"China-Restaurant-Syndrom"

Verrufener Geschmacksverstärker feiert Küchen-Comeback

Für viele hat Glutamat einen schlechten Ruf, doch es kehrt in die Küche zurück. Ob es ungesund ist und wann und bei welchen Gerichten es sich lohnt.
Heute Life
26.07.2025, 14:15
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Mit Mononatriumglutamat (MNG) – im Volksmund Glutamat genannt – wird in der chinesischen Küche schon seit 100 Jahren gekocht. Es verlor jedoch an Popularität, als einige über Taubheitsgefühle und Herzklopfen klagten, nachdem sie in China-Restaurants gegessen hatten. Trotzdem fangen immer mehr Leute an, das umstrittene "Gourmet-Pulver" ihren Lieblingsgerichten wieder beizugeben.

Was ist Glutamat?

Mononatriumglutamat ist ein Natriumsalz der Glutaminsäure, einer der Aminosäuren, aus denen Proteine bestehen. Es kommt natürlich in Lebensmitteln wie reifem Käse, Fisch, Rindfleisch, Paradeiser oder Knoblauch vor. Glutamat sorgt dafür, dass der würzige und "fleischige" Geschmack, der unter "umami" bekannt ist, in Speisen verstärkt wird. Tatsächlich wurde der Geschmacksverstärker früher aus Algenbrühe gewonnen, aber heute wird es durch die Fermentierung von Stärke in Zuckerrüben, Zuckerrohr und Melasse hergestellt.

Verrufen ohne Grund

Trotz gegenteiliger Beweise hält sich die Theorie, dass Glutamat gefährlich sei. Sein berühmt-berüchtigter Ruf geht auf eine Falschmeldung zurück, die 1968 im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde. Robert Ho Man Kwok, ein chinesisch-US-amerikanischer Arzt, behauptete damals, nach einem Essen in einem China-Restaurant Herzklopfen, Taubheitsgefühle und Müdigkeit verspürt zu haben. Er vermutete, dass der Geschmacksverstärker daran schuld sein könnte.

Mit dem Verzehr von Glutamat wurden nicht nur jene Symptome in Verbindung gebracht, sondern auch Kopfschmerzen, Nesselsucht, Schwellungen im Hals, Juckreiz und Bauchschmerzen. Eine Kontrollstudie aus den 90er-Jahren zeigte jedoch keinen Unterschied bei diesen Symptomen zwischen Personen, denen Glutamat verabreicht wurde, und solchen, die ein Placebo erhielten. Inzwischen wurde jene Untersuchung durch eine Überprüfung zahlreicher Studien bestätigt.

Auf Social Media gehypt, oder?

Ein TikToker, der es liebt, mit Glutamat zu kochen, ist Logan Moffitt. Der Influencer ist durch seine Gurkensalat-Videos im letzten Jahr viral gegangen, in die er gerne eine Menge MNG gibt.

MSG-Symptom-Komplex

Grundsätzlich könnte eine geringe Prozentanzahl von Menschen sensibel auf den Geschmacksverstärker reagieren. So eine Reaktion wird MSG-Symptom-Komplex genannt. Die Symptome sind mild, halten nur für eine bedingte Zeit an und müssen normalerweise nicht unbedingt behandelt werden. In einer Studie wurden 100 Probanden mit Asthma untersucht, von denen 30 Teilnehmer meinten, überempfindlich auf das Natriumglutamat zu reagieren. Als die Personen blind den Geschmacksverstärker konsumierten, meldete keiner von ihnen eine Reaktion.

Solltest du damit kochen?

Glutamat beizugeben empfiehlt sich bei:

  • Wenn du den Geschmack von Fleisch, Pilzen, Tomaten oder Käse intensivieren willst.
    Glutamat kommt in natürlichen Lebensmitteln vor (z.B. Parmesan, getrocknete Tomaten, Sojasauce), und als Zusatz hebt es diesen Geschmack hervor.
  • In Brühen und Suppen: MSG kann Brühen einen kräftigen, runden Geschmack geben, ohne viel Salz hinzuzufügen.
  • In asiatischen Gerichten: Viele asiatische Rezepte nutzen natürlicherweise glutamathaltige Zutaten (z.B. Kombu-Algen, fermentierte Sojaprodukte), und auch MSG als Zusatz wird oft eingesetzt.
  • Wenn du weniger Salz verwenden willst: Glutamat verstärkt den Geschmack, sodass du oft mit weniger Salz auskommst.

Jedenfalls sparsam einsetzen! Ein kleines bisschen reicht meistens. Zu viel kann den Geschmack künstlich oder zu "umami-lastig" machen.

{title && {title} } red, {title && {title} } 26.07.2025, 14:15
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