÖ und Wien

"Aus Solidarität – und wegen der niedrigen Preise – haben viele osteuropäische Länder angefangen ukrainischen Zucker zu kaufen und wir blieben auf unserem sitzen", erklärt er im "Heute"-Gespräch wie Agrana, der Lebensmittelkonzern, welcher die Rüben weiterverarbeitet, viele Kunden verlor.

Die Nachfrage und der Preis ist somit bereits in den letzten Jahren  stark gesunken. Dieses Jahr haben sich die Bauern nun entschieden mit neuen Methoden dagegen zu wirken. So wurden anfangs rund 28.000 Hektar besäht. Das waren fast 20.000 Hektar weniger als im Vorjahr. Durch Schädlingsbefall, vor allem durch den Rüsselkäfer, dezimierte sich die Zahl noch einmal auf 25.000 Hektar.

Tulln statt Marchfeld – und nur ein Werk

Im März die nächste schlechte Nachricht. Die Agrana Zuckerfabrik in Leopoldsdorf (Bezirk Gänserndorf) und Hrušovany (Tschechien) wird zusperren. Der Anbau hatte bereits begonnen. Jetzt müssen alle Karten auf den Standort Tulln gesetzt werden.

"Wir sind damals noch von zwei Standorten ausgegangen. Jetzt müssen wir mit nur einer Fabrik auskommen – das verlängert die Kampagne erheblich und macht die Verarbeitung deutlich anspruchsvoller", erklärt Schöberl die Schwierigkeiten.

„Je frischer die Rübe, desto besser.“
Markus SchöberlDirektor des Rübenbauernbund NÖ und Wien

Die Ernte soll mit Dezember und die Verarbeitung bis Anfang Februar abgeschlossen sein. Somit bleiben die Rüben maximal zwei Monate unbearbeitet liegen. "Je frischer die Rübe, desto besser. Aber niemand muss sich Sorgen machen – auch mit nur einer Fabrik bleibt die Verarbeitung gesichert. Es bleibt nichts am Feld liegen", versichert der Direktor.

Für die Zukunft sei es jedoch sinnvoll nur etwa 22.000 bis 23.000 Hektar zu bepflanzen. Alles darüber hinaus sei für eine einzige Fabrik schwer zu stemmen, heißt es vom Experten.

Stabilisierung soll Zukunft sichern

Die komplette Zuckersparte steht momentan extrem unter Druck. Die Preise sind bedrohlich niedrig und auch andere Ländern Europas müssen den Anbau zurückschrauben. Eine kostendeckende Produktion sei praktisch unmöglich, heißt es vom Rübenbauernbund.

„Wir leben derzeit von der Substanz.“
Markus SchöberlDirektor des Rübenbauernbund NÖ und Wien

"Wir leben derzeit von der Substanz. Niemand weiß, wie sich der Markt weiterentwickelt. Aber unser Ziel ist klar: Wir hoffen, dass sich bis 2026 oder 2027 die Preise wieder stabilisieren und wir wieder kostendeckend – idealerweise sogar gewinnbringend – produzieren können."

Mais jubelt, Raps verliert

Aber eine positive Seite hat die kleine Rübenernte. Körnermais profitiert zum Beispiel, laut AMA-Mehrfachanträge-Analyse am meisten von dem Zuckerrübenrückgang. Mit einem Plus von mehr als 13.000 Hektar im Vergleich zum Vorjahr wächst seine Anbaufläche am stärksten.

All Time Favourite bleibt auch 2025 der Weichweizen mit einer Fläche rund 241.000 Hektar und einem Plus von fast 3.500 Hektar kann ihm keiner das Wasser reichen. Diesen Herbst hatte das Getreide laut AMA besonders trockene und günstige Anbaubedingungen.

Auch bei Sonnenblumen, Kürbis, Hafer und Dinkel wurde ein Plus auf den Feldern gezählt. Weniger gefragt war hingegen Roggen und Raps.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 23.07.2025, 08:40, 23.07.2025, 06:45
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